Die ersten warmen Frühlingstage bedeuten für jedes Eiscafé Hochbetrieb. Eigentlich. Im Eiscafé Cristallo herrscht an diesen warmen Tagen jedoch weitgehend gähnende Leere. Statt fauchender Kaffeemaschine, die frischen Espresso brüht, hört man hier nur hämmernden Baulärm. Und auch in anderen Geschäften rund um den Marktplatz bleiben derzeit die Kunden aus.
Eiscafé Cristallo: Deutliche Einbüßen
„Wir haben rund 70 Prozent Umsatzeinbußen“, beklagt Jorge Gomes vom Eiscafé Cristallo. Dort, wo normalerweise die Gäste im Freien sitzen und ihr Eis oder ihren Cappuccino genießen, reicht aktuell die Baustelle bis an die große Schiebetür. Auch drinnen ist nicht viel los.
„Erst Corona, dann die Inflation, jetzt Baustelle.“Jorge Gomes, Eiscafé Cristallo
Die Baumaschinen, die derzeit die Pflastersteine bis auf das Betonfundament vom Marktplatz entfernen, dröhnen so laut, dass eine Unterhaltung praktisch nicht möglich ist. „Normalerweise sind wir sieben bis acht Mitarbeiter, derzeit reichen zwei“, beschreibt Gomes, der sich und seinen Betrieb jetzt zum dritten Mal gebeutelt sieht. „Erst Corona, dann die Inflation, jetzt Baustelle.“
Vogel Textilien und Kurzwaren: Warten auf Kundschaft
Auch Mechthild Vogel auf der anderen Seite des Marktplatzes wartet derzeit sehnlichst auf Kundschaft in ihrem Textilgeschäft. „Von allen Seiten stehen jetzt Bauzäune, die Kunden finden den Eingang gar nicht“, klagt sie. Obwohl sie mehrere großformatige Transparente aufgehängt hat, die den Weg zum Eingang weisen.

Viele ihrer überwiegend auswärtigen Kunden, die das Sortiment des Textil- und Kurzwarengeschäfts, vor allem das Angebot an Tag- und Nachtwäsche schätzen, hätten sich aufgrund der Baustellen- und damit verbundenen erschwerten Parksituation „direkt abgemeldet und gesagt, dass sie vorerst nicht mehr kommen werden“.
Jetzt sitzt sie auf der Sommerware und weiß nicht, wie sie Lagerkapazitäten für die bevorstehende Herbstware schaffen soll. „Ich geb ja schon das ganze Jahr Rabatt auf meine Ware.“ Einen Teil der Herbstkollektion einfach abzubestellen, ginge laut Vogel nicht. „Da muss ich so hohe Strafen zahlen, dass ich die Ware auch gleich nehmen kann.“

Stern Imbiss: Kunden bestellen weniger telefonisch
Entspannter sieht die Sache Zafer Ekincioglu vom Stern Imbiss. „Ja, wir haben auch deutlich weniger Betrieb“, sagt er. „Vor allem die Kunden, die telefonisch bestellen, fallen derzeit weg, weil sie keinen Parkplatz finden.“

Was für ihn aber viel ärgerlicher ist als die Kunden, die nicht kommen, sind die, die telefonisch eine Bestellung aufgeben, dann keinen Parkplatz finden und einfach nicht kommen. „Da kann ich die zubereitete Ware direkt wegwerfen.“
Allzu großen Groll hegt Ekincioglu dennoch nicht, auch der Lärm sei auszuhalten. „Wir motivieren uns damit, dass nachher alles viel schöner sein wird. Wir haben Corona überstanden und die Inflation, wir überstehen auch diese Baustelle“, sagt der Dönermann und lacht.