Das Problem ist nicht neu, gerät aber in diesen Tagen wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit: In Apotheken herrscht Arzneimittelnotstand. Wir haben in den St. Georgener Apotheken nachgefragt, welche Medikamente derzeit knapp sind, woran es liegt und wie die Kunden reagieren.  

 

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In der Rathaus-Apotheke stehen derzeit 250 Positionen auf der so genannten Defektliste, wie Apotheker Bernhard Lobmeier sagt. „Das sind nicht zwingend 250 Medikamente, sondern Einheiten mit demselben Wirkstoff.“ Besonders gravierend ist der Notstand bei Blutdrucksenkern, Schilddrüsenmedikamenten und Antidepressiva. Auch das Schmerzmittel Ibuprofen ist teilweise nicht verfügbar. Mehrmals am Tag müssen Bernhard Lobmeier und sein Team die Kunden, die ein Rezept einlösen wollen, unverrichteter Dinge wegschicken. Und er kann sie auch nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt vertrösten. „Zugesagte Liefertermine vom Großhandel können oft nicht eingehalten werden.“

Lauter rote Kreuze

Von der Situation sind alle drei St. Georgener Apotheken gleichermaßen betroffen. Thomas Schöllhorn von der Apotheke an der Lorenzkirche gewährt einen Einblick in die Bestellsoftware und macht die Situation an einem Medikament für Psychopharmaka deutlich. Lauter rote Kreuze signalisieren: keine Verfügbarkeit. „Von fünf Anbietern kann kein einziger das Medikament liefern.“ Selbst Generika, also Präparate, die in der Zusammensetzung dem Original gleichen, aber deutlich günstiger verkauft werden, sind ausverkauft.

„Deutschland bekommt, was übrig bliebt“

Als Adressat für den Unmut, den die Kunden loswerden möchten, nennt Thomas Schöllhorn „das Gesundheitssystem“. Die Krankenkassen drücken die Preise für die Herstellung der Arzneimittel und fordern von den Apotheken, dass sie nur die vier günstigsten Generika abgeben dürfen. „Das ist ja klar, dass diese schnell ausverkauft sind.“ Die Arzneimittelproduktion findet heute vor allem im Ausland in Ländern wie Indien und China statt. Weil andere Länder höhere Preise bezahlen, werden diese bevorzugt beliefert. „Deutschland bekommt das, was übrig bleibt“, bringt es Lobmeier auf den Punkt.

„Müssen aufpassen“

Christian Hubert betreibt neben der St. Georgs-Apotheke noch zwei weitere Apotheken und bezieht seine Arzneimittel von Großhändlern. Aber auch damit kann er nicht verhindern, dass manche Arzneimittel nicht vorrätig sind. „Die Kunden reagieren unterschiedlich und wir versuchen, das Beste draus zu machen.“ So werde jeweils in Absprache mit dem behandelnden Arzt versucht, alternative Medikamente zu finden. Die Situation ist für den Apotheker selbst sehr ärgerlich. „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht kaputt sparen.“