Eine Tür, die sich öffnet wie die Blende einer Fotokamera. Ein sich selbst desinfizierender Kugelschreiber. Spulen für Elektromotoren aus Aluminium statt Kupfer. Und ein Ohr aus menschlichem Gewebe aus dem 3-D-Drucker. Die Erfindungen der Sieger beim Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar ließen die geladenen Gäste aus Wirtschaft und Regionalpolitik jetzt bei der offiziellen Preisübergabe ein ums andere Mal staunen.

Oder wie es Manfred Kühne von der Hochschule Furtwangen ausdrückte, der mit seinem Hochschulkollegen Markus Hoch die Jury bildete, die aus zahlreichen Bewerbungen letztlich die Gewinner auswählen musste: „Es gab eine extreme Bandbreite, kaum ein wissenschaftlicher Bereich wurde ausgelassen.“

Preisträger und Gratulanten beim Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar (von links): Georg Hiltner (Handwerkskammer Konstanz), ...
Preisträger und Gratulanten beim Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar (von links): Georg Hiltner (Handwerkskammer Konstanz), Manfred Kühne (Preiskomitee), OB Jürgen Roth, Markus Hoch (Preiskomitee), Johannes Frank, Bo Armbruster, Bernhard Ketterer (alle Ketterer Druckguss KG), Xavier Canton, Harald Knauf, Angelika Conen (alle Burger Pen AG), Landrat Sven Hinterseh, Arendt Gruben (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse), Marius Jäger, Jonathan Jäger, Hubert Jäger (alle Jäger Engeneering GmbH), Dirk Hellekes (Preisträger), Florian Klausmann (stv. Vorstandsvorsitzender der Sparkasse) und Thomas Albiez (Hauptgeschäftsführer IHK). | Bild: Sprich, Roland

Nach mehrjähriger Unterbrechung hatte die Sparkasse Schwarzwald-Baar jetzt wieder den Innovationspreis für mittelständische Unternehmen aus dem Geschäftsgebiet des Bankhauses vergeben.

Wie Arendt Gruben, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, sagte, habe man die Preisverleihung während der Coronazeit bewusst ausgesetzt, „um niemanden unnötig in Gefahr zu bringen.“

Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik bilden den feierlichen Rahmen für die Verleihung des Innovationspreises.
Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik bilden den feierlichen Rahmen für die Verleihung des Innovationspreises. | Bild: Sprich, Roland

Aufgrund der hohen Qualität der eingesandten Bewerbungen entschied sich die Jury, gleich zwei erste Preise zu vergeben.

Leichtere und billigere Spulen für Elektromotoren

Einer davon ging an die Ketterer Druckguss KG in Furtwangen. Das Unternehmen entwickelte ein neues Verfahren zur Herstellung von Aluminium-Spulen als künftigen Ersatz für Kupfer-Spulen, bislang das Herz von Elektromotoren.

Die Ketterer Druckguss KG in Furtwangen hat ein neues Verfahren zur Herstellung von Aluminium-Spulen als künftigen Ersatz für ...
Die Ketterer Druckguss KG in Furtwangen hat ein neues Verfahren zur Herstellung von Aluminium-Spulen als künftigen Ersatz für Kupfer-Spulen entwickelt, bislang das Herz von Elektromotoren. Das Gewicht beträgt nur ein Drittel und der Preis für Aluminium liegt deutlich unter dem von Kupfer. | Bild: Michael Pohl / Sparkasse Schwarzwald-Baar

„Die Aluminium-Spulen können einfach und nach Aufgabenstellung individuell gegossen werden. Das Gewicht beträgt nur ein Drittel und der Preis für Aluminium liegt deutlich unter dem von Kupfer“, hob Kühn hervor.

Kunststoff-Kugelschreiber desinfiziert sich selbst

Ein weiterer erster Preis ging an die Burger Pen AG, einen Schweizer Kugelschreiberhersteller mit einer Zweigniederlassung in Schönwald. Dessen prämierte Erfindung ist ein neuartiger Einsatz eines klinischen Kunststoffs für die Herstellung von Kugelschreibern.

Sie sehen aus wie normale Kugelschreiber, aber die Aufschrift „antimikrobiell“ signalisiert schon die außergewöhnliche ...
Sie sehen aus wie normale Kugelschreiber, aber die Aufschrift „antimikrobiell“ signalisiert schon die außergewöhnliche Eigenschaft dieser Schreibgeräte der Burger Pen AG aus Schönwald: Die Kunststoffoberfläche desinfiziert unter Einwirkung von Licht selbst. | Bild: Michael Pohl/Sparkasse Schwarzwald-Baar

„Diese Kunststoffoberfläche desinfiziert sich durch eine physikalisch-chemische Reaktion unter Einwirkung von Licht selbst“, so Kühn. Für den Anwender seien die Inhaltsstoffe dabei unbedenklich.

Der Jury-Sprecher sagte der Erfindung noch viele weitere Einsatzgebiete voraus für alle Oberflächen, die von vielen Menschen berührt werden, etwa Türklinken. Die beiden ersten Preise sind mit jeweils 3500 Euro dotiert.

Schnell schließende Automatiktür

Der zweite, mit 2000 Euro dotierte Preis ging an die Jäger Engineering GmbH aus Königsfeld für die Entwicklung eines Raptor-Eye. Dabei handelt es sich um eine schnell öffnende und wieder schließende Automatiktür zum schnellen Be- und Entladen von Werkzeugmaschinen in einer Produktionsanlage. „Etwa, wenn verhindert werden muss, dass Dämpfe entweichen.“ Die Konstruktion ähnelt dem Blendenverschluss einer Fotokamera.

Ohr wächst wieder nach

Den mit 1000 Euro geförderten Start-up-Preis bekam Dirk Hellekes. Der Plastische und Wiederherstellungschirurg aus Villingen-Schwenningen arbeitet an einem Forschungsprojekt für die vitale Knorpelrekonstruktion aus dem 3-D-Drucker.

Individuell per 3-D-Druck hergestellte Ohr-Formen, die das Bild zeigt, nehmen körpereigenes Knorpelmaterial auf. Der Kunststoff löst ...
Individuell per 3-D-Druck hergestellte Ohr-Formen, die das Bild zeigt, nehmen körpereigenes Knorpelmaterial auf. Der Kunststoff löst sich dann parallel zum Knorpelwachstum auf. Und am Ende ist ein neues Körperteil entstanden, das als Ersatz implantiert werden kann, wenn das ursprüngliche Organ fehlt. Darum geht es beim prämierten Forschungsprojekt von Dirk Hellekes, Plastischer und Wiederherstellungschirurg aus Villingen-Schwenningen. | Bild: Michael Pohl / Sparkasse Schwarzwald-Baar

Dabei werden aus körpereigenem Knorpelmaterial durch Tumorerkrankungen, Wachstumsstörungen oder Unfälle fehlende Ohren oder Nasenteile nachgebildet. Das Knorpelmaterial wird in die aus dem 3-D-Drucker rekonstruierten Implantatformen aus Kunststoff gefüllt und implantiert.

Der Kunststoff löst sich parallel zum Knorpelwachstum auf und am Ende ist ein neues Körperteil entstanden.

Nachhaltigkeitsexperte Christian Berg aus Kiel erklärt, wie die Unternehmen ihren Beitrag leisten können und müssen, um das Ziel der ...
Nachhaltigkeitsexperte Christian Berg aus Kiel erklärt, wie die Unternehmen ihren Beitrag leisten können und müssen, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. | Bild: Sprich, Roland

Nach der Preisverleihung referierte Nachhaltigkeitsexperte Christian Berg aus Kiel über das Thema, welchen Beitrag die Wirtschaftsunternehmen im Bereich Nachhaltigkeit leisten können und müssen.

Es sei höchste Zeit für eine Nachhaltigkeits-Transformation. „Unternehmen müssen zeigen, dass sie mit der Transformation Probleme lösen und nicht welche schaffen.“

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren