Eine Tür, die sich öffnet wie die Blende einer Fotokamera. Ein sich selbst desinfizierender Kugelschreiber. Spulen für Elektromotoren aus Aluminium statt Kupfer. Und ein Ohr aus menschlichem Gewebe aus dem 3-D-Drucker. Die Erfindungen der Sieger beim Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar ließen die geladenen Gäste aus Wirtschaft und Regionalpolitik jetzt bei der offiziellen Preisübergabe ein ums andere Mal staunen.
Oder wie es Manfred Kühne von der Hochschule Furtwangen ausdrückte, der mit seinem Hochschulkollegen Markus Hoch die Jury bildete, die aus zahlreichen Bewerbungen letztlich die Gewinner auswählen musste: „Es gab eine extreme Bandbreite, kaum ein wissenschaftlicher Bereich wurde ausgelassen.“

Nach mehrjähriger Unterbrechung hatte die Sparkasse Schwarzwald-Baar jetzt wieder den Innovationspreis für mittelständische Unternehmen aus dem Geschäftsgebiet des Bankhauses vergeben.
Wie Arendt Gruben, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, sagte, habe man die Preisverleihung während der Coronazeit bewusst ausgesetzt, „um niemanden unnötig in Gefahr zu bringen.“

Aufgrund der hohen Qualität der eingesandten Bewerbungen entschied sich die Jury, gleich zwei erste Preise zu vergeben.
Leichtere und billigere Spulen für Elektromotoren
Einer davon ging an die Ketterer Druckguss KG in Furtwangen. Das Unternehmen entwickelte ein neues Verfahren zur Herstellung von Aluminium-Spulen als künftigen Ersatz für Kupfer-Spulen, bislang das Herz von Elektromotoren.

„Die Aluminium-Spulen können einfach und nach Aufgabenstellung individuell gegossen werden. Das Gewicht beträgt nur ein Drittel und der Preis für Aluminium liegt deutlich unter dem von Kupfer“, hob Kühn hervor.
Kunststoff-Kugelschreiber desinfiziert sich selbst
Ein weiterer erster Preis ging an die Burger Pen AG, einen Schweizer Kugelschreiberhersteller mit einer Zweigniederlassung in Schönwald. Dessen prämierte Erfindung ist ein neuartiger Einsatz eines klinischen Kunststoffs für die Herstellung von Kugelschreibern.

„Diese Kunststoffoberfläche desinfiziert sich durch eine physikalisch-chemische Reaktion unter Einwirkung von Licht selbst“, so Kühn. Für den Anwender seien die Inhaltsstoffe dabei unbedenklich.
Der Jury-Sprecher sagte der Erfindung noch viele weitere Einsatzgebiete voraus für alle Oberflächen, die von vielen Menschen berührt werden, etwa Türklinken. Die beiden ersten Preise sind mit jeweils 3500 Euro dotiert.
Schnell schließende Automatiktür
Der zweite, mit 2000 Euro dotierte Preis ging an die Jäger Engineering GmbH aus Königsfeld für die Entwicklung eines Raptor-Eye. Dabei handelt es sich um eine schnell öffnende und wieder schließende Automatiktür zum schnellen Be- und Entladen von Werkzeugmaschinen in einer Produktionsanlage. „Etwa, wenn verhindert werden muss, dass Dämpfe entweichen.“ Die Konstruktion ähnelt dem Blendenverschluss einer Fotokamera.
Ohr wächst wieder nach
Den mit 1000 Euro geförderten Start-up-Preis bekam Dirk Hellekes. Der Plastische und Wiederherstellungschirurg aus Villingen-Schwenningen arbeitet an einem Forschungsprojekt für die vitale Knorpelrekonstruktion aus dem 3-D-Drucker.

Dabei werden aus körpereigenem Knorpelmaterial durch Tumorerkrankungen, Wachstumsstörungen oder Unfälle fehlende Ohren oder Nasenteile nachgebildet. Das Knorpelmaterial wird in die aus dem 3-D-Drucker rekonstruierten Implantatformen aus Kunststoff gefüllt und implantiert.
Der Kunststoff löst sich parallel zum Knorpelwachstum auf und am Ende ist ein neues Körperteil entstanden.

Nach der Preisverleihung referierte Nachhaltigkeitsexperte Christian Berg aus Kiel über das Thema, welchen Beitrag die Wirtschaftsunternehmen im Bereich Nachhaltigkeit leisten können und müssen.
Es sei höchste Zeit für eine Nachhaltigkeits-Transformation. „Unternehmen müssen zeigen, dass sie mit der Transformation Probleme lösen und nicht welche schaffen.“