Vor- und Nachteile der Vier-Tage-Woche werden in der Wirtschaft kontrovers diskutiert. Im Schwarzwald-Baar-Kreis wird dieses Modell nur in ganz wenigen Betrieben angeboten. Eine Ausnahme ist in Donaueschingen der Elektrobetrieb Sibold/Retec-Merz. Er ist in den Bereichen Fotovoltaik und regenerative Energien beheimatet.
Seit zwei Jahren verpflichtend
Inhaber und Geschäftsführer Bernhard Merz hat in beiden Betriebszweigen vor drei Jahren die Vier-Tage-Woche eingeführt. Zunächst geschah das auf freiwilliger Basis mit vier Tagen, an denen zehn Stunden gearbeitet wurde.
Seit zwei Jahren wurde das Modell Vier-Tage-Woche mit 36 Arbeitsstunden bei vollem Lohnausgleich bei allen Mitarbeitern verpflichtend eingeführt.
Der regenerative Bereich arbeitet von Montag bis Donnerstag, im Elektrobereich mit Kundendienst wird zwischen freiem Montag und Freitag abgewechselt, sodass auch am Freitag bis 17 Uhr ein Ansprechpartner vor Ort ist.
Bernhard Merz sieht in diesem System nur Vorteile. Die Mitarbeiter seien wesentlich entspannter, motivierter, belastbarer, flexibler und würden im Notfall auch mal länger bleiben.
Einen wesentlichen Vorteil sieht der Geschäftsführer in Zeiten des Fachkräftemangels. So konnte er schon zwei Facharbeiter aus der Industrie für seine Firma gewinnen.
Vier geschenkte Wochenstunden
Oliver Wehrle ist für die technische Projekt-Realisierung bei Retec Merz zuständig. Er lebt in Dittishausen und hat das Angebot vor einem Jahr angenommen, ist allerdings bei großem Arbeitsaufwand auch schon mal freitags anzutreffen.
„Wir bekommen von unserem Chef vier Wochenstunden geschenkt, die Arbeit macht Spaß, das Betriebsklima ist top – da ist es doch selbstverständlich, dass man sich entsprechend für das Unternehmen einsetzt“, sagt er.
Der Mehrwert sei für alle spürbar, so würde man in diesen neun Stunden effektiver arbeiten. In seiner Freizeit kann sich der Elektrotechnikermeister und Fachkraft für Solartechnik seinem Hobby, dem Radfahren, widmen.
Alle privaten Termine würden nun auf den freien Freitag gelegt, sodass keine Arzt-Termine während der Arbeit in Anspruch genommen werden müssen.
Stadtverwaltung Donaueschingen
Für die Stadt Donaueschingen informiert Pressesprecherin Beatrix Grüninger, dass es derzeit für die Vollbeschäftigten der Stadtverwaltung keine Vier-Tage-Woche gebe.
Die Thematik sei im Bereich der öffentlichen Kommunalverwaltung als Dienstleistungsbetrieb sehr komplex. „Selbst wenn die Online-Angebote Zug um Zug erweitert werden, sind hinreichende Präsenz-Zeiten zu gewährleisten“, sagt sie.

Teilzeitbeschäftigte könnten im Einvernehmen mit Amtsleitungen sowie Personalverwaltung flexible Arbeitszeiten vereinbaren, die ihnen eine Vier-Tage-Woche ermöglichen.
Für die Mitarbeiter bestehe hiernach die Möglichkeit, innerhalb eines Gleitzeitrahmens den Beginn und das Ende der täglichen Arbeitszeit in Absprache mit dem Vorgesetzten frei zu wählen.
Sick
Auf Anfrage bei der Firma Sick antwortet die Leiterin der Personalabteilung Dagmar Kohn wie folgt: „Die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich ist aktuell bei Sick nicht geplant. Möchten Mitarbeitende vier Tage die Woche arbeiten, ist das durch individuelle Teilzeitlösungen möglich.“

Fürstenberg-Brauerei
Bei der Fürstenberg-Brauerei informiert Ilona Zimmermann, dass derzeit das Vier-Tage-Woche-Modell nicht umgesetzt werde. „Stattdessen setzen wir auf flexible Arbeitszeit-Modelle, welche die Work-Life-Balance unserer Mitarbeitenden unterstützen“, so Zimmermann.
Dazu gehöre unter anderem eine flexible Regelung, die 50 Prozent Arbeitszeit umfasse und es ermögliche, den Arbeitsalltag zum Beispiel im Homeoffice flexibler und eigenverantwortlicher zu gestalten. „Darüber hinaus sind wir offen für individuelle Vereinbarungen“, sagt die Brauerei-Sprecherin.

Arbeitgeberverband
Lisa-Maria Allramseder, Geschäftsführerin beim Arbeitgeberverband Südwestmetall, teilt mit, dass bislang die Vier-Tage-Woche in nur sehr wenigen Betrieben üblich sei. „Die Unternehmen stehen vor extremen Herausforderungen, da steht die Vier-Tage-Woche nicht im Vordergrund.“
Betriebe, die über eine Vier-Tage-Woche nachdenken, mochten sich einen Vorteil bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung erhoffen. Solange dies nur einzelne Betriebe machten, könnte diese Hoffnung aufgehen. Je mehr Betriebe davon Gebrauch machten, desto mehr würde dieser Wettbewerbsvorteil aber wegfallen. Zudem stünden zahlreiche flexible Arbeitsmodelle zur Verfügung.