Ist ein Kind schwer erkrankt, leidet die gesamte Familie. Die Angst um das Kind, die Ungewissheit über den Krankheitsverlauf und Sorgen um die Zukunft sind psychisch belastend.

Im Sommer vergangenen Jahres wurde bei der damals dreijährigen Nora Leni Wagner ein Retinoblastom, ein Tumor im Auge, entdeckt. Die Erkrankung war bereits so weit fortgeschritten, dass die Entfernung des linken Auges erfolgen musste.

„Heute kann Nora Leni als geheilt betrachtet werden“, freut sich Stefan Weis, der Chefarzt der Kinderonkologie und Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Nachsorgeklinik Tannheim für die Familie. Doch er weiß, dass die Erkrankung Spuren hinterlassen hat.

Nora Lenis Auge wurde durch einen künstlichen Augapfel ersetzt. Jetzt kann sie nur noch mit einem Auge sehen. Dadurch sind das räumliche Sehvermögen und das Sichtfeld begrenzt. „Anfänglich fiel sie zum Beispiel oft hin, weil sie Dinge, die im Weg lagen, einfach nicht gesehen hat“, berichtet Stefan Weis. Nora Leni war oft unsicher, traute sich nichts mehr zu; Treppengehen war schwierig, Klettern gar unmöglich.

Jetzt traut Nora Leni sich wieder etwas zu

In der Nachsorgeklinik Tannheim wurde ein Behandlungsplan erstellt. Durch physiotherapeutisches Training werden zum Beispiel ihre grobmotorischen, und durch Ergotherapie besonders ihre feinmotorischen Fähigkeiten geschult. „Das ist für die vierjährige Nora Leni sehr anstrengend. Sie macht das aber so toll, dass bereits nach zwei Wochen sehr gute Fortschritte festzustellen waren“, sagt Stefan Weis. Nora Leni läuft, ja klettert bereits viel sicherer und ist auch selbstbewusster geworden; sie traut sich wieder etwas zu.

So wie Nora Leni gewinnen auch die anderen jungen Patienten durch die engen Kontakte mit weiteren betroffenen Kindern und Jugendlichen, durch die intensive therapeutische Begleitung, durch die Stärkung positiver Erfahrungen während der Rehabilitation in Tannheim Mut, neue Kraft und neue Lebensfreude

„Die meisten bösartigen Erkrankungen können bei Kindern heute geheilt werden. Man muss aber einen Weg finden, die Folgen für die Seele und den Körper zu überwinden oder gut mit ihnen leben zu können“, beschreibt der Kinder- und Jugendonkologe eine der Aufgaben der Nachsorgeklinik.

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Stefan Weis, Chefarzt der Kinderonkologie und Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Nachsorgeklinik Tannheim
Stefan Weis, Chefarzt der Kinderonkologie und Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Nachsorgeklinik Tannheim | Bild: Cornelia Putschbach

Immun-Chemotherapie und Strahlentherapie können ebenso wie notwendige Tumoroperationen bedeutsame physische und psychische Nebenwirkungen und Folgen verursachen. Zum Beispiel kann die Knochenkrebserkrankung an einem Bein die Entfernung betroffener Knochen erfordern. Der Patient muss dies psychisch verarbeiten und das Laufen mit Prothese neu lernen.

In der Nachsorgeklinik Tannheim stehen nicht nur die körperlichen Defizite im Fokus. Die damit einhergehenden Ängste und Sorgen müssen auch seelisch verarbeitet werden.

Eine lebensbedrohliche Krebserkrankung zerstört das Urvertrauen

Stefan Weis erklärt: „Eine plötzlich auftretende lebensbedrohliche Krebserkrankung zerstört das Urvertrauen der betroffenen Kinder und Jugendlichen, besonders aber auch das Vertrauen der Eltern in die körperliche und geistige Unversehrtheit ihrer Kinder. Gerade die Eltern junger Kinder entwickeln dann aber oft einen ungeahnten Kampfeswillen und gehen körperlich und seelisch bis an die absoluten Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sie erbringen Höchstleistungen wie ein Leistungssportler, die schließlich in totaler Erschöpfung münden.“

Im Mittelpunkt der Behandlung steht daher nicht nur der Patient, sondern auch die gesamte Familie mit Eltern und Geschwistern. Denn Ziel ist die körperliche und seelische Stabilisierung aller Familienmitglieder. Sie schöpfen in der Reha neue Kraft für die Bewältigung des Alltags.

Die allermeisten Kinder blühen richtig auf

„Wir erleben hier in der Reha, dass die allermeisten Kinder im Laufe der vier Wochen wieder richtig aufblühen, trotz zum Teil noch verbleibender Einschränkungen wieder mit verbesserten motorischen Fähigkeiten und neuer Lebensfreude nach Hause fahren. Im gleichen Zug geht es dann meist auch den Eltern und Geschwistern besser“, berichtet Stefan Weis.

In der Nachsorgeklinik werden so die gestellt: Auf dem richtigen Gleis befindlich, steht der endgültigen Genesung der meisten an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen nichts mehr im Wege.

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