Die Krisen in der Welt schnüren die Tannheimer Nachsorgeklinik immer mehr ein. Zusätzlich zu den Corona-Herausforderungen im Therapie-Haus bei Villingen-Schwenningen verschärfen Energiekrise und Inflation die Lage der Einrichtung im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Haus will mit einem mutigen Schritt nach vorne reagieren. Dazu braucht es wieder die Hilfe der SÜDKURIER-Leser: Mit ihren Spenden soll eine Erweiterung des Therapieangebots gelingen. Die große SÜDKURIER-Spendenaktion 2022 ist eröffnet.

Mit stimmig ausbalanciertem Wachstum möchte das Haus vor allem zwei Problempunkte lösen:

1. Wartezeit beträgt bis zu eineinhalb Jahren

Es gibt je nach Therapiebedarf Wartezeiten von bis zu eineinhalb Jahren für eine oft so dringend notwendige Behandlung. Dem will die Einrichtung nun Rechnung tragen: Die Behandlungs-Möglichkeiten bei Tannheim sollen markant vergrößert werden. „Die Wartezeiten sind für die Familien wirklich unerträglich“, sagt Geschäftsführer Roland Wehrle.

2. Es soll ein neues Ökologie-Zeitalter beginnen

Die Reha-Spezialisten aus dem Schwarzwald, die sich vor allem schwerst erkrankten Kindern und ihren Familien widmen, möchten mit dem Ausbau-Vorhaben auch die eigene Zukunft mit absichern. Mehr Patienten bedeutet für das über 15 Jahre am Therapie-Markt vertretene Haus mehr Einnahmen. Aber: Der Schritt zur Erweiterung ist führt auch in ein neues Ökologie-Zeitalter. Mit regenerativen Energien wollen sich die Tannheimer zusätzlich angesichts in die Höhe schnellender Kosten für Strom und Wärme neu aufstellen.

Bild 1: Jetzt für Tannheim spenden! Kinder-Klinik erweitert, um Schwerkranken schneller helfen zu können
Bild: Schönlein, Ute

Zur schwieriger gewordenen Lage gibt es auch ein klares Bekenntnis der Geschäftsführer Roland Wehrle und Thomas Müller: „Nur die stetige Anpassung und Fortschreibung unserer Konzeption an die Bedürfnisse unserer Patienten und deren Familienangehörigen sichert das Überleben der Klinik und hat Tannheim stets ausgezeichnet“, formuliert es Wehrle.

Die Nachsorgeklinik muss sich nicht allein in noch größere Dimensionen bewegen. Aus der Ortschaft signalisiert Ortsvorsteherin Anja Keller ganz klar: „Wir im Ort stehen hinter der Klinik. Das sage ich für die Bürger, für die Vereine, für uns alle hier.“

Tannheims Ortsvorsteherin Anja Keller bekennt sich klar zur Klinik. Hier ein Bild von Dezember 2021.
Tannheims Ortsvorsteherin Anja Keller bekennt sich klar zur Klinik. Hier ein Bild von Dezember 2021. | Bild: Jörg-Dieter Klatt

Diese Positionierung der örtlichen Bürgergesellschaft sei viel mehr als eine Selbstverständlichkeit. Das Klinikgelände darf in Tannheim als in der Gemeinde integriert gelten, immer wieder besuchen Vereine und Gruppen aus dem Ort die Einrichtung und sorgen dort auch für Programm und damit für willkommene Abwechslung.

Wo die Klinik zunächst weitere Betten anbieten wollte

Dass die Nachsorgeklinik am Stammsitz in Tannheim erweitert, ist nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. Seit zuletzt vier Jahren prüfte die Einrichtung, möglicherweise im Raum Berlin ein zweites Haus in Betrieb zu eröffnen. Erwogen wurde dies deshalb, weil es große Nachfrage aus dem Osten Deutschlands für Therapiemöglichkeiten gibt. Tannnheims Berliner Pläne, weit gereift in einem Bestandsgebäude am Rande der Hauptstadt, sind mittlerweile verworfen.

„Kommen dem Wunsch der Akutkliniken nach“

Wehrle und Müller begründen den Erweiterungs-Kurs so: Die seit Jahren ständig wachsende Nachfrage, die man nicht annähernd erfüllen könne, habe sie bewogen, diese begrenzte Erweiterung zu machen. „Wir kommen damit dem Wunsch der Akutkliniken in Deutschland sowie der Betroffenenverbände nach“, so Wehrle. Müller ergänzt: „Es war immer unser Ziel, möglichst vielen betroffenen Patienten Hilfe anbieten zu können, deshalb heißt unser Leitsatz: Miteinander von Herzen geben.“

So helfen Sie direkt mit Ihrer Spende

Haben sich für 2023 viel vorgenommen: Kinderkrebs-Nachsorgeklinik Tannheim. Roland Wehrle (links) und Thomas Müller (rechts).
Haben sich für 2023 viel vorgenommen: Kinderkrebs-Nachsorgeklinik Tannheim. Roland Wehrle (links) und Thomas Müller (rechts). | Bild: Hans-Juergen Goetz

Ein entscheidender Faktor für den Ausbau-Schritt im Schwarzwald waren die sich immer weiter zuspitzenden Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Zwei weit voneinander entfernte Standorte hätten die Herausforderung noch einmal vergrößert. Wächst die Tannheim-Klinik nun am Stammsitz, ist mit ausgefeilter Organisation und Flexibilität wohl mancher Engpass kurzfristig überbrückbar, hoffen die Verantwortlichen.

„Unser Haus darf kein Großklinikum werden.“
Roland Wehrle, Geschäftsführer

„Mit dem Ausbau ist die endgültige Kapazität von Tannheim erreicht. Unser Haus darf kein Großklinikum werden, sondern die Atmosphäre der Begegnung muss ermöglicht bleiben. Dies ist ein wesentlicher Kern der medizinisch-therapeutischen Arbeit“, sagt Roland Wehrle. Besonders wichtig ist den Geschäftsführern, dass die Mitarbeiter bei dem Projekt mitgenommen werden. „Sonst geht das alles gar nicht“, sagt Müller.

Was kostet das Vorhaben?

Auf sechs Millionen Euro sei das Gesamtprojekt derzeit taxiert. Darin enthalten seien „die komplette Erstellung und Inneneinrichtung inklusive Außenanlage und Möblierung“, so Müller. Hinzu kommen die Kosten der Parkplätze – „hier liegt noch kein zu erwartender Preis vor.“

Wie lange dauert der Anbau?

„Wir hoffen im kommenden Jahr 2023 die baurechtlichen Fragen klären zu können, um möglichst zum Ende des Jahres mit dem Bau zu beginnen, sagt Müller. Für die Bauzeit sei ein Jahr veranschlagt.

Wofür spenden die SÜDKURIER-Leser genau?

„Ausschließlich sollen die Spenden der Aktion des Jahres 2022 für die Erweiterung der Behandlungsplätze verwendet werden“, macht Roland Wehrle klar.

Und wie steht‘s um das Projekt Kinderhaus, für das die SÜDKURIER-Leser 2021 gespendet haben? Die Baugrube ist ausgehoben, derzeit laufen Gebäude-Sicherungsarbeiten, dann soll der Rohbau in Angriff genommen werden, Wehrle. „Wir hoffen, im Juli 2023 das Projekt abschließen zu können.“

Das ist das große Projekt zur SÜDKURIER-Spendenaktion 2022

Die Tannheimer Nachsorgeklinik im Herbst 2022. Umfangreiche Erweiterungen sollen nun neue Behandlungsplätze schaffen.
Die Tannheimer Nachsorgeklinik im Herbst 2022. Umfangreiche Erweiterungen sollen nun neue Behandlungsplätze schaffen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Zwei- und dreigeschossig werden die Anbauten gestaltet. In acht Apartments wird die Klinik 40 zusätzliche Therapieplätze für die Familienorientierte Reha schaffen. Weiter entstehen Büros, Gesprächs- und Behandlungsräume.

Ausbau auch für verwaiste Familien

„Durch die Erweiterungsbauten können wir darüber hinaus künftig zu den bisher vorhandenen 80 Plätzen für verwaiste Familien weitere 16 Plätze für diese Familien im Jahr schaffen“, sagt Wehrle

Auch die Stiftung wird umplatziert

Wie bedeutsam der Ausbau-Schritt sein wird, erschließt sich bei der Betrachtung der neuen Lagepläne. Sogar die Stiftung, die das Haus mitträgt, wird auf dem Gelände umplatziert. Ziel sei es, so Wehrle weiter, mit einer neuen Anordnung und Bündelung von Bereichen hausinterne Wege für Patienten und Mitarbeiter möglichst kurz zu halten.

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