Mehr als 1000 örtliche Vereine und Narrenzünfte in Südwestdeutschland widmen sich der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Im Jahr 2014 wurde sie in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen. Die Unesco ist die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation.
Die Initiative für die Bewerbung ging dabei von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte aus, welche stellvertretend für die zahlreichen aktiven Zünfte in Deutschland und der Schweiz die Urkunde von der deutschen Unesco-Kommission überreicht bekam. Auch Vereine aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis haben sich gesondert bei der Unesco gemeldet und ihre Zünfte eintragen lassen.
Erleichterung bei Zuschussanträgen

Die Schnuferzunft Pfohren ist ein Verein, dem diese ganz persönliche Auszeichnung zuteil wurde: „Wir sind von der Schwarzwälder Narrenvereinigung darauf aufmerksam gemacht worden, dass es die Möglichkeit gibt, sich als Verein in das immaterielle Kulturerbe eintragen zu lassen.“
„Wir mussten da nicht lange überlegen und haben die nötigen Papiere sofort ausgefüllt“, erzählt Kevin Dörr, der Schriftführer der Schnuferzunft. Man erhoffe sich von der Eintragung nicht zuletzt, leichter staatliche Zuschüsse beantragen zu können.

Schutz vor Klagen
Ein weiterer wichtiger Punkt sei, die Wichtigkeit von Fasnetstraditionen für die Geschichte und Identität der Region zu unterstreichen: ‚Wir haben miterlebt, was in diesem Jahr in Villingen passiert ist, als eine Person die Fasnet gerichtlich verbieten lassen wollte. Solche Umstände können wir umgehen, in dem wir ganz klar machen: Die Fasnet hat in der Region eine besondere Tradition und Berechtigung“, argumentiert Roland Wehrle aus Furtwangen, der seit 26 Jahren Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte ist.
Die schwäbisch-alemannische Fasnet, sagt er, sei eine bedeutende Kulturentwicklung im Südwesten Deutschlands die jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Menschen erfreue.
Der tief im Volk verwurzelter Brauch mit vielen, von Ort zu Ort unterschiedlichen, Ausprägungen habe dringend als Gesamtheit einen besonderen Schutzstatus verdient.

Deshalb hat sich die Vereinigung nach dem Anschluss Deutschlands an die internale Unesco-Kommission im Jahr 2013 dazu entschieden, einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Als Deutschlands ältester Narrenverband habe man es als wichtigen Auftrag gesehen die traditionellen Fasnetsbräuche in ihrer ursprünglichen Form zu dokumentieren und zu bewahren.
Derzeit gehören dem Verband 69 Mitgliedszünfte und sieben Gastzünfte an. Das Verbandsgebiet der Vereinigung erstreckt sich von Wangen im Allgäu bis Offenburg, vom Hochrhein bis Stuttgart-Bad Cannstatt. Es umfasst sogar fünf Kantone in der Schweiz.
„Natürlich geht die schwäbisch-alemannische Fasnet weit über unseren Verband hinaus. Jeder, der seit mindestens zwei Generationen dieses Brauchtum lebt, hat die Möglichkeit, seine Traditionen schützen zu lassen“, erklärt Wehrle.
Bedroht durch staatliche Reglementierungen
Bedroht sieht er die Tradition auch durch staatliche Reglementierungen. Es gebe eine Fülle von behördlichen Auflagen, die teilweise die Ausübung alter Traditionen erschweren: „Die Tradition der Saubloter, einer getrockneten Schweinsblase, die an einen Stock gebunden und beim Umzug mitgeführt wird, stand schon auf der Kippe, weil laut EU-Recht Schlachtabfälle nicht nach außen getragen werden dürfen“, erklärt Wehrle. Hier habe man dank Kulturerbe eine Ausnahme erwirken können.
„Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder die schwäbisch-alemannische Fasnet noch so leben und praktizieren können, wie es seit Generationen der Fall ist“, fasst Wehrle den Auftrag seines Verbandes zusammen. Dank der UNESCO dürfte diese Aufgabe besser zu meistern sein.