Überall fehlen Fachkräfte. Metzger schließen Filialen, die Industrie schwächelt – nicht weil Aufträge und Kunden fehlen, sondern das Personal. Teils gibt es kreative Ansätze, das Problem zu lösen.
Auch im sozialen Bereich fehlen die Mitarbeiter: „Der Fachkräftemangel hat besonders im Pflegebereich und bei der Betreuung älterer Menschen spürbare Konsequenzen“, schreibt der Caritasverband Schwarzwald-Baar in einer Pressemitteilung.
Um auch langfristig die bisherigen Pflegeleistungen aufrecht erhalten zu können, rekrutiert die Caritas für den Schwarzwald-Baar-Kreis schon seit einigen Jahren im Ausland. Gesucht sind Menschen, die in ihrem zukünftigen Berufsleben im Pflegebereich in Deutschland tätig sein möchten.
In welchen Ländern die Caritas sucht
Beim Verband ist Dorothee Stegmaier mit dieser Aufgabe betraut. Sie unterhalte Kontakte zu Ländern wie Vietnam, Indien, Indonesien oder den Philippinen. Das Ziel: Fachkräfte, Auszubildende oder Freiwilligendienstleistende für die Pflege anwerben.
Aktuell sind beim Caritasverband Schwarzwald-Baar nach eigenen Angaben mehrere aus dem Ausland stammende Mitarbeitende tätig. Vier von ihnen sind im Villinger Altenheim St. Lioba beschäftigt.
Wie fühlen sie sich fernab ihrer Heimat und welche Herausforderungen sind auf sie zugekommen?
Ideen gegen Fachkräftemangel in der Region
Aus Indonesien: Sie kann schon Schwäbisch
Isna Solihah ist als Au-Pair aus Indonesien nach Deutschland eingereist. Nach ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in der Pflege hat die 25-Jährige die Ausbildung Pflegefachfrau erfolgreich absolviert und arbeitet nun als Fachkraft. Sie fühlt sich richtig wohl.

„Ich habe schon viel gelernt, sogar ein paar Sätze schwäbisch“, sagt Isna Solihah. Da sie gerne Reis esse und das ein Stück Heimat für sie bedeute, koche sie gerne ihr Essen selbst.
Aus Indien: Sie wird Pflegefachkraft
Maria Sebastian ist nach dem FSJ und der einjährigen Ausbildung zur Altenpflegehelferin aktuell in der Ausbildung zur Pflegefachkraft. In Villingen lebt die 20-Jährige gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen in einer Wohngemeinschaft.

Die Ausbildung bei der Caritas sei sehr gut, in Indien hingegen müssten teure Kurse besucht werden und der Verdienst sei dann sehr gering. Sie bringe die geforderten Sprachkenntnisse auf B2 Niveau zwar mit, aber richtig Deutsch lerne sie über den Beruf, findet die junge Frau.
Von den Philippinen: Er zieht Deutschland vor
Paulo Peru von den Philippinen ist in seinem Heimatland ausgebildete Fachkraft im Pflegebereich und kam über eine Agentur zum Caritasverband.

Der 32-jährige hat in Deutschland den mehrmonatigen Weg der Anerkennung als Fachkraft durchlaufen. Paulo Peru ist nun stolz, inzwischen anerkannte Fachkraft zu sein. Er habe viele Angebote auch aus anderen Ländern gehabt, aber: „Die deutsche Sprache hat mich gereizt“, erklärt der Pflegefachmann.
Aus Vietnam: Er will mit Menschen arbeiten
Niklas Phan hat seinen Weg über eine Kooperation mit einer Sprachschule in Vietnam direkt in die Ausbildung zum Pflegefachmann gefunden. „Ich wollte immer mit Menschen arbeiten und der Pflegeberuf ist krisensicher“, erklärt der 20-Jährige.

In seiner Heimat Vietnam habe er bereits ein gutes Deutsch gelernt und sei an der dortigen Sprachschule selber schon als Aushilfslehrer für Deutsch tätig gewesen. Er hofft, dass seine Eltern ihn einmal besuchen werden.