Im Wahlkreis 286 heißt der klare Sieger CDU. Ebenfalls zweistellige Ergebnisse fahren SPD und AfD ein, sowohl bei den Erst-, als auch bei den Zweitstimmen. Wie beurteilen die kleinen Parteien und der parteilos angetretene Louis Weißer das Ergebnis?

Ein bitterer Tag für die Liberalen

Als „sehr bitter, dass es so gelaufen ist, und sehr schade“, bezeichnet FDP-Kandidat Mark Hohensee das Ergebnis. Die Liberalen sind am Sonntag an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert und somit nicht mehr im Bundestag vertreten.

Mark Hohensee.
Mark Hohensee. | Bild: Jens Hagen

Die FDP habe im Wahlkreis wie auch in den Nachbarkreisen einen engagierten Wahlkampf geführt. „Scheinbar haben wir die Bevölkerung aber nicht mehr überzeugt – im Gegensatz zur jüngsten Kommunalwahl, als es noch deutlich besser lief“, sagt Mark Hohensee am Montag, 24. Februar. Offenbar gebe es eine große Diskrepanz zwischen den Menschen vor Ort und den Akteuren auf Bundesebene, was die Wählergunst betreffe.

Kein Frust über persönliches Ergebnis

Dass er selbst nicht in den Bundestag einzieht – er erzielte 3,5 Prozent der Stimmen – ist für Hohensee keine große Enttäuschung: „Ich habe weder einen Job verloren noch einen gewonnen“, sagt der Bauingenieur. Bei seinem Listenplatz – es war Platz 18 – sei ihm bewusst gewesen, dass die Wahrscheinlichkeit, ins Parlament gewählt zu werden, nicht ganz so hoch sei.

Auch in schwierigen Zeiten an Bord bleiben

Er persönlich habe sich dennoch sehr gerne engagiert und sei auch grundsätzlich dazu bereit, an einer Neuausrichtung der Partei mitzuarbeiten. Eine erste Konsequenz sei mit der Rückzugserklärung von Christian Lindner am Sonntagabend bereits gezogen worden. Hier werde jedes FDP-Mitglied für sich überlegen müssen, ob es den künftigen Weg mitgehe oder nicht.

„Ich würde auch mit anpacken, wenn es gerade schwer ist“, sagt er. Eine Parteimitgliedschaft zeichne sich auch dadurch aus, dass man in schwierigen Zeiten an Bord sei.

Volt-Kandidatin ist zufrieden

Volt-Kandidatin Selina Schmidt hat im Wahlkreis Schwarzwald-Baar 1,2 Prozent der Stimmen erzielt und liegt damit über dem Bundesschnitt der Partei: Bei den Erststimmen kommt Volt auf 0,8 Prozent der Stimmen, bei den Zweitstimmen sind es 0,7 Prozent.

Selina Schmidt.
Selina Schmidt. | Bild: Block, Andreas

„Ich bin tatsächlich zufrieden“, sagt die Studentin der mathematisch-technischen Softwareentwicklung am Montag, 24. Februar. Sie habe sich über jede der insgesamt knapp 1400 Stimmen im Wahlkreis gefreut.

Selina Schmidt will politisch aktiv bleiben

Das Gesamtergebnis der Wahl, vor allem der hohe Zuspruch für die AfD, sei erschreckend. „Aber ich versuche immer, alles positiv zu sehen: Fast 80 Prozent der Menschen möchten nicht, dass die AfD an der Macht ist.“

Sie selbst werde sich selbstverständlich auch weiterhin politisch engagieren, sagt die Volt-Kandidatin. Auch eine Landtagskandidatur sei für sie vorstellbar.

Positive Überraschung für Heinrich Alexandra Hermann

„Ich bin überrascht, dass es doch so viele sind. Positiv überrascht, mehr erwartet habe ich aber nicht“, sagt Heinrich Alexandra Hermann zum Wahlergebnis der Linken. 5295 Erststimmen erhielt Heinrich Alexandra Hermann im Wahlkreis, die Linke kam auf 5,1 Prozent der Zweitstimmen. Es sei klar gewesen, dass die Chancen nicht so hoch seien.

Heinrich Alexandra Hermann (Linke).
Heinrich Alexandra Hermann (Linke). | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für das Wahlergebnis sei sicherlich auch das Alter entscheidend: „Das sieht man, wenn man sich die Ergebnisse U18-Wahl anschaut. Dort sind wir ganz klar in Führung“, so Heinrich Alexandra Hermann. Dennoch gebe es Stammwähler, die immer gleich wählen würden.

„Ich betrachte mich als Mensch für das Volk und mit dem Volk. Und wenn das Volk anderer Meinung ist, dann ist das so“, erklärt Heinrich Alexandra Hermann. Die Linke werde die Wahlergebnisse durchgehen und auch direkt Wähler ansprechen, um zu erfahren, „wo der Schuh drückt“. Alles andere werde sich dann zeigen.

Weißer schließt Landtags-Kandidatur aus

Louis Weißer, der als parteiloser Kandidat ins Rennen gegangen war, bewertet das Wahlergebnis so: „Es zeigt deutlich, dass die Menschen, in der großen Masse, noch nicht für meine freiheitlichen Gedanken offen sind beziehungsweise diese sogar explizit ablehnen.“

Louis Weißer (parteilos).
Louis Weißer (parteilos). | Bild: Göbel, Nathalie

Stattdessen scheine aktuell in der Mehrheit der Bevölkerung das Bedürfnis nach einer straffen Führung von oben herunter vorhanden zu sein. „Das respektiere ich. Passt aber nicht zu meiner eigenen inneren Einstellung“, sagt er.

Eine Kandidatur für die Landtagswahl schließe er momentan aus. Da er sich keiner Partei mehr anschließen werde, würden die Chancen dort nicht wirklich besser aussehen. „Es gibt auch andere Wege und Möglichkeiten, die Menschen von meinen Werten und Einstellungen zu überzeugen“, sagt Louis Weißer. Darauf werde er sich zukünftig fokussieren.

Vor Ort mitgestalten

Sein Gemeinderats- und Ortschaftsratsmandat führe er selbstverständlich weiterhin aus. „Es macht Freude, direkt vor Ort mitzugestalten. Außerdem entspricht es meiner Haltung von: weniger Berlin, mehr Heimat“, sagt er.

Leon Dold ist mit Ergebnis zufrieden

„Ich kann für mich mit den Zahlen zufrieden sein“, sagt Leon Dold nach der Bundestagswahl. Er erhielt 2933 Erstimmen im Wahlkreis, die Freien Wähler 2066 Zweitstimmen.

Den Wahlkampf beschreibt er als „stressige Zeit“, da er gleichzeitig mit seiner Abschlussprüfung als Elektroniker für Energie und Gebäude beschäftigt war. „Diese habe ich noch in der Wahlwoche erfolgreich abgelegt“, erzählt Leon Dold. „Aber trotzdem war ich mit den fast 3000 Stimmen sehr zufrieden.“

Leon Dold (Freie Wähler)
Leon Dold (Freie Wähler) | Bild: Mario Ganz