Ein Bier, das trinke ich im Festzelt aber wohl kaum zum festlichen Weihnachtsschmaus über die Feiertage! Diese Aussage Lügen strafen konnte Fürstenberg-Braumeister Michael Ringlstetter bei einem exklusiven Biertasting für SÜDKURIER-Leser. Und zum Schluss hatte er sogar noch eine ganz besondere Überraschung parat.
Ringlstetter ist nicht nur diplomierter Braumeister, er ist außerdem Biersommelier und er leitet das Brauwerk der Fürstenberg Brauerei. Er nahm die zehn Teilnehmer mit auf eine geschmackliche Reise durch die Welt der Biere – mit so mancher Besonderheit. Dazu gibt es etliche Informationen rund um die Geschichte und die Technik rund um die Herstellung von Bier.

„Bier muss man leben“, macht Ringlstetter eingangs den Berufsethos der Brauer deutlich. Im Fürstenberg Brauwerk, der Schau- und Besuchs-Brauerei hatte er sechs Biere vorbereitet. Nicht nur welche von Fürstenberg selbst, sondern auch internationale Sorten, die man nicht jeden Tag zu probieren bekommt.
Ein Bier braucht alle Sinne
„Zum Verkosten werden alle Sinne eingesetzt“, erklärt Ringlstetter. Zuerst zählt der visuelle Eindruck: Die Farbe, wie feinporig ist der Schaum, ist das Bier trüb? Dann wird gerochen. Kommt mehr Hopfen oder Malz heraus, ist vielleicht sogar Obst zu erkennen? „Um einen Geschmack zu beschreiben, verwenden wir Vergleiche, die jeder nachvollziehen kann“, so der Braumeister.

Und schließlich bleibt noch der Geschmack: „Über die Zunge, den Munde benetzen und schließlich durch die Nase ausatmen.“ Über die sogenannte retronasale Wahrnehmung öffnen sich Geschmacks-Komponenten besser, die sonst vielleicht nicht erkannt werden. Und die Bandbreite ist gewaltig.

So gibt es nach dem natürtrüben Hellen von Fürstenberg ein Ale aus Hawaii. Das obergärige Bier ist ein englischer Bierstil. Und was da geschmacklich wahrgenommen werden kann? „Es ist fruchtig, man schmeckt Holunder“, erkennt Gabriele Eberle.
„Grapefruit“, sagt Mark Ohlhauser aus Pfaffenweiler. „Ja, das ist wie ein Obstsalat“, erklärt schließlich der Fachmann. Allerdings gelte bei der Verkostung auch: „Es gibt fast nie richtig oder falsch. Der Geschmack ist schließlich individuell.“
Anders wie bei einer Weinverkostung muss Bier immer geschluckt werden. Und woran liegt das? „Bitter wird hinten an der Zunge wahrgenommen, Süße eher an der Spitze“, erklärt Ringlstetter. Da das Fürstenberg Pils eher bitter sei, empfehle er ein schlankes Glas – der Weg zum hinteren Zungenbereich ist leichter zu nehmen.

„Das Pils ist das Bier, das uns groß gemacht hat“, sagt Ringlstetter. Es besitze wenig Restsüße, der Hopfen komme raus. „Unser damaliger Braumeister Josef Munz war einer der ersten, die nach Pilsener Art brauen konnten.“ Und der Geschmack sei in der Region immer noch am beliebtesten. „Pils ist ein Stück Heimat“, sagt Gabriele Eberle.
Mehr zum Bier
Welches Bier zu welchem Essen? Das empfiehlt der Biersommelier.
Erstaunlich ist die Vielfalt an Aromen, die über Hopfen und Malz abgedeckt werden kann: „Im Bier sind zirka 8000 verschiedene Aromen“, sagt Ringlstetter. Zum Vergleich: Im Wein sind es etwa 500. Man wolle aber nicht in Konkurrenz zum Wein treten, sondern lediglich auf die Vielfalt beim Bier aufmerksam machen, „damit es den gleichen Stellenwert wie Wein bekommt.“

Geschmacklich in eine ganz ausgefallene Richtung geht schließlich das Westmalle Trappist Tripel aus Belgien. Es geht mit 9,5 Volumenprozent Alkohol an den Start: „Das ist nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut“, sagt Ringlstetter.
Und warum ist so starkes Bier für Belgien typisch? „Dort war lange Zeit starker Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Also fragte man die Brauer, ob sie nicht was stärkeres machen könnten.“ So ein Bier, das ließe sich auch mal anstelle eines Desserts anbieten.

Eine ganz besondere Möglichkeit
Und schließlich gab es für die SÜDKURIER-Gewinner noch eine besondere Verkostung. Um die Weihnachtszeit bringt die Fürstenberg Brauerei ein besonderes Bier raus, das in kleinerer Marge kommt. Das wird in besonderen Flaschen abgefüllt, geht an Belegschaft, Freunde, Kunden – und ist auch bei der Weihnachtswelt und der Fürstenberg Boutique zu bekommen.

Aktuell befindet sich das Bier noch in den Tanks des Brauwerks. Und probiert haben davon lediglich der Braumeister Michael Ringlstetter und die SÜDKURIER-Gewinner, die exklusiv die Tanks selbst anzapfen durften. Das geht über den sogenannten Zwickel, „so wird der Probenahme-Hahn bezeichnet“.

Das dunkle Bier strömt ins Glas. Es handelt sich um ein Imperial Stout, „bis Anfang des 19. Jahrhunderts das beliebteste Bier“, erklärt der Braumeister. Der Geschmack ist schließlich eine Explosion, die Gläser werden mit Genuss geleert. Malzig, Noisette.
„Das kommt alles vom Malz.“ So auch die dunkle Färbung. Von der Edition namens „Ridolfo“ wird es 1283 Stück geben. Auch im Bräustüble wird es das zu trinken geben. Mitte November soll es zu bekommen sein, dann muss es allerdings schnell gehen: „Die gehen weg wie warme Semmeln“, so Ringlstetter.