Für viele der 180 Villinger Mitarbeiter war es ein kurzzeitiger Schock, als Kendrion im April 2024 ankündigte, sich vom größten Teil seiner Automotive-Sparte zu trennen. Die Unsicherheit ist gewichen, stattdessen herrscht nun Optimismus vor.
Dazu trägt auch bei, dass mit der vollzogenen Übernahme ab 1. Oktober jetzt die Führung des neuen Eigners, des US-Unternehmens Solero Technologies, und Cyrus Nikou, der Eigentümer des Kapitalgebers Atar Capital, den Weg nach Villingen fanden.
Viel Enthusiasmus
Um den Kauf zu feiern, flogen die Amerikaner aus Detroit und Los Angeles nach Europa, um mit viel Enthusiasmus in die Zukunft zu blicken. Am Montag, 14. Oktober, schworen sie die Villinger Belegschaft, die Magnetventile aller Art herstellt, auf neue, durchaus ambitionierte Ziele ein.
‚Es liegt ein sehr, sehr langer Weg hinter uns‘, blickte Ralf Wieland, neuer Chief Operating Officer (COO), bei der Begrüßung auf eine schwierige Strecke zurück. „Gott sei Dank ist sie vorbei“, freute sich der für das operative Geschäft zuständige, ehemalige Kendrion-Manager mit den Beschäftigten.
Dass man sich auf kein kurzfristiges Abenteuer eingelassen hat, sondern an eine erfolgreiche Investition glaube, machte der Eigentümer von Atar Capital, Cyrus Nikou, deutlich. Man durchleuchte sehr viele „Deals“, bevor man sich für eine Transaktion entscheide. Das Europa-Engagement sollte also Potenzial haben.
Umsatz soll verdoppelt werden
Donald James, Chief Executive Officer (CEO) und damit Geschäftsführer des stark gewachsenen Unternehmens, stellte die Zukunftsfelder vor, mit denen der Gesamtkonzern seinen jährlichen Umsatz von einer halben Milliarde auf eine Milliarde künftig zu verdoppeln plant. Er will damit in die Top-Drei-Unternehmen im Automotive-Bereich vorstoßen.
Dass das eine Herausforderung wird, scheint klar. Immerhin befinden sich viele europäische Automobilkonzerne, unter anderem auch Kunden von Solero wie Mercedes und Volkswagen, in einer veritablen Krise.
„Jetzt besser ausbalanciert“
Das räumte am Rand der Veranstaltung auch Ralf Wieland ein: „Die Probleme von gestern sind auch die Probleme von morgen“. Allerdings geht der COO von Solero, der das operative Geschäft steuert, davon aus, dass „wir jetzt besser ausbalanciert sind“.
Nur Europa habe sich für einen festen Zeitpunkt für das Verbrennerverbot festgelegt. Den gebe es weder in den USA, noch in China. Dort könnten unterschiedliche Motoren so lange gebaut werden, wie sie auf dem Markt erfolgreich sind.

Die Risiken waren jedoch bei dem Betriebsfest kein Thema, die Chancen standen eindeutig im Vordergrund.
Mehrfach wurden die Ansprachen vom Applaus der Mitarbeiter unterbrochen. Die wiederum waren in T-Shirts von Solero eingekleidet, zudem gab es Geschenke von einem gut gelaunten Management, das sich mit den Beschäftigten fotografieren ließ.
Jetzt 1500 Mitarbeiter
Der in Michigan und Mississippi ansässige US-Konzern Solero Technologies, ein Spezialist für die Herstellung von Magnetspulen für Motoren und Getrieben, Getriebehydraulik und Elektrofahrzeuglösungen, hatte vor der Übernahme 500 Mitarbeiter. Mit der Automotive-Sparte von Kendrion kamen weitere 1000 hinzu.

Auch Kendrion in Villingen vertreten
Am Unternehmensstandort in Villingen, der aus dem ehemaligen Familienbetrieb Binder-Magnete hervorging, ist übrigens Kendrion nach wie vor vertreten.
Von den 440 Mitarbeitern gehörten 180 Beschäftigte zur verkauften Automotive-Sparte, der Rest zum Industriebereich von Kendrion, wo beispielsweise magnetische Bremsen für Aufzüge hergestellt werden.
Das Firmenschild an der Einfahrt und die Fahnen vor dem Hauptgebäude machen es deutlich: Kendrion und Solero Technologies sind darauf zu sehen.