Susanne Kammerer

Schonach – Es sind die Liebe zu Handwerk und gutem Käse, aber auch jede Menge Ambitionen und Unternehmergeist: Josef Lerchenmüller möchte in Schonach eine Kleinmolkerei aufbauen. „Geplant ist die kleinste Käserei im Schwarzwald“, schildert der Molkereimeister voller Tatendrang. Der Firmenname steht bereits: Käserei Lerchenmüller – Schwarzwälder Ziegen- und Schafmilchprodukte. Läuft alles nach Plan, geht die Kleinmolkerei Ende kommenden Jahres in Betrieb.

Die Verwunderung über dieses ehrgeizige Vorhaben weicht spätestens dann, wenn man weiß, dass Josef Lerchenmüller viele Jahre ein erfolgreiches Unternehmen geführt hat. Im bayrischen Wasserburg am Inn produzierte er von 1983 bis 2013 erfolgreich Schaf- und Ziegenkäse-Spezialitäten. Zahlreiche Auszeichnungen, Urkunden, etliche Prämierungen sowie Lobeshymnen im internationalen Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“ sprechen für sich.

Die wohl größte Anerkennung aber ist der Eintritt in die französische Käsedomäne. Ob Münster, Camembert, Frischkäse, Ziegenrolle, Schnitt- oder Hartkäse, sein Angebot konnte sich durchaus mit den besten französischen Sorten messen. Neben dem Normalverbraucher gehören Delikatessengeschäfte und die Nobelgastronomie weit über die Grenzen Bayerns hinaus zu seinem Kundenkreis.

Die erfolgreiche Firmengeschichte in Wasserburg endete 2013 altershalber und mangels Nachfolge. Vor einem Jahr zog Josef Lerchenmüller mit seiner Frau nach Schonach. Der gebürtige Pforzheimer sehnte sich nach der Heimat, den Schwarzwald hatte er als Jugendlicher oft besucht. „Das alles war eher Zufall. Es stand ein Haus zum Verkauf und ich wusste, dass es hier schön ist“, beschreibt er. So schnell wie die Entscheidung für den Hauskauf kam auch die Idee, hier eine Kleinmolkerei aufzubauen. Der Anstoß hierfür kam vielfach von außen.

Neubau im Gewerbegebiet geplant

„Ich wurde oft gefragt, wann ich denn wieder Käse mache“, erzählt Lerchenmüller. Das traditionelle Handwerk zu erhalten und wertvolles Wissen weiterzugeben, spornte ihn ebenfalls an. „Minimolkereien sind bei uns so gut wie ausgestorben“, weiß der Fachmann. Umso mehr freut es ihn, dass einer seiner Söhne nun doch mit in die Firma einsteigt. Die Fortführung des Familienunternehmens mit kleiner Unterbrechung und Standortwechsel sind somit gesichert. Zunächst soll im ehemaligen Bauernladen und der Metzgerei in der Hauptstraße produziert werden. Das seit langem leerstehende Gebäude hat Lerchenmüller vor kurzem erworben. Nur wenige Umbauarbeiten seien hier von Nöten. „Die gesamte Käseeinrichtung aus Bayern ist noch vorhanden“, erzählt er.

So professionell wie einst soll es auch in Schonach weitergehen: Die Planungen für einen Neubau im Gewerbegebiet An der Langenwaldschanze laufen bereits. Auch die Personalfrage ist längst geklärt: Lerchenmüller konnte seine Mitarbeiter vom bisherigen Standort Wasserburg gewinnen. „Nun heißt es noch, die Gemeinde für den Bauplatz und vor allem die Landwirte für die Milcherzeugung zu gewinnen“, beschreibt er.

Die Ziegen-, Schafs-, und Kuhmilch möchte er von den hiesigen Landwirten erwerben, in einem Umkreis von etwa 40 Kilometern. „Die Angebote im Supermarkt sind Massenprodukte aus großen Fabriken“, sagt der Molkereimeister. Er setzt auf hochwertige Produkte und einmaligen Geschmack.

Neben den kleineren Hofmolkereien in der Region sieht er hierfür die perfekte Nische, mit der er nicht zuletzt die Regionalität stark machen möchte. „Im Nachbarland Frankreich funktioniert es ja auch“, weiß der Fachmann.