Im Windpark auf der Länge tut sich etwas. „Bauvorbereitende Maßnahmen“ nennt Vorstand Bene Müller die Arbeiten, die Solarcomplex derzeit auf dem Höhenzug Länge zwischen Donaueschingen und Hüfingen ausführen lässt.
Das Singener Unternehmen plant dort bereits seit 2015 den Bau von sechs Windrädern. Bis Ende des Jahres will Solarcomplex nun die Kabel zwischen den künftigen Anlagen verlegen und die Wege für den Bau vorbereiten. Nach dem Winter soll dann der Kabelanschluss bis nach Blumberg erfolgen.
Insgesamt wird das Unternehmen etwa acht Kilometer Kabel verlegen, sagt Lothar Tiburski, der als Bauleiter vor Ort für das Projekt verantwortlich ist. Dabei gehe man „möglichst umweltschonend“ vor, sagt er und beschreibt den Mechanismus: Mit einem Schwert, das 1,20 Meter tief in den Boden reicht, werden drei große Kabel sowie ein Lehrrohr in den Boden eingezogen. Hinzu kommt Sand, der die Kabel künftig im felsigen Boden vor Schäden schützen soll. Wie der Bauleiter betont, werde auf diese Weise der Boden nicht komplett aufgegraben.

Auch die Wege werden für den Bau vorbereitet. Jene Strecken, die künftig für Bau- und Lastfahrzeuge als Einfahrt in das Windpark-Gebiet dienen, müsse Solarcomplex von 3,50 Meter Breite auf 4,50 Meter erweitern, so der Bauleiter.
Ausfahrtswege werden nicht verbreitert
Dafür mussten laut Vorstand Bene Müller am Standort eines der geplanten Windräder „einzelne Bäume entnommen werden“, da sich zum Teil der Kurvenradius leicht verändert habe. Diese habe man im August „nach Absprache mit der Forst- und Naturschutzbehörde und der Umweltbaumbegleitung“ gefällt. Im Zuge der aktuellen Maßnahmen ab September seien keine weiteren Fällungen notwendig.
Wie Bauleiter Tiburski erklärt, müssen die Wege zusätzlich verdichtet und eben geschottert werden. Letzteres gelte auch für die Wege, die künftig als Ausfahrt dienen sollen. Eine Verbreiterung sei hier jedoch nicht notwendig.
Naturschutzverband kritisiert Vorgehen
Angelika Sitte aus Blumberg kritisiert das Vorgehen von Solarcomplex. Schließlich habe der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim noch nicht über die Klage entschieden, die der Verband Naturschutz-Initative gegen die Baugenehmigung des Windparks eingelegt hat. Sitte ist als Regionalsprecherin des Verbandes aktiv.

Sie wisse zwar, dass die Klage keine „aufschiebende Wirkung“ habe, sagt Sitte – die Baugenehmigung des Windparks bleibt solange bestehen, bis der Klage stattgegeben werden sollte.
„Aber es wurde ja schon eingegriffen, indem man die Wege verbreitert. Angenommen die Klage geht durch, muss man die Dinge ja auch wieder rückgängig machen“, so Sitte. Auch seien aus ihrer Sicht im August „mehr als einzelne Bäume“ gefällt worden. „Das Singener Unternehmen hätte das Urteil abwarten sollen“, kritisiert sie.
Gericht muss über Klage entscheiden
Müller betont dagegen, dass sich die Gesellschafter auf Grundlage der bestehenden Baugenehmigung für die Vorbereitungen entschieden hätten, um nach einem potentiellen Erfolg vor Gericht möglichst schnell mit der Errichtung der Anlagen beginnen zu können.
Flächen sind schon gerodet
Wann es soweit sein könnte, ist laut Müller weiterhin unklar. Die Baugenehmigung liegt zwar seit Februar vor und die notwendigen Flächen sind bereits gerodet.

Doch wartet das Unternehmen mit dem eigentlichen Bau auf die Entscheidung des Mannheimer Gerichts. In einer Pressemitteilung im März begründete der Verband Naturschutzinitative seine Entscheidung für die Klage mit dem Schutz von Fledermäusen und verschiedenen Vogelarten, insbesondere des Rotmilans. Auch weise die Fauna-Flora-Habitat-Verträglichkeitsprüfung „erhebliche Mängel auf, die im Einzelnen mit der Klagebegründung vorgetragen werden“, schrieb der Verband.
Baubeginn im Frühjahr kaum noch realistisch
Im März 2023 zeigte sich Solarcomplex-Vorstand Müller gegenüber dem SÜDKURIER optimistisch, dass das Urteil noch im Laufe dieses Jahres erfolgen könnte. Das hat sich inzwischen geändert: Bislang habe sein Unternehmen nichts vom Gericht in Mannheim gehört, sagt Müller nun. Eine Entscheidung bis Jahresende halte er deshalb für unwahrscheinlich. So auch einen Baubeginn im Frühjahr 2024, den er im März als Wunsch geäußert hatte.
Der Bau des Windparks ist laut Müller noch nicht beauftragt: „Da warten wir ab, wie das Gericht entscheidet.“ Grundsätzlich in Gefahr sieht er das Projekt aber nicht – selbst wenn das Gericht etwas an der Baugenehmigung auszusetzen hätte.
„Wenn wir davon ausgehen würden, hätten wir mit den Bauarbeiten nicht begonnen“, sagt der Vorstand. „Wir werden ja in diesem Bundesland definitiv weitere Windkraftanlagen benötigen und insofern gehe ich davon aus: Irgendwann werden die gebaut.“