Viele Menschen haben vom großen Bauprojekt des Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheims in Hüfingen sicherlich noch nichts mitbekommen, denn es findet gut geschützt im großen Parkbereich hinter hohen Grundstücksmauern statt. Um einen Blick darauf zu werfen, muss man sich dem Gelände von hinten nähern und sich auf Zehenspitzen stellen.
Entlang der Mauer an der Herrengartenstraße erstreckt sich der lange Neubau, der eine neue Großküche beherbergen wird. Außerdem erspäht man hier in Verlängerung einen zweistöckigen Anbau an bestehende Wohneinheiten, wo weiterer Wohnraum für acht Bewohner entsteht.

Seit rund einem Jahr wird hier gebaut. Mittlerweile befindet sich das Projekt im Endspurt und Heimleiter Markus Komp hat dem SÜDKURIER einen Einblick gewährt.
„Wir liegen im Zeitplan und hatten dabei auch ein wenig Glück“, berichtet Komp mit Blick auf Krisen in der Welt, auf Lieferengpässe und Kostensteigerungen von rund 20 Prozent. Die Gesamtkosten schätzt der Heileiter auf fünf Millionen Euro. Im Sommer 2023 soll der Betrieb aufgenommen werden.

Großküche für 1600 Essen täglich
Herzstück ist der Neubau für eine Großküche, ausgelegt für 1600 Essen täglich, die hier in Zukunft frisch zubereitet werden können. Sie soll den alten Bereich im Hauptgebäude ablösen, wo Küchenleiter Vito Calabrese und sein 15-köpfiges Küchenteam zusehends an ihre Grenzen stoßen, die vielen Essen für Bewohner, externe Abnehmer und Kunden zuzubereiten.
Komp nennt als weiteren Grund die gewachsenen Anforderungen und Hygienebestimmung in Großküchen, die man hier selbst mit einer umfassenden Sanierung kaum hätte noch erfüllen können. Auch räumlich seien am alten Standort Grenzen erreicht.

In der neuen Küche wird viel mehr Platz zur Verfügung stehen. Moderne Technik und Ausstattung, eine Wärmerückgewinnung, ein hoher Energiestandard sowie eine Stromgewinnung auf dem Dach sollen Energiebedarf und Kosten im Zaum halten.
Ein Anschluss an die Fernwärme sowie ein eigenes Blockheizkraftwerk, beides bereits vor dem Neubau vorhanden, verbessern die Energiebilanz des Altenpflegeheims zusätzlich.
Die meisten Essen verlassen das Haus
Doch warum benötigt die Einrichtung eine solch große Küche bei 110 Bewohnern? „Wir haben 2019 damit begonnen, Essen auf Rädern anzubieten“, blickt Markus Komp zurück. Und die Nachfrage ist enorm, Tendenz weiter steigend.
Mittlerweile sei man bei 400 bis 500 Essen täglich angekommen, die vom hauseigenen Lieferdienst zu Menschen im gesamten Landkreis ausgeliefert werden. Hinzu kommt die Belieferung anderer Einrichtungen und Kunden. Sechs Fahrzeuge und ein Lastwagen umfasst die Lieferflotte.

Doch woher kommt diese gewaltige Nachfrage? „Weil es frisch gekocht und lecker ist. Das wird geschätzt“, ist sich der Heimleiter sicher und empfiehlt allen Neugierigen, es selbst einmal beim offenen Mittagstisch zu kosten.
Ein Hauptgrund für die große Nachfrage sei aber auch der demografische Wandel und die Tatsache, dass viele ältere Menschen durch das Essensangebot länger zuhause in den eigenen vier Wänden leben könnten.

Auch Pflegeplätze sind gefragt
Reicht auch diese Unterstützung nicht mehr aus für ein eigenständiges Leben, wird ein stationärer Aufenthalt in einem Pflegeheim unabdingbar. Und auch hier ist die Nachfrage groß. „Wir sind mit 110 Bewohnern voll belegt und es gibt Wartelisten“, so Komp. Mit dem neuen Anbau entstehen nun acht weitere Wohneinheiten.
Das größte Problem bei solchen Erweiterungen sei jedoch nicht die Nachfrage oder der Bau selbst, sondern vielmehr das dann nötige Betreuungspersonal, erklärt der Heimleiter weiter. Neue Mitarbeiter seien derzeit nur schwer zu gewinnen.
