Termine bei Handwerksbetrieben gibt es häufig nur mit Wartezeiten, vor allem bei größeren Aufträgen. Verantwortlich sind die anhaltend große Nachfrage, Lieferengpässe und Fachkräftemangel. Viele Menschen sind aber auch bei kleineren Problemen auf Hilfe angewiesen, etwa wenn die Klospülung streikt, der Rollladen klemmt oder kein Strom mehr fließt. Haben Handwerker der Region überhaupt noch Zeit für diese Kunden?
Aufträge werden priorisiert
Michael Erndle leitet zusammen mit Tilo Päßler die Firma „Der neue Käfer“ in Donaueschingen. Heizung, Solar, Wasserbehandlung und Badsanierung sind deren Kompetenzen. Michael Erndle sagt: „Wir versuchen, unseren Kunden bei kleinen Problemen immer schnellstmöglich zu helfen. In der Regel in ein bis zwei Tagen.“
Das gilt vorrangig für Stammkunden, aber auch Neukunden möchte er mit Blick auf die Zukunft nicht grundsätzlich vor den Kopf stoßen. Daher würden die Anfragen immer nach Dringlichkeit bearbeitet.

Die Auftragsbücher sind voll. Größere Aufträge sind nach Absprache und Planung mit längeren Wartezeiten verbunden. „Am Fachkräftemangel liegt es nicht“, erklärt er. „Da sind wir zum Glück gut aufgestellt.“ Auch in diesem Jahr sei es gelungen, zwei neue Lehrlinge zu gewinnen.
Insgesamt bemerkt er, dass sich die Situation etwas entspannt. Als Grund nennt er Inflation und steigende Zinsen, die zusammen für einen Rückgang bei Bauprojekten sorgen würden.

Auftragsbücher voll bis ins Frühjahr 2024
Ganz ähnlich sieht die Situation bei Oliver Polowsky aus, Inhaber der gleichnamigen Bräunlinger Firma für Sanitär, Heizung und Blechnerei. „Wir haben kaum Luft für Notfälle oder kleinere Reparaturen“, sagt er. „Bis zum kommenden Frühjahr sind die Auftragsbücher voll.“ Spielraum ist kaum vorhanden.
„Wir sind immer bemüht, kurzfristig zu helfen, auch bei Kleinigkeiten.“ Dabei werde priorisiert. Ein Versprechen auf schnelle Hilfe könne er aber nicht geben. Nicht selten muss er Anfragen ganz ablehnen, wenn wirklich alle Mitarbeiter auf Baustellen gebunden sind.

„Dann muss ich Kunden an größere Betriebe verweisen.“ Diese hätten aufgrund ihrer Mitarbeiterzahl eher die Möglichkeit, einen Kollegen für ein paar Stunden abzustellen.
Noch immer seien Lieferengpässe ein Problem. Auch Fachkräfte – in seinem Fall Monteure – seien kaum zu finden. Oliver Polowsky setzt daher auf die Ausbildung im Betrieb. „In jedem Jahr mindestens einer.“ Wie Michael Erndle meint auch er, jüngst eine leichte Entspannung der Situation zu spüren.
Mehr Möglichkeiten durch viele Mitarbeiter
Geschäftsführer Joachim Baur vom gleichnamigen Malerfachbetrieb in Donaueschingen sagt, dass man für Beratungen und die Begutachtung vor Ort immer kurzfristig Zeit finde. Termine für die Ausführung der Arbeiten seien aber nicht selten mit Wartezeiten verbunden, vor allem bei größeren Aufträgen. Der Terminkalender ist prall gefüllt.
Genügend Personal ist ebenfalls vorhanden. Grund dafür sei, dass man viele hochwertige Arbeiten ausführe und dadurch für qualifiziertes Personal attraktiv sei. Und die Mitarbeiter würden meist über viele Jahre im Betrieb blieben.
Bei 15 Kollegen könne man von größeren Baustellen zwischendurch immer wieder einzelne Mitarbeiter für andere, kleinere Kundenanfragen abstellen. Ein Vorteil gegenüber Einmannbetrieben oder Firmen mit weniger Kollegen, da ist er sich sicher.
Große Aufträge sind wirtschaftlicher
Bestätigen kann diese Aussage Otto Zimmermann von der gleichnamigen Elektrotechnikfirma in Donaueschingen mit drei Mitarbeitern. Gerade bei Großaufträgen, und davon habe man mehrere im Terminkalender stehen, sei es kaum möglich, zusätzliche Aufträge anzunehmen. Und wenn doch, dann habe der feste Kundenstamm Vorrang.
Auch spiele die Wirtschaftlichkeit immer eine Rolle. Denn selbst bei defekten Steckdosen oder Lichtschaltern, eigentlich Kleinigkeiten, stünde dann immer noch lange Zeit im Büro an.