Bereits im vergangenen Jahr brachte eine Befragung des Deutschen Kitaverbandes zutage, dass 69 Prozent der Kindergartenträger Öffnungszeiten teilweise reduzieren, 58 Prozent hatten bereits Aktivitäten mit den Kindern eingeschränkt. Grund dafür: Personalmangel. Und die Situation hat sich nicht gebessert seither.

Wenn die Malteser Kinder betreuen

In Mannheim zum Beispiel wurden zum 1. September 2024 die Öffnungszeiten um eine Stunde pro Tag reduziert, weil 150 Stellen dauerhaft nicht besetzt werden können. Aber auch großen Städten wie Stuttgart, Tübingen oder Offenburg gibt es Einschränkungen. In Offenburg werden Kinder spätnachmittags nun nicht mehr von Erziehern, sondern von Mitarbeitern des Malteser Hilfsdienstes betreut.

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen alleine im Südwesten 60.000 Kitaplätze. Um diese riesige Lücke zu stopfen, bräuchte es laut Berechnungen bis 2025 zusätzlich rund 15.000 Fachkräfte. Kaum zu schaffen in kurzer Zeit und die Situation bleibt angespannt. Ist das auch im beschaulichen Donaueschingen spürbar?

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Stellen sind schwer zu besetzen

„Donaueschingen bildet hier keine Ausnahme. Auch die Stadt hat mit dem Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich zu kämpfen. Es wird immer schwieriger, freie Stellen zu besetzen“, beschreibt Rathaussprecherin Beatrix Grüninger die Situation.

Um dem entgegenzuwirken, habe die Stadt als Offensive einen kleinen Imagefilm gedreht, der für das Bewerberverfahren verwendet wird. Zudem sei eine Ausbildungsoffensive gestartet worden, mit dem Ergebnis, dass am 2. September 2024 insgesamt zehn Praktikantinnen und Auszubildende ihre Ausbildungszeit in städtischen Kindergärten begonnen hätten.

Und dennoch können im Kindergartenbereich aktuell nicht alle Stellen besetzt werden. „Sowohl bei den Ausbildungsstellen als auch bei den pädagogischen Fachkräften sind Stellen vakant“, teilt Beatrix Grüninger auf Nachfrage mit. In manchen Einrichtungen würde es darüber hinaus auch Ausfälle durch Langzeitkranke oder Schwangerschaften geben.

Betreuungszeiten gekürzt

„Engpässe sind mittlerweile Dauerthema“, so die Sprecherin. Die Folgen davon wurden im vergangenen Kindergartenjahr sichtbar. Trotz großer Bemühungen mussten in einer städtischen Einrichtung erstmals die Betreuungszeiten für längere Zeit gekürzt werden, da der Personalschlüssel nicht abgedeckt werden konnte.

Um solche Versorgungsengpässe bei der Kinderbetreuung entgegenzuwirken, habe die Stadt neue Stellen geschaffen und den Stellenschlüssel im Bereich der Vertretungskräfte erhöht. „Dennoch kommt es krankheitsbedingt, aufgrund persönlicher Änderungen und anderer Gründe immer wieder zu solchen Situationen“, gibt die Sprecherin zu bedenken.

Da Fachkräfte kaum zu bekommen sind, würden auch verschiedene Vorsorgemaßnahmen geprüft. Das Land Baden-Württemberg biete im Rahmen des sogenannten „Erprobungsparagraphen“ Möglichkeiten an, davon habe man in Donaueschingen jedoch noch keinen Gebrauch gemacht.

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Öffnungszeiten dem Bedarf angepasst

Eine Reduzierung der Öffnungszeiten gab es vor nicht allzu langer Zeit auch im Evangelischen Kindergarten Villa Sonnenschein in der Elisenstraße. Diese Reduzierung habe jedoch andere Gründe, erklärt Leiterin Angela Zimmer. Dieser Schritt sei vielmehr Folge einer Bedarfsabfrage bei den Eltern gewesen. Vor der Umstellung war der Kindergarten von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet, jetzt von 7.30 bis 14 Uhr.

Angela Zimmer, Leiterin der Kita Sonnenschein.
Angela Zimmer, Leiterin der Kita Sonnenschein. | Bild: Wursthorn, Jens

Beim Personal gibt es hier aktuell keinen Engpass. Alle Stellen seien besetzt und in diesem Jahr gebe es auch wieder ausreichend Praktikanten, berichtet die Leiterin. Auf längere Sicht beobachtet aber auch Angela Zimmer einen Rückgang bei Fachkräften und dem Nachwuchs. „Es ist schwieriger geworden, Stellen zu besetzen.“

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Alle Stellen besetzt

Von vereinzelten Einschränkungen bei den Betreuungszeiten sind auch die Kindergärten St. Bernhard in Aasen, St. Elisabeth, St. Lioba und St. Ruchtraud in Donaueschingen sowie der Kindergarten Maria Frieden in Wolterdingen nicht verschont.

Das berichtet Silke Speiser. Sie ist Kindergartengeschäftsführerin bei der Erzdiözese Freiburg in der Verrechnungsstelle Villingen und für mehrere Kindergärten in der Region zuständig, neben den genannten Einrichtungen in Donaueschingen auch für Kindergärten in Triberg und Schonach.

Kindergarten-Geschäftsführerin Silke Speiser von der katholischen Verrechnungsstelle
Kindergarten-Geschäftsführerin Silke Speiser von der katholischen Verrechnungsstelle

Zwar habe man aktuell keinen Personalmangel, alle Stellen seien besetzt, allerdings könne es bei nicht planbaren Ausfällen, zum Beispiel bei Krankheit, zu kurzfristigen Engpässen kommen. „Wir versuchen, das zu vermeiden“, sagt sie. Aber wenn es doch tageweise zu Einschränkungen komme, werde darauf geachtet, die Einschnitte für die Eltern möglichst gering zu halten.

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Eine dauerhafte Reduzierung gab es 2023 im Kindergarten St. Ruchtraud. Um 30 Minuten musste das Angebot gekürzt werden. Entsprechend wurde dann auch der Beitrag verringert. und es werde versucht, solche Veränderung bedarfsorientiert umzusetzen, erklärt Silke Speiser.