Oberstleutnant Timo Elbertzhagen vom Jägerbataillon 292 meldet sich telefonisch aus Mali. Seine Stimme klingt klar und deutlich, wie bei einem Ortsgespräch, nur ganz selten stockt die Verbindung. Erstaunlich, denn der Oberstleutnant ruft aus dem 3601 Kilometer entfernten Gao an, aus der Wüste, via Satellitenverbindung. Er berichtet, wie der Auslandseinsatz bislang gelaufen ist und wie die Stimmung bei den Soldaten ist.

„Hier herrschen milde 35 bis 36 Grad, nachts um die 16 Grad“, fängt er an. „Es kann hier tagsüber aber auch bis zu 45 Grad heiß werden.“ Zum Vergleich: In Donaueschingen waren es vor wenigen Tagen eisige minus 17 Grad, gefolgt von Blitzeisregen.

Ein riesiger Unterschied, mit dem die Soldaten der Bundeswehr bei ihrem Einsatz in der Wüste klar kommen müssen. Nach knapp drei Monaten im Einsatz sei man aber bereits gut akklimatisiert. „Man zieht Abends jetzt sogar schon mal etwas wärmeres an“, so der Oberstleutnant.

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Gut versorgt in der Wüste

Neben der Hitze, an die man sich gewöhnen kann, machen den Einsatzkräften in Mali vor allem Staub und Sand zu schaffen. Das Material muss einiges aushalten. „Immer wieder bleiben Fahrzeuge im Sand stecken“, berichtet Elbertzhagen. Bei Fahrzeugen, die längere Patrouillen außerhalb des Camps fahren, komme es zu kleineren und größeren Schäden.

„Unsere Instandsetzung leistet jedoch hervorragende Arbeit.“ Die meisten Defekte könnten binnen ein, zwei Tagen repariert werden, was immer eine logistische Herausforderung darstelle.

Der Staub setzt auch Waffen oder Funkgeräten zu. Bei persönlichen Gegenständen ist jeder Soldat selbst verantwortlich. „Da muss dann jeder mehr putzen und reinigen“, so Elbertzhagen.

Unter dem Strich sei man aber bestens versorgt. Auch an Angeboten abseits der Dienstzeit mangle es nicht, zum Beispiel sportliche Aktivitäten oder schnelles Internet für die Kommunikation nach Deutschland. Ein wichtiger Faktor, um für Ablenkung und Ausgleich zu sorgen, findet Elbertzhagen, der zufrieden auf die erste Halbzeit in Mali zurückblickt.

Oberstleutnant Timo Elbertzhagen.
Oberstleutnant Timo Elbertzhagen. | Bild: Bundeswehr/Julia Dahlmann

Verschleppt und getötet

Das Jägerbataillon 292 mit 198 Soldaten und das Deutsch-Französische Versorgungsbataillon mit 37 Kräften, beide vom Standort Donaueschingen, sind in Mali Teil der UN-Friedenstruppen und für den Schutz des Lagers in Gao, der Zivilbevölkerung sowie zur Unterstützung der Aufklärung verantwortlich. Das Einsatzgebiet ist ungefähr halb so groß wie Deutschland.

Mit regelmäßigen Patrouillen in der nahen Umgebung, morgens und abends, soll Präsenz gezeigt werden „und terroristische Gruppen davon abhalten, die Bevölkerung zu drangsalieren, oder das Camp anzugreifen.“

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Gezielte Angriffe auf Soldaten habe es bei diesem Einsatz aber noch nicht gegeben. „Die Sicherheitslage ist für uns kontrollierbar“, so die Einschätzung des Oberstleutnants. „Terrorgruppen, wie der Islamischen Staat, konzentrieren sich auf die Bevölkerung. Es werden auch Menschen verschleppt und getötet.“

Jede Woche erreichen Elbertzhagen Berichte von solchen Angriffen. Dann muss schnell gehandelt und den Menschen geholfen werden. Für ganz dringliche Einsätze sind Teile der Donaueschinger Einsatzkräfte als schnelle Eingreiftruppe stets in Alarmbereitschaft.

„Wir tun, was wir können, um den Menschen zu helfen. Aber bei der Weite des Raumes können wir nicht immer rechtzeitig vor Ort sein“, berichtet Elbertzhagen. Eine latente Gefahr gehe immer auch von Sprengfallen aus, die überall lauern können.

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Mehrtägige Außeneinsätze in weiter entfernte Gebiete, um auch dort Präsenz zu zeigen und die Aktivitäten der Terrorgruppen aufzuklären, sind zwar seltener, aber auch gefährlicher, wenn lediglich die eigenen Fahrzeuge Schutz bieten, vor allem nachts, in mobilen Lagern inmitten einer Wagenburg und bewacht von aufmerksamen Wachposten.

Bei allen Einsätzen, das betont Elbertzhagen immer wieder, werde versucht, mit der Bevölkerung zu sprechen, zu beraten und aufzuklären. Der Oberstleutnant hofft, dass es auch in der restlichen Zeit in Mali zu keiner Verschärfung der Sicherheitslage kommt. Bis Ostern, so der Plan, sollen alle Donaueschinger Soldaten wieder sicher in die Heimat zurückgekehrt sein.

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Sinnhaftigkeit des Einsatzes

„Die Sinnhaftigkeit dieses Einsatzes wird ja immer wieder infrage gestellt“, sagt Elbertzhagen mit Blick auf das geplante Missionsende im Jahr 2024. Er ist sich angesichts der vielen Probleme im Land nicht sicher, ob die Übergangsregierung nach Abzug aller UN-Friedenstruppen in der Lage sein wird, für ausreichend Bevölkerungsschutz und langfristige Stabilität zu sorgen. Sicher ist er hingegen, dass jeder einzelne Einsatz seiner Soldaten für die Bevölkerung wichtig und richtig sei.

„Wenn man die Meldungen sieht, wie Terrorgruppen hier gegen die Bevölkerung vorgehen, stellt sich den meisten Soldaten nicht die Frage, ob wir hier etwas Sinnvolles tun.“

Nach Rückkehr nach Donaueschingen will der Oberstleutnant sich wieder auf die eigene Ausbildung und anstehenden Aufgaben zuhause konzentrieren. Weitere Einsätze im Ausland seien aktuell nicht in Sicht. 2011 und 2012 waren Soldaten aus Donaueschingen in Afghanistan im Einsatz, später zweimal in Litauen und im Jahr 2020 gab es den ersten Auftrag in Mali.

Die Donaueschinger Soldaten stellen das Ortsschild in Mali auf, das sie vor ihrer Abreise beim Abschiedsappell im Schlosspark von ...
Die Donaueschinger Soldaten stellen das Ortsschild in Mali auf, das sie vor ihrer Abreise beim Abschiedsappell im Schlosspark von Oberbürgermeister Erik Pauly überreicht bekommen haben. | Bild: Bundeswehr/Julia Dahlmann