Es ist Donnerstagabend vor der Halle im Brigachtaler Ortsteil Kirchdorf und schon weit vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung wird bereits heiß diskutiert. Die Gemeinde Brigachtal hat zu einer Informationsveranstaltung geladen, die am Ende viel mehr eine Diskussionsveranstaltung war. Rund 350 Bürger sind in die Festhalle gekommen.

Die wichtigsten Fragen
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Worüber informierte die Verwaltung?Das Thema der sogenannten Gemeindeentwicklung Ost wurde von allen Seiten beleuchtet. Die Gemeinde will mit dem Gewerbegebiet Kreuzäcker zunächst zehn Hektar Fläche erschließen. Sie würde damit nördlich des Steinbruchs ansetzen und unter anderem das Kirchdorfer Sportplatzgelände überbauen. Gegen das Gewerbegebiet regt sich Protest. Die Tatsache, dass der zusätzliche Verkehr nicht auf die bestehende Ortsdurchfahrt führen soll, hatte Bürgermeister Michael Schmitt schon vorab zum wichtigsten Kriterium gemacht.
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Wohin könnte der zusätzliche Verkehr fließen?Dieser Punkt war neu in der Darstellung der Gemeinde. Bisher gab es die Idee, dass der Verkehr über eine Ost-Umfahrung Brigachtals führen soll. Diese große Lösung ist bereits in Planung. Gespräche mit der Stadt Villingen-Schwenningen und dem Landkreis laufen. Das wird aber Zeit in Anspruch nehmen. Alternativ hat die Verwaltung nun eine Teillösung präsentiert, die auf bereits bestehende Planungen aufsetzt. Der Verkehr wird dabei über die Hilbengasse und die Römerstraße in Richtung der Bundesstraße bei Bad Dürrheim aus Brigachtal herausgeführt. Die Wege müssten entsprechend ausgebaut werden. Die Planer stellten hierfür auch schon zwei Varianten vor. Der Verkehr läuft nach diesen Ideen teilweise über die bereits seit längerem angedachte Umgehungsstraße, die jedoch erst langfristig umsetzbar wäre, aber weiterhin das Ziel bleibt.
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Warum herrscht Handlungsbedarf?Über das Für und Wider einer funktionierenden Gemeindeentwicklung wurde am Donnerstag eifrig diskutiert. Aus Verwaltungssicht sind Erweiterungsflächen für das heimische Gewerbe nötig. "Bei mir wurde von heimischen Betrieben ein Bedarf von 13 Hektar angemeldet", sagt Michael Schmitt und nannte eine Zahl, die sich auf die Entwicklung der nächsten zehn bis 15 Jahre bezieht. Mit Gerüchten, es könnte sich dabei auch um einen Recycling-Betrieb handeln, räumte der Bürgermeister auf. Eine solche Anfrage gebe es für das geplante Gewerbegebiet Kreuzäcker definitiv nicht. Vielmehr könne der Gemeinderat später steuern, welche Betriebe sich im neuen Gewerbegebiet ansiedeln dürfen und welche nicht. Wie wichtig das neue Gewerbegebiet aus Sicht der Verwaltung ist, wurde am Abend häufig deutlich und von vier anwesenden Experten mit zahlreichen Argumenten untermauert. Brigachtal verfügt derzeit nur marginal über gewerbliche Flächen, will aber auch für Gewerbebetriebe attraktiv bleiben, von Gewerbesteuern profitieren und Arbeitsplatz vor Ort sichern.
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Woran entfachte sich die Diskussion?Die Diskussionsbeiträge, die sich über Stunden zogen, waren vielfältig und verloren sich oft in Details. Es gab die, die von den Planungen direkt betroffen sind, weil sie in der Nähe wohnen. Es gab aber auch solche, die sich Sorgen um die Natur machten oder schlicht daran interessiert waren, was in ihrer Heimatgemeinde passiert. Jörg Spiegelhalter, der namentlich auf dem im Vorfeld verteilten Flugblatt stand, meldete sich zu Wort: "Ich wohne seit 2013 in Brigachtal. Ich bin zwar grundsätzlich für eine Gemeindeentwicklung, aber ich bin klar gegen dieses Gewerbegebiet." Das Verhältnis von Wohnbebauung und Gewerbeflächen sei aktuell in einem ausgewogenen Verhältnis. Zu Wort meldete sich auch Thomas Schalk, der Vorsitzender des Naturschutzbundes Schwarzwald-Baar ist. Er habe bereits viele derartige Planungen gesehen, neu sei ihm aber, dass es für die Erschließung eines Gewerbegebiets eine kilometerlange, neue Straße benötige. Günter Hirt, der für die Brigachtaler Landwirte das Wort ergriff, sagte, dass die vorgestellten Planungen durchaus einen gewissen Charme haben, obwohl dadurch landwirtschaftliche Flächen verloren gehen würden.
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Wie geht es jetzt weiter?Der Gemeinderat wird demnächst in einer öffentlichen Sitzung beraten und einen Beschluss fassen. Sollte er den Planungen seine Zustimmung erteilen, ginge es an die weitere Ausarbeitung. Die Aufgaben wären die detaillierte Ausarbeitung einer möglichen Trasse und die Kostenfrage. Auch das Flächennutzungsplanverfahren würde weitergeführt werden. Ebenso müsste die Gemeinde für nötigen Grunderwerb mit den Eigentümern verhandeln.
Konflikt um das Gewerbegebiet
Im Vorfeld der Bürgerinformationsveranstaltung am Donnerstag hatte eine Interessengemeinschaft mit einem Flugblatt dazu aufgerufen, sich gegen das geplante Gewerbegebiet Kreuzäcker stark zu machen.
- Das Flugblatt: Mit einer Auflage von knapp 2000 Stück fand es am Wochenende den Weg in Brigachtals Briefkästen. Darauf sind Argumente gegen das Gewerbegebiet sowie ein Aufruf zur Teilnahme an der Bürgerinformationsveranstaltung zu finden. Namentlich stehen Barbara Thomma und Jörg Spiegelhalter auf dem Papier.
- Die Argumente: Gegen das Gewerbegebiet sprechen aus Sicht der Flugblatt-Initiatoren einige Argumente. Unter anderem die Zerstörung von Naturschutzgebieten, der Landschaftsverbrauch und die Lärm- und Abgasbelastung für Anwohner. Das Gewerbegebiet entspreche in seinen Ausmaßen der Größe von rund 14 Fußballfeldern.
- Die Forderungen: Man wolle das attraktive Leben in Brigachtal erhalten und zudem verhindern, dass Gewerbegebiet in Wohngebiet-Nähe entstehen. Dies greife die Lebensqualität an, die auch mit den Naherholungsgebieten zusammenhänge. Stattdessen solle eine umweltverträgliche Weiterentwicklung gewährleistet werden.
- Der Ausgangspunkt: Die Gemeinde Brigachtal plant mit der „Gemeindeentwicklung Ost“ ihre langfristige Entwicklung für die kommenden Jahrzehnte. Aktuell ist das Thema Gewerbegebiet, weil Bedarf bestehe.