Vier Jahre ist es her, als in Bräunlingen die Windkraft zuletzt groß Thema war. In unzähligen Runden wurde darüber diskutiert, sogar einen Bürgerentscheid gab es, ob die Stadt ihr Gebiet an einen Investor für den Bau von Windkraftanlagen verpachten soll.
Die Bräunlinger entschieden sich dafür und gaben ihre Regeln für den Bau der Anlagen vor. Dann passierte jahrelang nichts – und dann wollte der Investor neu aushandeln. Daraus wurde nichts und es herrschte Flaute bei der Windkraft.
Neuer Windpark geplant
Jetzt ist ein neuer Investor aufgetreten. Die Laoco GmbH will gemeinsam mit der Energiequelle GmbH bei Bräunlingen einen Windpark entstehen lassen. Mit dem Fürstenhaus ist man sich einig.
Jetzt ist die Frage, ob auch die Stadt wieder ja sagt zu einer Gebietsverpachtung. Gekommen waren dieses Mal allerdings weniger Besucher als 2018. Etwas über hundert Personen interessierten sich für die Veranstaltung.

Wichtig für die Stadt war es hier, die Bevölkerung mit an Bord zu holen. Die Bräunlinger sollen Fragen stellen und sich informieren können. Ein Auftakt dafür fand nun in der Stadthalle statt. Wie schon 2018 gab es einen Informationsmarkt und im Anschluss eine Diskussion zum Thema.
Hier konnten sich die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen äußern, ebenso der Bürgermeister und die Ortsvorsteher von Waldhausen und Döggingen. Auch die neuen Investoren, Christian Böhm von Laoco und Stefan Siegmund von Energiequelle, stellten sich und ihr Vorhaben vor.

Im Fokus stand dabei vor allem der Wunsch der Investoren, über die festgelegte Höhe der potenziellen Anlagen reden zu können. Beim Bürgerentscheid hat man sich auf eine Maximalhöhe von 230 Metern geeinigt, „und wir haben weiter den Geist des Bürgerentscheides“, so Bürgermeister Micha Bächle.
Mit 55 Prozent ging die Abstimmung damals zu Gunsten der Verpachtung aus. „Wir wollen ein Miteinander. Und vielleicht kann man sich im Rat da auch eine Veränderung der Höhe vorstellen“, so Christian Böhm. Man denke dabei an 250 Meter.

Hierzu äußerte sich Rolf Pfeiffer von der Endura Kommunal, die Kommunen bei nachhaltigen Projekten begleitet und berät: „Wenn ich Gemeinden berate, dann sage ich ihnen immer: Lasst bei den Auflagen die Höhe weg. Das Landschaftsbild ist hinüber, ob es nun 230 oder 250 Meter sind. Eine Höhenbegrenzung macht keinen Sinn.“
Nullverschattung steht
Zugesagt haben die Investoren bereits eine Nullverschattung. Die soll mit einem Modul erreicht werden, das die Anlage abschaltet, sollte es zu einer Verschattung kommen. Das sei eine klare Ertragseinbuße, sagt Böhm.

Aber eben auch ein Bekenntnis dazu, gemeinsam mit der Stadt transparent arbeiten zu wollen. „Ein Windrad hat eine Aerodynamik, Rotorblätter und Schattenwürfe. Es ist uns wichtig, diese Wahrnehmung so gering wie möglich zuhalten. Dafür brauchen wir den Dialog“, so Böhm weiter.
Wie der Bürgermeister betonte, werden auf jeden Fall Anlagen auf dem fürstlichen Gebiet entstehen: „Ohne unsere Zustimmung werden es dort dann drei Anlagen.“ Der Stadt sei immer klar gewesen, „wir verpachten unter Auflagen und wollen die negativen Aspekte so gering wie möglich halten.“

Man sei überzeugt, dass es „wahnsinnig wichtig“ sei, hier etwas zu tun, sagte Stefan Siegmund: „Die Energiedichte ist hier wegen der Industrie so hoch.“ Man sei überzeugt vom Standort, es gebe aber noch Unbekannte, wie etwa den Artenschutz: „Wir werden ein Jahr lang über alle Witterungsperioden beobachten. Das kann einen großen Einfluss haben“, sagte Böhm.
Strom auch hier nutzbar?
Wenn der Strom dann hier vor Ort produziert wird – hat auch Bräunlingen direkt Zugriff darauf? Dazu riet Rolf Pfeiffer: „Wenn sie hier Strom produzieren, dann ist es doch am besten, sie haben auch direkt Zugriff darauf. Das Wertvolle hier ist der Strom.“
Ginge das etwa über einen Bürgertarif? „Stand heute kann ich da nichts versprechen“, erläuterte Stefan Siegmund. „Bislang haben wir es so gemacht, dass Kunden der Umgebung mit unserem Tarif einen jährlichen Bonus erhalten haben.“ Allerdings sei der Markt so dynamisch, dass man keine Versprechungen machen könne: „Ich kann allerdings versprechen, dass wir das Thema auf der Agenda behalten.“

Hendric Schneider von der Initiative Pro Windenergie sei es wichtig, dass es eine Möglichkeit der Bürgerbeteiligung gebe: „Windenergie kann ein Teil des Energiekonzeptes der Stadt sein. Photovoltaik ist nicht das alleinige Wundermittel oder gar der Verhinderer von Windkraft. Der Mix macht es.“
Und die Ökobilanz?
Um die Anlagen beurteilen zu können, sei Kohlenstoffdioxid der verlässlichste Wert, so Stefan Siegmund: „Wie viel bei Produktion und Aufbau entsteht, und wie viel dann eingespart wird. Etwa nach zehn bis zwölf Monaten Laufzeit ist das Kohlenstoffdioxid von der Produktion und jenes vom Betrieb bereits wieder eingespart.“

Wie geht es nun weiter?
Bräunlingen wird im Gemeinderat zum Thema beraten. In der Sitzung am Donnerstag, 6. Oktober, wird über die Verpachtung der Flächen an die Investoren diskutiert. Insgesamt sollen fünf Windräder entstehen. Thema werde auch die Höhe der Anlagen sein. Zuvor werden sich auch die Ortschaftsräte Waldhausen und Döggingen mit dem Thema beschäftigen.