Zu den festen Traditionen der Blumberger Fasnacht gehört der närrische Frühschoppen der Pfetzerzunft Zollhaus-Randen am Fasnachtsdienstag. Ab 10.11 Uhr tagt dann im Gemeinschaftshaus Zollhaus das Hochlöbliche Pfetzergericht, und, das ist bisher amtlich, das närrische Gericht lässt keinen Angeklagten ohne ein Strafmaß wieder von dannen ziehen. Da die Fastnacht dieses Jahr weitgehend Corona zum Opfer fällt, muss auch das Pfetzergericht schweren Herzens verkraften, dass es keinen Angeklagten und damit auch keinen Verurteilten geben wird.
Um den Fans wenigstens etwas zu bieten, halten die Pfetzer in loser Reihenfolge auf Facebook eine närrische Rückschau in Bildern. Wer möchte, kann dann den gesamten Text der Verhandlung auf der Homepage der Zunft nachlesen: www.pfetzerzunft-zollhaus-randen.de.

Für Landvogt Raily Mink von der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee ist es stets sein letzter Diensttermin in diesem Amt. Und darauf freut er sich besonders. Der närrische Frühschoppen, der Pfetzerzunft am Fasnachtsdienstag, den stets der Pfetzer-Fanfarenzug mit klanghaften Weisen eröffnet, hat sein eigenes Flair. In ihrem Narrennest verhandelt Blumbergs älteste Fastnachtszunft markante Zeitgenossen. In dem überschaubaren Raum herrscht eine familiäre Atmosphäre, wo sich jeder zuhause fühlen kann.
29 Männer und tatsächlich nur eine Frau durften bisher auf der „höchst komfortablen Anklagebank“ des Hochlöblichen Pfetzergerichts Platz nehmen. Von Siegfried Alt bis Hermann Zorbach reicht die Liste der Angeklagten im Alphabet. Den Anfang „durfte“ Roland Pfeiffer, damals Leiter des städtischen Ordnungsamtes, machen, der 2009 vor das Hochlöbliche Pfetzergericht geladen wurde.
Originale und Amtspersonen
Vor dem Gericht erscheinen Originale aus dem Ort wie Ekkehard Martin und Kurt Selb, Gastronome wie Gustav Wiggert, Narren anderer Zünfte wie
Siegfried Alt, Friedhelm Friker oder Dieter Selig, Stadträte und Amtsleiter bis hin zum Bürgermeister. Allen ohne Ausnahme wirft Ankläger Werner Waimer zunächst einmal einen groben Verstoß gegen den närrischen Alefanz vor, den er dann mit närrisch angehauchten Winkelzügen versucht zu begründen. Schwaben fühlt das Gericht besonders gerne auf den Zahn. Jedem Angeklagten stellt das Gericht einen Fürsprech zur Seite, der sich humorvoll und geistreich bemüht, seinen Mandanten aus dem Anklage-Schlamassel zu ziehen, und dem Ankläger Paroli bietet.
Die Idee
Die Idee mit dem Frühschoppen hatte der langjährige frühere Pfetzer-Zunftmeister Werner Waimer. Mit einem Frühschoppen, so seine Überlegung, könnte man den Vormittag des Fastnachts-Dienstag beleben und so zugleich auch ein paar Einnahmen für das Pfetzer-Säckel generieren.
Beliebter Treffpunkt
Das Pfetzergericht entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Treffpunkt. Voriges Jahr durfte der in Riedböhringen wohnhafte Stadtrat Bodo Schreiber, Vorsitzender von Blumberg Gewerbevereint, auf der höchst Anklagebank des Pfetzergerichts Platz nehmen. Doch in diesem Jahr sind die ehrenwerte Richterin Alexandra, Ankläger Werner und Fürsprech Silvio wohl arbeitslos. Doch wenn die Narren nicht zum Närrischen Frühschoppen kommen können, kommen die Pfetzer halt zu den Narren: online.
Die Angeklagten
1993 Manfred Glatz und Jochen Suck; 1994 Karl Daub und Bärbel Varona; 1995 Wolfgang Faißt; 1996 Dieter Matschke; 1997 Sigfried Alt; 1998 Hilmar Schmid; 1999 Friedhelm Friker; 2000 Clemens Stahl; 2001 Raimund Moritz; 2002 Dietrich Kuntz;
2003 Gustav Wiggert; 2004 Werner Gleichauf; 2005 Werner Zeller; 2006 Stefan Sosinski; 2007 Panos Anastasious; 2008 Ekkehard Martin; 2009 Roland Pfeiffer; 2010 Christof Rösch; 2011 Herbert Kiefer; 2012 Kurt Selb; 2013 Hermann Zorbach;
2014 Stefan Knöpfle; 2015 Dieter Selig; 2016 Pino (Wirt Pizzeria)
2017 Markus Keller; 2018 Bernhard Lutz; 2019 Manuel Müller; 2020 Bodo Schreiber