Bad Dürrheim – Das große Interesse an der Zukunft der evangelischen Kirchenlandschaft im Schwarzwald-Baar-Kreis spiegelten die gut 50 Teilnehmer an der alljährlichen Gemeindeversammlung. In seiner Predigt im vorangegangenen Sonntagsgottesdienst griff Pfarrer Jonathan Richter das Bibelwort des Apostels Paulus auf, der in einem Briefe an die Gemeinde in Korinth darauf hinwies, dass die „Gemeinden als Brief Jesu Christi“ zu verstehen seien. Nicht nur der Briefinhalt, sondern besonders der Absender stünden im Mittelpunkt der Botschaft.
„Wir auf der Ostbaar sind eine lebendige, bunte Gemeinde“, eröffnete Pfarrer Richter die Gemeindeversammlung und unterstrich damit auch die Offenheit gegenüber anstehenden Veränderungsprozessen der Kirchenlandschaft in der Region. Zählt die evangelischen Kirchengemeinde Oberbaldingen derzeit noch 1400 Mitglieder, werden es bis zum Jahr 2032 laut statistischer Berechnungen nur noch 890 sein. Hintergrund der gegenwärtigen Diskussion ist der Strukturprozess Ekiba 2032, demzufolge bis zum Jahr 2032 rund ein Drittel der Kosten an Gebäuden und Personal eingespart werden müssen. Außerdem gilt es, die Neuorganisation der Kooperationsräume zu gestalten.
Der Kirchenbezirk Villingen wurde bereits im vergangenen Jahr in drei Kooperationsräume aufgeteilt. Die kirchlichen Gebäude wurden dabei mit Ampelfarben versehen, wobei die Biesinger Kirche mit der Farbe Rot versehen wurde. Das bedeutet konkret, dass dieses Gebäude zukünftig nicht mehr mit Geldmitteln der Landeskirche unterstützt wird. Es obliegt nun der evangelischen Kirchengemeinde Oberbaldingen, die Inhaberin dieses Kirchengebäudes ist, Mittel und Wege zu finden, das Gebäude zukünftig zu unterhalten. Mit der Anwesenheit der neuen Biesinger Ortsvorsteherin Tatjana Tröster zeigte auch die weltliche Gemeinde Interesse an den Entscheidungsprozessen, die nun in Angriff genommen werden müssen. In der Diskussion wurde immer wieder deutlich, dass sich ein großer Teil der Gemeinde für den Erhalt der Biesinger Kirche auch in Zukunft stark machen wird. Gleichwohl sieht sich der Kirchengemeinderat vor der schier unlösbaren Aufgabe, die finanzielle Gebäudeverantwortung weiterhin tragen zu können. Auch sollen bis auf Weiteres einmal im Monat Sonntagsgottesdienste mit der bekannten landeskirchlichen Liturgie gehalten werden. Aus der Gemeindeversammlung wurde auch die Frage nach den laufenden Kosten des Gebäudeunterhalts gestellt. Zwei Zahlen konnten genannt werden. Zum einen summieren sich die Kosten für die Elektroheizung, das Licht und sonstige Unterhaltungsmaßnahmen auf ungefähr 3000 Euro pro Jahr. Darüber hinaus müssen pro Jahr 12.000 Euro als Rücklagen für Renovierungs- oder Reparaturausgaben angespart werden. Auch wurde diskutiert, dass das Biesinger Gotteshaus als Kasual-Kirche für Hochzeiten oder Tauffeiern genutzt werden könnte.
Zudem wurden Überlegungen zur Gründung eines Fördervereins angestellt. Pfarrer Richter und Vertreter des Kirchengemeinderates ließen durchblicken, dass eine solche Initiative aus der Ortschaft Biesingen heraus kommen sollte. Eine Kooperation mit der Kommune sei wünschenswert. „Die Landeskirche sucht derzeit auch noch nach Unterstützungsmöglichkeiten für die Ortskirchen“, ergänzte Pfarrer Richter die Diskussion. Die Gemeindeversammlung stimmte der Gründung eines Ausschusses zu. Dieser soll in enger Abstimmung zwischen Kirche und Kommune zukunftsfähige Entscheidungen ausloten.