In anderen Jahren beginnt die Marktsaison im Hegau im März mit dem Josefsmarkt in Tengen. Dem folgen viele weitere Krämermärkte, über die sich Massen von Menschen schieben. Und zuletzt endet die Marktsaison wieder in Tengen – mit dem Schätzele-Markt.
Erster und letzter Markt 2020
Wohl niemand hätte vermutet, dass der Josefsmarkt 2020 bereits zum Schlusspunkt der Märkte wird. Lioba Stihl äußerte im März, als sie auf dem Josefsmarkt Blumen am Stand der Gärtnerei Häusler gekauft hatte: „Ich freu mich schon wieder aufs Gärtnern nach dem Winter.“
Marktbesucher Klaus Schultheiß aus Tengen sagte damals: „Auf dem Josefsmarkt trifft man immer viele Leute, die man kennt.“ Die Freude an den Blumen dürfte selbst im Corona-Jahr geblieben sein, doch die zwischenmenschlichen Begegnungen wurden heruntergefahren.

Schätzele-Markt fällt aus
Einschneidend für Tengen war dann im Herbst, dass der Schätzele-Markt ausgefallen ist. Er ist das größte Volksfest der Region. Die Tengener stellen quasi ihre Uhren nach dem Schätzele-Markt, richten nach dem Volksfest ihren Urlaub und Familienfeste aus.
Finanzielle Einschnitte brachte der Wegfall des Schätzele-Marktes unter anderem für die Tengener Stadtkapelle, denn im Jahr zuvor hatte sie einen festen Wirtschaftsanbau auf den Festplatz gebaut. Dazu Vorsitzender Simon Weber: „Wir haben eine Finanzsperre verhängt und beschränken uns auf die wichtigsten Ausgaben.“ Dazu gehöre etwa der Dirigent.
Bauen hat Hochkonjunktur
Gebaut wurde dagegen sehr viel in Tengen. Veränderungen gab es immer wieder am Kastanienplatz. Anfang des Jahres wurde dort ein Kastanienbaum umgesägt. Inzwischen ist dort das neue Ärztehaus schon beinahe fertiggestellt. Es ist das erste genossenschaftlich organisierte Projekt dieser Art in Süddeutschland und fügt sich in den bestehenden Kastaniengarten ein.
Daneben schließt sich die Ludwig-Gerer-Straße an, benannt nach einem früheren Tengener Arzt. Dort gibt es diverse private Baustellen. In den Sommermonaten konnte man dort manchmal drei oder vier Kräne sehen. Bürgermeister Marian Schreier sprach in einer Gemeinderatssitzung deshalb scherzhaft einmal von der „Ludwig-Kran-Straße„.
Bauingenieur Benno Wezstein vom gleichnamigen Ingenieurbüro für Baubetrieb sagt zu der regen und umtriebigen Bautätigkeit in Tengen: „Trotz stark steigender Corona-Zahlen in den letzten Wochen läuft der Bau immer noch auf Normalbetrieb. Die Abstandsregeln bei den Baustellenbesprechungen sind mittlerweile zur Gewohnheit geworden. Die Auftragslage ist sehr gut. Ich habe eher das Gefühl, dass noch mehr gebaut wird.“
Veränderungen für Katholiken
Große Veränderungen brachte das Jahr 2020 auch für die katholische Seelsorgeeinheit. Tengens Pfarrer Harald Dörflinger verließ Tengen nach 14-jährigem Dienst und wechselte nach St. Georgen.
Darauf folgte in Tengen nicht nur ein Pfarrerwechsel. Nein, es wurde auch die Struktur verändert. So gibt es keinen eigenen Tengener Pfarrer mehr. Die katholischen Gläubigen werden von Engen aus betreut. Dort gibt es ein Seelsorge-Team aus mehreren Geistlichen, die die verschiedenen seelsorgerlichen Aufgaben in Tengen abdecken.
Und so geht‘s im neuen Jahr weiter
Stellvertretend für das Team wurde der Vorsitzende Pfarrer Matthias Zimmermann aus Engen als neuer Pfarrer in Tengen eingeführt. Er ist zugleich Dekan im Hegau.
Er erläutert: „Ich sehe viele Vorteile darin, wenn ein ganzes Team aus Geistlichen die Aufgaben unter sich verteilen kann. Dann kann jeder vermehrt das machen, was er richtig gut kann.“