Jetzt ist für die Katholiken Namen lernen angesagt. Denn so einfach wie früher ist es nun nicht mehr. Bis im Sommer gab es in Tengen einen Pfarrer, der für alles zuständig war. Jetzt steht ein ganzes Team zur Verfügung, das die katholische Pfarrgemeinde Tengen betreut. Doch wenn man mit Dekan Matthias Zimmermann spricht, glaubt man es ihm gerne: „Das große Team hat vor allem Vorteile. Die Arbeit ist auf viele Schultern verteilt.“

Viel Erfahrung und frischer Wind

Einerseits gebe es Team-Mitglieder mit viel Berufserfahrung, so Dekan Zimmernann. Beispielsweise seien da Gemeindereferentin Yvonne Gnirs, Pastoralreferent Manfred Fischer, Diakon Pirmin Späth oder Pater Jose Emprayil. „Frischen Wind bringen jugendliche motivierte Leute ins Team.“ Damit meint Zimmermann zum Beispiel Sebastian Knöbel (31), der die Ausbildung zum Pastoralassistenten absolviert. Oder Pastoralassistent Ralf Ruder (41), der mit seiner Ehefrau im Tengener Pfarrhaus wohnt. Oder den 27-jährigen Vikar Tobias Herzog, der im September zum Priester geweiht wurde.

Das Seelsorge-Team wird künftig viel unterwegs sein, um seine Aufgaben erledigen zu können. Zwischen Bargen und Beuren, Biesendorf und Büßlingen, sowie zwischen Bittelbrunn und Blumenfeld. Das Team besteht aus Frauen und Männern, aus Predigern und Praktikern, aus zölibatär lebenden und verheirateten Seelsorgern. Die Aufgaben reichen von der Taufe bis zur Krankensalbung, von der Kita bis zur Sterbebegleitung, von der Beichte bis zur Eucharistie. Ihrem Zungenschlag hört man ihre Herkunft gelegentlich an: Indien, Ostdeutschland – oder das Schwabenland.

Erwachsenenbildung als Herzensanliegen

Sebastian Knöbel, Pastoralassistent in Ausbildung, erläutert: „Ich werde im Hegau möglichst vielfältige Arbeitsfelder kennenlernen“. Er bringt sich in die Arbeit in den Kirchengemeinden ein, ist in der Robert-Gerwig-Schule in Singen tätig und besucht Fortbildungen in Freiburg.

Sebastian Knöbel, Pastoralassistent in Ausbildung
Sebastian Knöbel, Pastoralassistent in Ausbildung | Bild: privat

Als Herzensanliegen nennt er die Erwachsenenbildung. „Nachdem die Leute studiert oder ausgelernt haben, verlieren sie oft den Kontakt zur Kirche.“ Er möchte sich künftig der Frage widmen, wie Menschen ab 25 Jahren wieder Glauben entdecken können. Der 31-Jährige vollendet gerade seine Doktorarbeit, in der es um Augustinus geht.

Gläubige für Glauben begeistern

Pater Rijesh Mathew ist ebenfalls neu im Seelsorge-Team. Er sagt: „Ich möchte den Gläubigen die Bibeltexte erläutern und sie so für den Glauben an Jesus Christus begeistern.“ Er betont, dass es heutzutage wichtig sei, über den Glauben zu sprechen. Seine Aufgaben umfassen Gottesdienste, Spendung der Krankenkommunion, Taufe, Begleitung von Trauernden und Beerdigungen. „Bei allen Gesprächen versuche ich gut zuzuhören, mich so auf jeden Einzelnen einzulassen und die richtigen Worte zu finden.“

Pater Rijesh Mathew
Pater Rijesh Mathew | Bild: privat

Pater Rijesh stammt aus dem Süden Indiens. Seine Eltern seien tiefgläubige Christen, die ihm den Glauben vorgelebt und ihn von Gottes Liebe begeistert hätten. Diese Liebe wollen die Mitglieder des Seelsorgeteams mit ihren verschiedenen Schwerpunkten nun gemeinsam im Hegau weitergeben.

„Die Engener Pfarrer sind in Tengen präsent“

Sagen Sie mal, Herr Büttner, warum sind Sie nicht Feuerwehrmann geworden? Bernd Büttner ist der neue katholische Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Tengen. Im Interview spricht er über die Herausforderungen durch die neuen Strukturen der Kirchengemeinde. Und über seinen persönlichen Glauben.

Seit Sommer gibt es keinen eigenen Pfarrer mehr in Tengen. Die Seelsorgeeinheit wird von einem Seelsorgeteam aus Engen betreut. Sind die Geistlichen durch die räumliche Distanz nicht auch persönlich weit weg?

Nein. Die Geistlichen sind in Tengen präsent. Die Zusammenarbeit klappt einwandfrei. Wir haben ein großes Seelsorgeteam. Das vielseitige Seelsorgeteam besteht aus Pfarrern, Pastoralassistenten und Patern, aus Pastoralreferent, Vikar und Diakon – sowie einer Gemeindereferentin. Die Gemeindeteams der Tengener Pfarreien haben jeweil einen Beauftragten aus dem Seelsorgeteam zugewiesen bekommen, der das Team unterstützt. Die fünf Tengener Pfarreien – das sind Tengen, Blumenfeld / Weil, Büßlingen / Beuren, Watterdingen und Wiechs.

Wie läuft es mit den Sitzungen im Pfarrgemeinderat und mit den Gemeindeteams, die an den verschiedenen Gottesdienstorten anpacken?

Die Sitzungen sind ruhig und harmonisch, positiv und konstruktiv. Ich bin sehr froh, dass ich mit einem Pfarrgemeinderat zusammenarbeiten darf, in dem jeder seine eigenen Stärken mit einbringt. Und bei den Gemeindeteams: Da ist zum Beispiel das Team in Watterdingen – ein erfahrenes Team mit viel Wissen über Hintergründe und Abläufe. Auf der anderen Seite ist da das Team in Tengen. Ein neues Team, das vor Ideen nur so sprudelt. Ich bin überzeugt, dass wir alle von dieser Vielfalt profitieren werden.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Warum sind Sie ausgerechnet Pfarrgemeinderat – und nicht beispielsweise Feuerwehrmann – geworden?

Ich möchte gerne einen Teil von dem zurückgeben, was ich geschenkt bekommen habe. Zum anderen will ich bei der Kirchenentwicklung 2030 aktiv mitwirken und mitgestalten.

Sie haben etwas geschenkt bekommen? Was meinen Sie damit?

Im Jahr 2009 hatte ich eine sehr schwere Gehirnoperation. Die Überlebenschancen lagen lediglich bei sechs bis acht Prozent. Die Ärzte sprachen von einem Wunder, dass ich mich so schnell wieder erholt habe. Obwohl ich zwischenzeitlich halbseitig gelähmt war. In dieser Phase hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Mir wurde immer mehr bewusst, dass mir Gott ein neues Leben geschenkt hat.

Träumen Sie doch mal. Welche Wünsche haben Sie für Ihre Kirche?

Ich träume von Veranstaltungen, die freundlich und für unterschiedliche Interessengruppen ansprechend sind. Mein Traum ist, dass Veranstaltungen zugleich fröhlich, aber auch würdevoll gehalten werden. Beispiele sind Lobpreis, Kinderkirche, Herz-Jesu-Freitag, Anbetung, Wortgottesdienstfeiern, Taize-Gottesdienste oder Konzerte. Mein Traum ist, mit einer Lobpreisband vor jedem Sonntagsgottesdienst einen Lobpreis zu gestalten. Das erfüllt mich mit dem Heiligen Geist und ich gehe mit einer anderen, positiven Einstellung in die Eucharistiefeier. Mir ist auch die Zusammenarbeit mit den anderen Konfessionen wichtig. Ich möchte den Blick mehr auf die Gemeinsamkeiten und nicht auf die Unterschiede richten.

Zur Person

Bernd Büttner (Jahrgang 1964) ist seit Juni Vorsitzender des neuen katholischen Tengener Pfarrgemeinderates der Seelsorgeeinheit Bernhard von Baden. Büttner ist Augenoptikermeister und seit 2010 in voller Erwerbsminderungsrente. Seit 2013 arbeitet er als pädagogische Assistenz in der Ganztagsbetreuung an der Grundschule Tengen im Minijob. Er ist verheiratet mit Tamara und hat zwei erwachsene Kinder. Seine Hobbys sind Fahrrad fahren, Fußball (schauen), Politik, sowie Haus und Garten.