Claudia Ladwig und Susanne Schön

Jetzt geht es auf die Zielgerade: Hunderte von Schülern im Raum Stockach gehen nun in die schriftlichen Abschlussprüfungen. Am 4. Mai waren die Schüler der Abschlussklassen und der Klassen darunter die ersten, die wieder in ihren Schulen Unterricht bekamen. Und wie man es derzeit vom öffentlichen Leben gewohnt ist, ist auch beim Schulabschluss in Zeiten der Corona-Pandemie nichts wie sonst. Erfahrungen und Erwartungen von Schülern und Schulleitern:

Schulverbund Nellenburg

Seit Anfang Mai sind die Schüler der neunten und zehnten Klassen des Schulverbunds Nellenburg an getrennten Tagen wieder im Haus. Aufgrund der derzeit geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen werden sie in Kleingruppen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet. Es sind nur etwa acht bis zehn Jugendliche mit einer Lehrkraft in einem Raum. Die Prüfungen in Deutsch, Mathematik und Englisch werden die 108 Real- und 22 Werkrealschüler in halber Klassenstärke schreiben. Die Schüler sitzen nicht wie sonst in der Aula und auch nicht in der Turnhalle. Schulleiterin Beate Clot: „Da wären dann alle Klassen beieinander. Es soll jedoch keine Durchmischungen der einzelnen Gruppen geben.“

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Geschrieben wird in den Klassenräumen. Es gelten die gleichen Hygienevorschriften wie bisher. „Genügend freie Räume sind ja vorhanden“, sagt Beate Clot. Bei bisherigen Abschlussprüfungen in der Aula waren vier oder fünf Lehrkräfte zur Aufsicht eingeteilt. Die Verteilung der Schüler bringt ein Vielfaches an Personalaufwand mit sich. „Pro Raum brauchen wir zwei Lehrkräfte, dazu Toilettenaufsichten und fünf Kolleginnen und Kollegen als Springer“, zählt die Schulleiterin auf. Die Schüler konnten wählen, ob sie ihre Prüfungen am regulären Termin oder zum Nachholtermin direkt nach den Pfingstferien schreiben: „Dafür haben sich nur zwei Schüler entschieden.“ Clot ist überzeugt, dass die Jugendlichen unbesorgt in die Prüfungen gehen können.

In Eigeltingen wird auch in der Krebsbachhalle unterrichtet. Die beiden Gruppen der Abschlussklasse werden durch die Trennwand ...
In Eigeltingen wird auch in der Krebsbachhalle unterrichtet. Die beiden Gruppen der Abschlussklasse werden durch die Trennwand aufgeteilt. Beide Gruppen haben auch getrennte Toilettenanlagen. | Bild: Susanne Schön

Die Zehntklässlerin Eva Bart erzählt, vor Corona und jetzt hätten sie alte Prüfungen der Vorjahre durchgenommen. „Die konnte ich auch zuhause machen.“ Marline Bold findet den Unterricht gerade besser als in der ganzen Klasse. „Es ist ruhiger, ich kann mich besser konzentrieren. In Mathe habe ich mehr gelernt als sonst.“ Auch Englisch-Lehrerin Louisa Netz bezeichnet die Situation in der Kleingruppe als angenehm. Sie könne die Schüler viel öfter drannehmen und merke, wer noch Übung brauche. „Ich kann den Fokus anders setzen. Diese Konstellation mit zehn statt 28 Personen ist ein Vorteil für die Zehner.“ Timon Heiser empfindet es auch als Vorteil, dass die mündlichen Prüfungen in Nebenfächern ausfallen. Er könne dadurch viel besser auf die drei Hauptfächer lernen.

Berufsschulzentrum Stockach

Auch im Berufsschulzentrum Stockach stehen Abschlussprüfungen von rund 235 Schülern an. Der Unterricht findet ebenfalls in Kleingruppen statt, um die eineinhalb Meter Abstand im Klassenzimmer einzuhalten. Entsprechend werden die Jugendlichen einer Klasse auf bis zu drei Räume aufgeteilt, zum einen für den Unterricht, zum anderen für die Prüfungen. Dann werden je nach Raumgröße ein bis drei Lehrkräfte pro Raum benötigt. Schulleiterin Claudia Heitzer sagt, von daher seien sie froh, dass die Prüfungen zum Hauptschulabschluss und ein Teil der Berufsschulprüfungen erst nach den Pfingstferien stattfinden: „Sonst würden wir das personaltechnisch gar nicht schaffen.“

Eine Klasse braucht mindestens zwei Räume, um die Hygienevorschriften umsetzen zu können. Die Tische müssen locker gestellt werden. Im ...
Eine Klasse braucht mindestens zwei Räume, um die Hygienevorschriften umsetzen zu können. Die Tische müssen locker gestellt werden. Im Schulgebäude tragen Schüler und Lehrer Masken für Mund und Nase. | Bild: Susanne Schön

Waldorfschule Wahlwies

Die Abiturienten der Freien Waldorfschule Wahlwies und die Zwölftklässler, die den Mittleren Bildungsabschluss anstreben, bereiten sich ähnlich vor wie ihre Kameraden am Schulverbund. Die Fernlernangebote kamen per E-Mail oder über eine Online-Plattform, erzählt Tassilo Neubauer. Das Lernen zuhause erfordere mehr Disziplin, sagt er. Für ihre fachpraktische Prüfung in Musik sei die Zeit ohne Schulpräsenz eher gut gewesen, verrät Theresa Abert. Sie habe sich intensiver mit ihrem Instrument befassen können als sonst.

Klassenkamerad Linus Nölke erklärt, er habe die einstündige Anfahrt gespart, aber es habe gedauert, bis er im Lernrhythmus gewesen sei. Und er glaubt, die Spanne zwischen stärkeren und schwächeren Schülern könnte sich vergrößert haben. Einige Schüler seien in der Zeit zu Hause in ein Loch gefallen, beschreibt Lehrerin und Abitursbeauftragte Michaela Schäfer. Dabei seien die Fachlehrer sehr bemüht gewesen und hätten viele Angebote gemacht: „Schüler, die arbeiten wollten, hatten genügend Material, sogar eine enge Betreuung.“

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Seit Anfang Mai lernen die Jugendlichen in halber Klassenstärke in den größten Schulräumen. Dies sei vor allem für schwächere Schüler wichtig, lautet Schäfers Einschätzung. Trotz Frontalunterricht und Einzelarbeit, neuem Stundenplan und Mundschutz herrsche eine gute Unterrichtsatmosphäre, die Schüler seien sehr motiviert, viel mitzunehmen, so ihr Eindruck. Die Prüfungen finden wie immer im größten Saal der Schule statt. Der habe eine Lüftung und die Türen könnten offen bleiben, da ja sonst kein Schulbetrieb herrsche. Kein Prüfling hat sich hier für den Ersatztermin entschieden.

So geht es: Der stellvertretende Schulleiter in Eigeltingen, Andreas Rossatti, zeigt, wie die Vorschriften umgesetzt werden.
So geht es: Der stellvertretende Schulleiter in Eigeltingen, Andreas Rossatti, zeigt, wie die Vorschriften umgesetzt werden. | Bild: Susanne Schön

Gemeinschaftsschule Eigeltingen

Viel Abstand haben auch die Schüler in Eigeltingen bei der Prüfung. „Es ist toll, wie uns die Gemeinde als Schulträger unterstützt“, sagt der stellvertretende Schulleiter Andreas Rossatti. So können die Prüfungen klassenweise in der Krebsbachhalle abgelegt werden, da es dort genug Platz gibt, um die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten. Auch die Hygienevorschriften vom Land waren hilfreich, den Schulbetrieb und die Prüfungen vorzubereiten. Hier half der Bauhof beispielsweise, indem Laufwege mit Tischen klar abgegrenzt wurden und somit Abstände für alle sichtbar sind. Zudem wurden Ständer für Desinfektionsmittel gebaut und auch Gesichtsschutz gibt es in ausreichenden Mengen. Außerdem sind die Toiletten und Pausenhöfe klar den einzelnen Klassen zugewiesen.

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„Wir haben viel positive Rückmeldungen für die Vorbereitungen ohne Präsenzunterricht bekommen“, berichtet Andreas Rossatti. Es gab zwar keinen gemeinsamen Online-Unterricht, aber Aufgaben und Kontakt zwischen Schülern und Lehrern per Telefon und E-Mail. In Sonderfällen wurden auch ausgedruckte Aufgaben in den Briefkasten geworfen. Seit dem 4. Mai sind die Abschlussklassen wieder im Gebäude und so beschränkt sich das mulmige Gefühl auf die Prüfungssituation. Die Corona-Vorschriften sind schon beinahe Alltag.