Montagabend, 21.09 Uhr im Restaurant Fortuna: Elf Hände schnellen in die Höhe. Einstimmigkeit, ein perfektes Ergebnis. Wahlleiter Markus Tittelbach vom Vorstand des Konstanzer Kreisverbandes von Bündnis90/Die Grünen wirkt erleichtert. „Herzlichen Glückwunsch, damit hat der Raum Stockach einen eigenen Ortsverband„, sagt er und applaudiert. Auch die restlichen elf stimmberechtigten Mitglieder im Nebenzimmer sowie zehn weitere Parteifreunde sind zufrieden. Mit dem einstimmigen Beschluss steht der Gründung eines Grünen Ortsverbandes für den Raum Stockach nichts mehr im Wege. Einzig die Zustimmung der Kreismitgliederversammlung im Februar steht noch aus. „Dann ist es offiziell. Aber wir gehen nicht davon aus, dass da etwas schief läuft“, so Tittelbach weiter.

Der neue Vorstand steht

Auch Udo Engelhardt, der 2005 als erster Grüner Kommunalpolitiker den Sprung in den Stockacher Gemeinderat schaffte, wirkt nach dem klaren Ergebnis gefasst. Er gilt als Initiator der Ortsgruppe. Deshalb wählen ihn seine Parteikollegen gleich in den Vorstand des Stockacher Ortsverbandes. Ihm zur Seite stehen Henrike Bischoff und Ute Janßen sowie Kassier Peter Alexander. Er soll in Zukunft Schwung in die Mitgliederakquise bringen und verfolgt damit ein ehrgeiziges Ziel: „Bei den nächsten Kommunalwahlen 2024 wollen wir in allen Ortschaften der Raumschaft Stockach mindestens einen Kandidaten haben“, sagt er.

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Der neue Ortsverband wird sich mit seiner Arbeit nicht nur in Stockach betätigen, wie Udo Engelhardt betont. „Es gibt in Sachen Klimaschutz, und dafür stehen wir als Grüne ein, keine Gemeindegrenzen“, sagt er. Der Sitz der neuen Ortsgruppe sei zwar Stockach, aber ihr Tätigkeitsbereich solle sich auch auf die Gemeinden Bodman-Ludwigshafen, Eigeltingen, Hohenfels, Mühlingen und Orsingen-Nenzingen ausweiten.

Ablachtalbahn im Blick

„Wir sind nicht der Stockacher Ortsverband sondern der Ortsverband für Stockach und die Umlandgemeinden“, macht Engelhardt deutlich. Beispiele, die eine gemeindeübergreifende Politik verlangen, gebe es viele. Engelhardt nennt etwa die Ablachtalbahn oder den öffentlichen Nahverkehr in der Region. „Diese beide Themen hören nicht an den Ortsgrenzen auf“, so Engelhardt weiter. Bei vielen Themen wünsche er sich eine engere Zusammenarbeit der benachbarten Gemeinden. „Denn viele Funktions- oder Mandatsträger wissen gar nicht, was die Nachbargemeinde so macht“, sagt Engelhardt.

Gute Gründe für die Ortsgruppe

Die Politik der Grünen befindet sich spätestens nach der vergangenen Kommunalwahl in 2019 im Aufschwung. Auch in Stockach sind die Grünen mit fünf Sitzen im Gemeinderat vertreten und damit drittstärkste Fraktion hinter der CDU und den Freien Wählern. Und dennoch müsse die Politik der Fraktion in der Region um Stockach mehr Gesichter bekommen, wie Udo Engelhardt hervorhebt.

Markus Tittelbach vom Vorstand des Kreisverbandes der Grünen aus Konstanz fungierte am Montagabend als Wahlleiter.
Markus Tittelbach vom Vorstand des Kreisverbandes der Grünen aus Konstanz fungierte am Montagabend als Wahlleiter. | Bild: Matthias Güntert

Die Ortsgruppe der Grünen für den Raum Stockach ist nicht die einzig neue. Auch in Allensbach und Steißlingen wollen sich die Grünen laut Markus Tittelbach in den kommenden Wochen mit neuen Ortsverbänden aufstellen. „Die Ortsverbände stellen im Landkreis die Präsenz für uns Grüne dar. Vor Ort können wir unsere Themen damit viel besser vorantreiben“, betont Tittelbach.

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In Rielasingen-Worblingen gibt es den Ortsverband seit 2016. Jana Akyildiz aus dem dortigen Vorstand hofft auf einen ähnlichen Effekt in der Region um Stockach wie bei ihr in der Doppelgemeinde. Dort haben sich die Mitgliederzahlen seit der Gründung mehr als verdoppelt. Mario Hüttenhofer vom Stadtverband der Grünen aus Singen ergänzt: „Im Bereich Stockach ist für Grün noch Potenzial.“

Die Ziele des Ortsverbandes

Ute Janßen hat klare Vorstellungen. Sie will den öffentlichen Nahverkehr verbessern. Deshalb fordert sie auch eine Entlastung der Straßen vom Tourismusverkehr und wünsche sich zudem einen Bürgerbus, nach dem Beispiel aus Rielasingen-Worblingen. Henrike Bischoff will sich dem Klima- und Umweltschutz widmen. „Diese Worte fallen mir hier viel zu selten“, sagt sie. Klimaschutz müsse aber auch bei Projekten und Ideen in der Raumschaft Stockach zur Pflicht werden.

Ein Klimaschutzbeauftragter für Stockach

Wie dies funktionieren könne? Etwa mit der Schaffung eines Klimaschutzbeauftragen in der Stockacher Stadtverwaltung. Für Peter Alexander steht die Gründung einer Grünen Jugendgruppe nach dem Konstanzer Vorbild weit oben auf der Agenda. Dort sei die Jugend sehr emsig, wie man bei den Fridays-for-Future-Bewegung gesehen habe. Zudem wolle er sich für mehr Bürgerbeteiligung einsetzen. „Nur so kann die Distanz zu den Politikern überwunden werden.“