Das Bürgerunternehmen Solarcomplex präsentierte seine Bilanzzahlen für das Jahr 2021 und übertraf damit erneut das Ergebnis des Vorjahres. Das Geschäftsjahr 2021 sei damit das beste der bisher über 20-jährigen Unternehmensgeschichte gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

Bene Müller, Solarcomplex-Vorstand fasst zusammen: „So makaber das ist, aber unser Unternehmen ist ein Krisengewinner“. Dabei beziehen sich die präsentierten Zahlen auf eine Zeit vor Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine. Seit dem Krieg werde Solarcomplex noch mehr mit Anfragen überrannt, welche man gar nicht alle abarbeiten könne.

Die Region kämpft mit einer Energiekrise

„Wir stecken in einer akuten Energiekrise“, urteilt Bene Müller. Preise für Energie und die Versorgungssicherheit befänden sich in einem kritischen Zustand und die Klimakrise schaukele sich von Jahr zu Jahr zu. Müller hofft: „Vielleicht bringt das die Menschen zum Umdenken“.

Beispiel Windräder: Es gebe immer mindestens einen Windkraftgegner, der gegen genehmigte Projekte klage. Am Ende der Argumente bleibe meist ein subjektives ästhetisches Empfinden zum Landschaftsbild.

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Dabei sollen laut Müller Windräder gebaut werden, weil die damit gewonnene Energie benötigt wird und nicht, weil Windräder schön sind. Bisher ist die Bilanz von angefangenen Projektierungen und erfolgreich gebauten Windanlagen schlecht, räumt Müller ein. Wenn die zwei aktuell im Genehmigungsverfahren befindlichen Projekte im Landkreis Schwarzwald-Baar und auf der Gemarkung Tengen nichts werden, wolle man erst mal keine Windkraftanlagen mehr planen.

Die Nachfrage nach Photovoltaik auf Gewerbedächern steigt.
Die Nachfrage nach Photovoltaik auf Gewerbedächern steigt. | Bild: Solarcomplex

Das regionale Bürgerunternehmen Solarcomplex mit den Hauptgeschäftsfeldern Sonne, Wind und Wärme hat sich den Umbau der regionalen Energieversorgung auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 zum Ziel gesetzt und sieht sich selbst als ersten regenerativen Regionalversorger.

Realisiert wurden neben rund 20 Wärmenetzen auch über 50 MW Solarkraftwerke als Dach- und Freilandanlagen sowie Windkraftanlagen, Biogasanlagen und etliche moderne Freilandanlagen, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Als Unternehmensziel nennt der Internetauftritt von Solarcomplex 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung in der Bodenseeregion. Ist das machbar? Bene Müller gibt zu, dass dieses Ziel bei Gründung etwas naiv gewesen sei und fügt an: „Das ist vielleicht eine Qualität, die man braucht, wenn man etwas neu anfängt“.

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER und mit Blick auf ein kleines Lavendelfeld, in dem sich Hummeln tummeln, formuliert Müller dieses Ziel etwas um: Die Idee sei vielmehr, dass man eine Art Vorreiter sein und zeigen wolle, was möglich ist. Und es sollte ein gemeinsames Ziel der gesamten Gesellschaft sein, sich möglichst bald von fossilen Energien unabhängig zu machen.

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Um die Energiewende voranzutreiben fehlt es Solarcomplex nicht am Kapital, auch nicht an funktionierender Technik. Doch wie in vielen anderen Branchen auch gibt es personelle Engpässe. Das Unternehmen beschäftigt rund 50 Menschen, könnte aber locker nochmals zehn bis 20 mehr beschäftigen. Doch die Gewinnung von qualifizierten neuen Mitarbeitern, beispielsweise Ingenieure, Elektriker oder Heizungsbauer gestaltet sich schwierig.