Neue, eindrucksvolle Erfahrungen, wie durch ein Gespräch mit einem Hegauer Jung-Landwirt – die Corona-Krise trägt auch zu bereichernden Begegnungen bei, wie ganz persönliche Erlebnisse der vergangenen Tage zeigen. Weit weniger Verkehr auf der Straße, kaum Flugzeuge am Himmel, eine überschaubare Anzahl von Kunden in den Einkaufsmärkten, selbst der kurzzeitige Stress kommt abhanden. Kein Gedränge im Zug oder Bus. Die Uhr scheint für manche Menschen etwas langsamer zu ticken.

Büro geht auch von zuhause aus

Täglich gibt es neue negative Meldungen in Sachen Corona-Krise, die das Alltagsleben gewaltig durcheinanderrütteln. Und doch sind es die aufgezeigten positiven Aspekte, die für die Umwelt und das eigene Wohlbefinden reichlich Grund für Optimismus geben. Menschen arbeiten zuhause statt im Büro, was vor einigen Wochen fast noch unmöglich schien. Und siehe da, es klappt bestens. Das ist jedenfalls die eigene Erkenntnis und die aus Schilderungen von anderen Menschen, die im Home-Office tätig sind. Digitale Technik macht das möglich.

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Video-Konferenzen gehören zum täglichen Ritual. Klar, geht alles auf Kosten von sozialen kollegialen Kontakten, dafür gibt es aber auch mehr Zeit für Freiraum, weil beispielsweise Pendler-Fahrten wegfallen. Oder man steigt zwischendurch mal schnell in die Laufschuhe und setzt sich mit frischem Kopf wieder an den Schreibtisch

Was die Corona-Wochen aber noch mehr offenbaren, sind Aha-Effekte, die aus Terminen resultieren. Solche lassen sich auch auf Distanz zu den Menschen gut realisieren. Umso mehr, wenn es in die Natur geht, wie beim Besuch von Bauernhöfen. Ob auf dem Dielenhof bei Engen oder dem Buchhaldehof in der Nähe von Rielasingen: Was Natur bedeutet und wo die heimischen Nahrungsmittel ihren Ursprung haben, ist dort intensiv erlebbar. Und es sind die Inhalte von Gesprächen, die für einen ideelen Mehrwert sorgen.

Ein neues bäuerliches Denken

Der Jung-Landwirt Jonas Schlatter liefert auf dem Buchhaldehof ein bestes Beispiel. Er räumt auf mit altem Bauern-Dünkel. Kein Klagen, kein Jammern. Kein falscher Stolz, wie er noch vor einigen Jahrzehnten mancherorts vorherrschte, als Bauern-Veteranen verächtlich die Nase rümpften, wenn der Nachbar seinen Sohn statt auf dem Hof in der Fabrik arbeiten ließ.

„Wir sollten gerade als junge Landwirte gegenseitig Ideen aufnehmen, wie wir als Unternehmer erfolgreich arbeiten“, erklärt der 26-jährige Schlatter. Er sehe auch keine Probleme mit Schweizer Nachbarn, wenngleich die in der Landwirtschaft bessere staatliche Rahmenbedingungen hätten. In der Vergangenheit erhoben deutsche Landwirte in Grenznähe immer wieder teils grobe Vorwürfe, indem sie die Kollegen aus der Schweiz der Landnahme bezichtigten.

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„Es ist legitim, wenn Schweizer deutsche Flächen aufkaufen. Wir Deutsche würden es auch nicht anders machen, wenn wir die finanziellen Mittel zur Verfügung hätten “, sagt Jonas Schlatter, der erfolgreich Agrarwissenschaften studiert hat. Er nennt seine eigene These im Vergleich Natur und Mensch: „Alle Prozesse der Natur machen Sinn, die der Menschen nicht immer.“

Landwirtschaftsverbände kritisieren immer wieder schnell wechselnde Förderprogramme, die stets zu teuren Umstellungen auf den Höfen zwingen würden. „Ich hätte gerne ordentliche Produktpreise statt staatlicher Zahlungen“, betont Schlatter.

Viele wollen einfach nur helfen

Auch bei vielen weiteren Terminen und Telefonaten kommen erfreuliche Aspekte zum Tragen. Sei es beim Dialog mit den etwas gebeutelten Einzelhändlern, die durch Corona neue Argumente für das lokale Einkaufen liefern, oder im Austausch mit Menschen, die in diesen Zeiten einfach anderen nur helfen wollen. Wie auch über die große angelegte Aktion „Der SÜDKURIER verbindet“. Viel Herzlichkeit bringen auch Musiker rüber, die derzeit weder auftreten noch proben dürfen, aber mit ihrem Spiel an den Sonntagabenden Menschen erfreuen und sie ermutigen. Die Corona-Krise erzeugt auch viele Lichtblicke.