Wo liegen die Knackpunkte für Radfahrer, wenn sie in der Singener Kernstadt unterwegs sind? Bei einer Radtour, zu der der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen eingeladen hatte, fuhren rund 30 Leute zusammen mit der Radverkehrsbeauftragten Petra Jacobi zu verschiedenen Schlüsselstellen, wo Radfahrer noch Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich der Sicherheit und flüssiger Fahrweise sehen. Zwar erhielt die Stadt Singen 2021 die Landesauszeichnung Baden-Württemberg „Fahrradfreundliche Kommune in Bronze“, doch Luft nach oben gebe es immer.

Neben Petra Jacobi waren auch Mitglieder des Arbeitskreises Radverkehr und interessierte Bürger dabei. In den zwei Mal im Jahr stattfindenden nicht-öffentlichen Sitzungen des Arbeitskreises wird über geplante Maßnahmen gesprochen und abgestimmt. Länger diskutiert habe der Ausschuss über die Asphaltierung eines kurzen Bereichs am Rad- und Fußweg an der Aach zwischen der Schaffhauser Straße in nördlicher Richtung stadtauswärts.

Anreize fürs Radfahren müssen geschaffen werden

Dort hielt die Radgruppe an und es entwickelte sich eine kontroverse Diskussion, ob überhaupt asphaltiert werden müsse und was es für Beläge geben könnte. Es handelt sich um eine rund 100 Meter lange Strecke am Rad- und Fußweg auf der Höhe des Kinderhauses Sinnesreich. Im Arbeitskreis Radverkehr sei man sich wegen einer Versiegelung auf diesem kurzen Teilstück einig gewesen, sagte AK-Mitglied und Grünen-Stadtrat Dietrich Bubeck.

Der Asphalt werde hier auch nicht schwarz sein, ergänzte seine Ratskollegin Karin Leyhe-Schröpfer. Irgendwo müsse die Stadt ja Anreize bieten, damit die Menschen im Zuge der Mobilitätswende vom Auto auf das Rad umsteigen, so Leyhe-Schröpfer.

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Radfahrer Peter Teubner konnte sich mit der Vorstellung einer Asphaltierung auf diesem Stück nicht anfreunden und stellte die Frage, warum auf dem breiten kombinierten Geh- und Radweg nicht Blühstreifen angelegt würden. „Die Abteilung Grün und Gewässer hat wegen der großen Bäume schon Bedenken bezüglich einer Asphaltierung angemeldet“, räumte Petra Jacobi ein. Das Teilstück, das nun voraussichtlich einen Asphaltbelag bekommen soll, solle so gebaut werden, dass kein Wasser stehen bleiben könne, so Jacobi.

Radfahrer diskutieren mit und geben Impulse

Des Weiteren habe der AK Radverkehr beschlossen, dass auf der Hohenkrähenstraße stadteinwärts ein Schutzstreifen für Radfahrer angelegt werden soll. Stadtauswärts können Radler auf dem gemeinsamen Fuß- und Radweg bis zum Ortsschild die Hohenkrähenstraße befahren, wenn sie nicht am Aachuferweg fahren wollen, so Jacobi.

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Eine weitere Strecke am südlichen Aachuferweg vom Bahndamm bis zum Friedrich-Wöhler-Gymnasium soll ebenfalls asphaltiert und Regenwasser nach rechts und links abgeleitet werden, so Petra Jacobi. Wo asphaltiert wird, werde die Stadt selbstverständlich auch wieder Flächen entsiegeln, sagte sie. Daher fuhr die Gruppe weiter zum Berliner Platz, wo es am Rande des Kreisverkehrs kleinere Flächen gibt, die wieder bepflanzt werden könnten.

Flächen wie diese hier im Vordergrund (umrahmt von den grau-weißen Elementen) beim Kreisverkehr an der Berliner Straße könnten wieder ...
Flächen wie diese hier im Vordergrund (umrahmt von den grau-weißen Elementen) beim Kreisverkehr an der Berliner Straße könnten wieder entsiegelt werden. Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Ebenso könnte man mittelfristig, wenn im Gebiet Masurenstraße die Nahwärme erschlossen wird, hier auch Flächen entsiegeln, zeigte Jacobi am Beispiel nahe der Bushaltestelle vor der Hebelschule. Der alte Radweg in der Nähe des Friedrich-Ebert-Platzes am Beginn der Worblinger Straße, die jetzt Fahrradstraße ist, könne ebenfalls entsiegelt werden. „Es ist immer schwierig, im Bestand was zu ändern“, sagte die Radverkehrsbeauftragte.

Dietrich Bubeck (vorn Mitte) sieht beim Kreisverkehr Bohlinger Straße/Steißlinger Straße noch Potential, um Radfahrer besser zu führen. ...
Dietrich Bubeck (vorn Mitte) sieht beim Kreisverkehr Bohlinger Straße/Steißlinger Straße noch Potential, um Radfahrer besser zu führen. Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Am Kreisverkehr bei der Einmündung der Bohlinger Straße auf die Steißlinger Straße sieht Dietrich Bubeck noch Verbesserungsbedarf. Hier soll der Radfahrer im „schwimmenden Verkehr im Kreisverkehr fahren“, sagte Petra Jacobi. Sehr gefährlich sei die Fahrt von Süden her zum Kreisel vor dem Supermarkt, da die Autofahrer dort oftmals auf dem Radweg parken oder beim Rausfahren keine Rücksicht auf Radler nehmen, so die Erfahrung von Beatrice Greif-Gebhardt.

Auf der Rückfahrt passierte die Gruppe noch die Unterführung bei der Güterstraße. Nach anfänglichem Aufbegehren von Autofahrern hat sich die Sperrung in Richtung Fittingstraße inzwischen bewährt. „Wir registrieren durch die unsichtbare Zählstelle unter dem Asphalt hier täglich 1000 Radfahrer“, sagte Petra Jacobi. Der alte Radweg stadtauswärts bis zur Abzweigung Fittingstraße soll noch zurückgebaut werden und der Radweg stadteinwärts soll in Richtung Praxedisplatz, der ein Kreisverkehr werden soll, dann verbreitert werden, verriet Jacobi.

Letzter Halt war an der Theodor-Hanloser-Straße, die zur nächsten Fahrradstraße werden soll. Aktuell stellt hier der ruhende Verkehr ein großes Hindernis dar, um zügig durchfahren zu können. „Wir wollen die Parkplätze dann so gut es geht zurückbauen“, sagte Petra Jacobi. Es sei eventuell auch zu überlegen, ob man die Alemannenstraße und die Theodor-Hanloser-Straße zu entgegengesetzt laufenden Einbahnstraßen machen soll. Für die Radverkehrsbeauftragte war es eine bereichernde Tour, wie sie am Schluss sagte, da sie Tipps von Viel-Radlern bekam und nun weiß, wo es noch klemmt.