Seine Augen leuchten, wenn er vom Fisch aus dem Paradiesfluss erzählt. Zaid Hasan stammt nämlich aus dem Land, wo sich nach biblischer Überlieferung das Paradies befunden hat. Der Fluss Tigris läuft an Bagdad vorbei. Masgouv heißt das Lieblingsgericht aus Hasans Heimat. Der Fisch werde frisch geangelt und die richtige Zubereitung mache ihn dann zu einer Spezialität: „Der Fisch wird halbiert und in einem ruhigen Feuer mit bestimmten Wurzeln angebraten. Das ist eine Kunst, die nicht jeder kann“, berichtet Hasan. Ansonsten vermisst er die Nähe zu seinen Eltern und den Freundeskreis in seiner Heimat.
Aber er lebt gern im Hegau. Zunächst hat er vier Jahre in der Singener Südstadt gelebt. Jetzt wohnt er mit seiner Frau und den drei Kindern in Tengen. „Singen ist eine weltoffene Stadt.“ Menschen mit Migrationshintergrund würde man offen annehmen und akzeptieren, zeigt er sich froh über die hiesige Mentalität. In Gotha, in Thüringen, wo er zuvor gelebt hat, sei dies weniger der Fall gewesen. Er kann auch von konkreten Beispielen berichten, wo eines seiner Kinder Ausländerhass zu spüren bekam. Die Urologie am Singener Klinikum sei für ihn ein weiterer wichtiger Grund, dass er sich für Singen entschieden habe. Er erklärt: „Es ist eine sehr große Abteilung, die deutschlandweit einen guten Ruf hat.“ Die Patienten kämen von weit her. In Singen habe er die Chance gehabt, sehr gut ausgebildet zu werden.
Er sei Moslem, aber nicht besonders gläubig. Seit er in Deutschland ist, sei er beispielsweise noch nie in einer Moschee gewesen. Seinen Kindern möchte er aber dennoch etwas von seiner Herkunft weiter geben. „Sie sollen die Mentalität und die Kultur verstehen – und wir versuchen, ihnen arabisch beizubringen“, sagt er. Seine Kinder sollen die eigene Identität nicht vergessen, aber auch den Glauben anderer respektieren.
Bevor er nach Deutschland kam, hatte er in Bagdad studiert, dort als Arzt gearbeitet. Im Jahr 2014 hätte er sich dann aufgrund des Krieges entschieden, sein Glück in einem anderen Land zu suchen. Mit der sogenannten „blauen Karte“, die hochqualifizierten Menschen die Einreise ermöglicht, sei er dann nach Deutschland gekommen. 2015 habe er in Gotha die deutsche Approbation erhalten. 2016 sei seine Familie nachgekommen. Seine Frau arbeitet als Narkoseärztin ebenfalls im Singener Klinikum.

Für ihn zählt mehr als nur medizinische Versorgung. Persönlich wichtig ist ihm, dass er seine Patienten nicht nur therapiert – sondern auch emotional unterstützt.