Ampelkreuzungen und andere neuralgische Punkte in der Innenstadt wurden jetzt beim Fußverkehrscheck erneut unter die Lupe genommen. Im Oktober hatte zunächst online eine Auftaktveranstaltung zum Thema stattgefunden.

Die Stadt Singen möchte ihre Stadt noch fußgängerfreundlicher gestalten und hatte sich daher um den vom Verkehrsministerium geförderten Fußverkehrscheck beworben – und den Zuschlag erhalten.

Der Fußverkehrscheck – Hintergründe

Teilnehmer können die Position von Sehbehinderten einnehmen

Annika Jung von der Planersocietät aus Karlsruhe, die den Fußverkehrscheck begleitet und die Empfehlungen aufnimmt, hatte für die Begehung einen Rollstuhl und Blindenstöcke dabei. Die Teilnehmer des Checks konnten mit speziellen Brillen am eigenen Leib erfahren, wie eingeschränkt jemand sieht, der zum Beispiel an der Makula-Degeneration leidet.

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Manuel Binder wies als Vertreter des Blindenvereins auf Stellen hin, an denen es für Blinde und Sehbehinderte besonders schwierig ist, die Straße zu überqueren. Als Vertreter der Stadtverwaltung waren Thomas Mügge, Axel Huber und Petra Jacobi mit dabei.

Problemstelle Nummer 1

An der Kreuzung Bahnhofstraße/Rielasingerstraße trafen sich die Teilnehmer, um ihren Marsch durch die Innenstadt zu beginnen. An dieser Stelle kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern. Benedict Oexle (SPD-Stadtrat) schlug vor, dass dort Radfahrer zusammen mit den Bussen auf der Fahrbahn fahren könnten.

Für die Ampelschaltung dort gab es aber ein Lob von Manuel Binder. Das Signal an dieser Stelle sei gut zu hören und die Zeit zum überqueren der Straße reiche für Sehbehinderte aus. Wenig taugt seiner Ansicht nach die Ampel an der Erzberger-/Freiheitstraße. „Hier gibt es weder einen Lautsprecher noch Bodenindikatoren für Blinde und Sehbehinderte“, so Binder.

Ein wichtiger Blickwinkel

In der Hegaustraße probierten einige Teilnehmer die Blindenstöcke aus und ließen sich von Manuel Binder erklären, was die Noppen oder Rillen in den Leitlinien, die sich dort am Boden befinden, bedeuten. Die Planungen hierfür seien zusammen mit dem Behindertenbeauftragten gemacht worden, so Axel Huber von der Geschäftsstelle Mobilität.

Ampelschaltungen und Wartezeiten für Fußgänger waren beim Fußgängercheck ein großes Thema, hier an der Kreuzung beim Rathaus. Bild: ...
Ampelschaltungen und Wartezeiten für Fußgänger waren beim Fußgängercheck ein großes Thema, hier an der Kreuzung beim Rathaus. Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Eine weitere Ampel wünscht sich Manuel Binder für die Querung der Bahnhofsstraße. Dort also, wo man aus dem Bahnhof kommend in Richtung Innenstadt läuft. Hier sei es aufgrund des Lärmpegels schwierig für Blinde und Sehbehinderte, einzuschätzen, ob ein Auto kommt.

Unbefriedigende Ampelschaltung

Ganz unbefriedigend finden die Teilnehmer des Fußverkehrschecks die Ampelschaltung an der Ekkehardstraße/Hauptstraße bei der Volksbank. Hier müssen die Fußgänger eineinhalb Minuten warten, bis sie Grün bekommen. „Bereits ab einer Wartezeit von einer Minute steigt die Zahl der Fußgänger, die dann doch bei Rot gehen, deutlich an“, sagte Annika Jung.

Helga Wittenmeier fragt sich auch, warum Fußgänger bei der Querung der Hauptstraße beim Rathaus überhaupt in der Mitte warten müssen und nicht beide Fußgängerampeln, die man beim Überqueren passieren muss, gleichzeitig auf Grün stehen können. Abhilfe schaffen soll wohl der neue Verkehrsrechner, der aber zurzeit noch nicht komplett angepasst sei.

In Singen gehen wenige zu Fuß

Bereits 2016 hatte Singen einen Fußverkehrscheck durchgeführt, damals vor allem im Bereich der Südstadt. Was die Quote beim Fußverkehr angeht, liegt die Hohentwielstadt deutlich unter dem Durchschnitt.

Die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), die für den Fußverkehrscheck zuständig ist, hatte herausgefunden, dass 22 Prozent des Verkehrs im Land im Durchschnitt zu Fuß gemacht werde. Doch in Singen sind es nach Daten der Untersuchung nur 16 Prozent. Das Land möchte erreichen, dass bis zum Jahr 2030 in den Städten 30 Prozent des Verkehrs aus Fußverkehr besteht, sagte Annika Jung.