Warum ist das Bild „Kalaschnikow“ von Harald F. Müller Kunst, obwohl er das Titelbild einer alten Romanserie verwendete? Wieso malte Otto Dix nach dem Krieg in seinem Bild „Grüne Landschaft“ auch die Wolken grün? Bei einer Führung durch die Ausstellung „Sehen was ist. Von den Künstlern auf der Höri bis heute“ beantwortete Museumsleiter Christoph Bauer Fragen, die sich manch ein Betrachter zu einzelnen Bildern stellen mag. Das Kunstmuseum stellt Werke der klassischen Moderne der Künstler, die ab 1933 auf die Höri kamen, der Gegenwartskunst gegenüber. Darunter sind auch Neuzugänge und konservatorisch aufgearbeitete Kunstwerke aller Gattungen zu sehen.

Künstler mussten vom Verkauf der Bilder leben

Für die Teilnehmer wurde der Rundgang zu einem kurzweiligen Exkurs durch 100 Jahre Kunstgeschichte am Bodensee. Zu Erläuterungen der einzelnen Kunststile gab Bauer auch Einblick in die Lebenssituation: „Die Künstler mussten von ihren Bildern leben, um sie verkaufen zu können, malten sie oft im Stil bekannter Künstler“, zeigte er im Vergleich zweier Gemälde auf.

In den Jahren von 1933 bis 1945 entsprachen zahlreiche Künstler nicht der Kunstauffassung der Nationalsozialisten, ihre Werke wurden als „entartet“ verboten. In dieser Zeit wurde die Höri Zufluchtsort für viele Künstler, wobei Otto Dix nach dem Krieg seine Malweise zurück zum Expressionismus änderte.

Der Umgang mit der Nazi-Kunst

Gezeigt werden auch Künstler, die ab den 30er Jahren systemrelevant waren, ihre Arbeiten heute aber als Nazi-Kunst gelten. „Wie gehen wir damit um? Wir müssen die Kunstgeschichte neu aufrollen“, nannte Bauer den Maler Emil Nolde als Beispiel, der bis 1945 ein Anhänger des Nationalsozialismus war.

Zu den Werken der Höri-Künstler rückt die Ausstellung als zweiten Schwerpunkt der Sammlung zeitgenössische Kunst von Malerei über Plastik bis hin zu installativen und Arbeiten mit Licht in den Focus. Die Führungen am Sonntag waren ausgebucht, am 5. September finden um 11 Uhr und um 14 Uhr zwei weitere Führungen im Kunstmuseum statt.

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