Frau Glas, in der Komödie „Wir vier und der Enkeltrick“ (17. September, 20.15 Uhr, ARD) wird Ihre Großmutter-Figur Irene Opfer von Enkeltrick-Betrügern. Haben die es bei Ihnen auch schon versucht?

Uschi Glas: Nein, aber es ist schon erschreckend, wie viele Leute auf Anrufer hereinfallen, die behaupten, dass sich Angehörige in einer Notsituation befänden und dringend finanzielle Hilfe benötigen würden. Viele hätten es vorher nicht für möglich gehalten, lassen sich aber in der ersten Panik überrumpeln.

Sind Sie schon auf andere Art betrogen worden?

Glas: Man hat mir einmal unterstellt, ich würde für ein sündhaft teures Arthrose-Medikament Werbung machen. Die Täter kreierten mithilfe von Künstlicher Intelligenz einen Werbespot, in dem ich erzähle, wie mir das erfundene Produkt geholfen hätte. Als ich ihn sah, bin ich ganz schön erschrocken und schaltete meinen Anwalt ein. Er recherchierte, dass die Kriminellen von Kanada und Armenien aus operierten. Sie machten sich leider sofort aus dem Staub, als sie entdeckt wurden. Diese Betrugsmaschen sind um so hinterhältiger, als hauptsächlich ältere Menschen geschädigt werden.

Was haben Sie am „Enkeltrick“-Drehbuch besonders geschätzt?

Glas: Die Heiterkeit ist mit Ernsthaftigkeit gepaart. Irene schämt sich, dass ihr so etwas Blödes passiert ist, und zieht daraus Konsequenzen. Sie zieht ins Altenheim, wo sie Gesellschaft hat und weniger einsam ist. Ihre Kinder hätten nicht dauernd bei ihr zu Hause vorbeischauen können, da sie berufstätig sind und selbst Familien haben.

Darf man den Film so deuten, dass Sie auch vor Filmen, die Klamauk-Elemente enthalten, nicht zurückschrecken?

Glas: Ich bin für alles offen, auch kleinere Rollen, sofern sie Kraft haben. Hier hat mich gereizt, dass ich meinen Humor und meine Ernsthaftigkeit einbringen konnte. Ein großes Zugpferd war außerdem, dass ich mit Katharina Thalbach spielen und herausfinden wollte, ob sie wirklich so crazy oder vielleicht kompliziert ist. Nein, kompliziert ist sie gar nicht, aber, Gott sei Dank, genauso crazy wie ich. (lacht)

Undercover-Einsatz im Leichenwagen: Annemarie (Soogi Kang, von links), Helene (Katharina Thalbach), Irene (Uschi Glas) und Christel ...
Undercover-Einsatz im Leichenwagen: Annemarie (Soogi Kang, von links), Helene (Katharina Thalbach), Irene (Uschi Glas) und Christel (Ursula Werner) gehen in „Wir vier und der Enkeltrick“ auf Verbrecherjagd. | Bild: O-Young Kwon, SWR/wüste medien

Wie zeigt sich diese Verrücktheit?

Glas: Haben Sie Katharina mal als Miss Merkel gesehen? Da brechen Sie zusammen! Wenn sie mit ihrem Hund die Augen rollend auf den Spuren von Miss Marple in der Uckermark ermittelt, gleicht sie der Kanzlerin im Ruhestand manchmal bis aufs Haar. Sie spielt ihre Figur mit so viel Schalk, fantastisch.

Haben Sie mit der überforderten Lehrerin in den „Fack ju Göthe“-Filmen die Rolle gespielt, die am weitesten von der realen Uschi Glas entfernt ist?

Glas: Vielleicht. Jedenfalls könnte ich nie als Lehrerin arbeiten. Ich würde mich vor den pubertierenden Kindern und Jugendlichen fürchten. Als ich das Drehbuch las und mit Regisseur Bora Dagtekin sprach, fiel mir ein, dass wir eine Kunstlehrerin hatten, die wir ähnlich getriezt haben, wie die arme Ingrid Leimbach-Knorr im Film getriezt wurde. Mit der habe ich unserer Frau Hartmann ein kleines Denkmal gesetzt.

Werden Sie seit diesem Kino-Hit mehr von Jugendlichen als von reiferen Jahrgängen angesprochen?

Glas: So extrem ist es nicht, aber lustig, denn die Jungen sprechen mich nicht als Uschi Glas an, sondern fragen, ob ich nicht die Ingrid Leimbach-Knorr wäre. (lacht) Nun habe ich wieder in allen Generationen meine Fans. Die ganz Kleinen mögen die Verfilmungen von „Max und die wilde 7“, die älteren Erwachsenen kennen Serien wie „Zwei Münchner in Hamburg“ oder „Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg“ und die ältesten „Zur Sache, Schätzchen“.

Hauptdarsteller Werner Enke (von links), Regisseurin May Spils und Uschi Glas 1967 beim Dreh des Films „Zur Sache, Schätzchen“.
Hauptdarsteller Werner Enke (von links), Regisseurin May Spils und Uschi Glas 1967 beim Dreh des Films „Zur Sache, Schätzchen“. | Bild: Brix, dpa

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste Hauptrolle in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“?

Glas: Ich reiste nach Kroatien und hatte keine Ahnung, ob sich die Stars Pierre Brice und Lex Barker mir gegenüber arrogant oder ignorant verhalten würden. Es bestätigte sich, was ich meistens erlebe: Je besser und erfolgreicher die Schauspieler sind, desto normaler. In der Regel sind es die Möchtegerns, welche die Kollegen schikanieren.

Sie haben Ihrem Mann zweimal das Leben gerettet. Wie haben Sie das geschafft?

Glas: Es liegt wohl in meinem Naturell, dass ich auch in Extremsituationen die Ruhe bewahren und sehr strukturiert vorgehen kann. Wenn ich nach dem allergischen Schock infolge eines Wespenstichs und dem geplatzten Aneurysma im Gehirn nicht sehr rational gehandelt hätte, wäre es nicht gut ausgegangen.

Seit 2005 verheiratet: Uschi Glas und Dieter Hermann, hier bei der Bambi-Verleihung 2023.
Seit 2005 verheiratet: Uschi Glas und Dieter Hermann, hier bei der Bambi-Verleihung 2023. | Bild: Felix Hörhager, dpa

„Wir vier und der Enkeltrick“ wurde in der Gegend von Freiburg gedreht. Haben Sie auch eine Beziehung zum Bodensee?

Glas: Natürlich. Ich wurde erst kürzlich zum Treffen der Nobelpreisträger in Lindau eingeladen und lernte dort viele herausragende Persönlichkeiten kennen. Außerdem habe ich dort vor Jahrzehnten einen Film mit Theo Lingen und Fritz Wepper gedreht.