Das Museum Art & Cars (MAC) kennt keine Grenzen. Wenn auch räumlich im Hegau verankert, so sind doch die Inhalte sehr international. Das betrifft auch das Publikum, das oft weite Wege auf sich nimmt, um die Sammlung exquisiter Oldtimer und die damit thematisch verknüpften Kunstausstellungen sowie die Architektur der Hauses zu bestaunen.

So hat es das Stifter-Ehepaar Gabriela Unbehaun-Maier und Hermann Maier gewollt: Ein Museum, das alle Sinne ansprechen will. Genau das geschieht in der neuen Ausstellung „Ein amerikanischer Traum“.

Rot ist seine Lieblingsfarbe

Alle Sinne ansprechen will auch der US-amerikanische Künstler und Autodidakt Norman Liebman. Die Farbexplosionen springen den Betrachter geradezu an. Rot, so wird man im Laufe des Rundgangs feststellen, ist seine Lieblingsfarbe. Rot, das manchen Galeristen in der langen Schaffensphase des Künstlers zu viel, zu aufdringlich war, wie Thomas Warndorf in seiner Laudatio verriet.

Im MAC1 wird es sogar noch potenziert. Man öffnet die schwere Eisentür und läuft gerade auf einen Lincoln Premiere Coupé aus dem Jahr 1957 zu. Die Luxuslimousine füllt den Raum mit einem strahlend glänzenden Rot. Rot, das sich gleich im Gemälde von Norman Liebman wiederholt.

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Beides, der opulente Oldtimer wie auch die Bilder symbolisieren den Traum von Freiheit, Grenzenlosigkeit, Sorglosigkeit, Individualität. Freiheit eines Mannes, der seinen ursprünglichen Beruf als Arzt für die Kunst aufgegeben hat. Das spricht Emotionen an. Die männlichen Gäste zücken die Kameras für jedes Chrom-Detail. Die meisten Damen konzentrieren sich mehr auf die Gemälde. Das ist das Erfolgsrezept des MAC.

Vier Oldtimer ergänzen Ausstellung

Insgesamt stehen vier kostbare US-amerikanische Autos (Roadmaster, Plymouth) und eine Harley Davidson im MAC1, immer feinfühlig kombiniert mit Norman Liebmans Gemälden. Wer mehr Autos bestaunen will, muss nur ein Haus weiter gehen. Beatrice Hug hat die Ausstellung kuratiert. Zu sehen sind (auch im Obergeschoss) wilde, expressionistische Gemälde, serielle Malerei, ebenso wie verfremdete Frauenportraits oder Köpfe.

Rot ist die Lieblingsfarbe von Norman Liebman – und ziert auch diesen Lincoln Premiere Coupé aus dem Jahr 1957.
Rot ist die Lieblingsfarbe von Norman Liebman – und ziert auch diesen Lincoln Premiere Coupé aus dem Jahr 1957. | Bild: Trautmann, Gudrun

Im Dunkelraum läuft ein Film über das Leben des mittlerweile 89-jährigen Künstlers. Dabei wird der Betrachter in Liebmans Atelier in Miami entführt. Der Singener Galerist Martin Burkart, langjähriger Freund des Malers, hat ihn gedreht. Die im MAC ausgestellten Bilder werden auch dort gezeigt. Das beeindruckte selbst den Künstler, der mit seiner Familie eigens für die Vernissage aus den USA angereist war.

Menschlichkeit in allen Facetten

Die Besucher erlebten einen charismatischen Künstler, der seinen Schaffensdrang immer noch nicht aufgegeben hat. Es gehe ihm um die Menschlichkeit in allen Facetten, lautet sein innerer Auftrag: Das Menschliche, das Eruptive in seinem eigenen Arbeitsprozess, aber auch um die Reaktion des Betrachters. Liebman provoziert die Auseinandersetzung.

Man kann mit ihm trefflich über seine Frauenbildnisse diskutieren. Zum Teil wird dabei die Erinnerung an seine famose Deutschlehrerin lebendig und er wechselt in die deutsche Sprache. Für die Hausherrin Gabriela Unbehaun-Maier ist dies ein besonders ergreifender Moment. Seit vier Jahren habe das MAC eine Kooperation mit der Hegau-Bodensee-Galerie angestrebt. Das Ergebnis ist sehenswert.