Frau Kuhlicke, seit einiger Zeit haben Sie die Verantwortung für das Färbe-Ballett übernommen. Wie lautete Ihre erste Bilanz?

Kurz und knapp: Die Bilanz ist positiv! Die Entscheidung, diesen Weg einzuschlagen und die Ballettschule Die Färbe weiterzuführen, fühlt sich jeden Tag richtig an.

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Jetzt steht die erste große Aufführung an, wie sind Sie gerade auf das Thema „Karussell“ gekommen?

Zunächst schwebte mir eine Aufführung zum Thema Farben vor. Beim „kreativen Brainstorming“ stieß ich auf das Gedicht „Das Karussell“ von Rainer M. Rilke, in welchem bunte Karusselltiere beschrieben sind. So entstand dann nach und nach die Idee, den ganzen Ballettabend Karussell zu nennen. Zum einen in direktem Bezug zum Gedicht von Rilke, was Sie auch am Abend wiederfinden werden, als auch in seiner Symbolik – Karussell als kreisendes Element, als Reigen, als Symbol für Kindheit und Vergnügen. Für mich persönlich war dies nach der langen Zeit der pandemiebedingten Einschränkungen einfach nur passend.

Und weshalb soll die Handlung gerade in Paris spielen?

Rainer M. Rilke lebte 1906, zur Zeit der Entstehung des Gedichts, in Paris. Er beschreibt in „Das Karussell“ das Fahrwerk im ehemaligen Pariser Schlossgarten Jardin du Luxembourg. Vermutlich hat er dieses Karussell und die darauf fahrenden Kinder immer wieder beobachtet.

Was können die Zuschauer von der Inszenierung erwarten?

Es erwartet sie ein bunter Reigen – wir bewegen uns durch den Park und lassen eine längst vergangene Zeit wieder lebendig werden.

Ines Kulicke, Leiterin der Färbe-Ballettschule, bei den Proben zum Stück Karussell, das am 8. April Premiere feiern soll.
Ines Kulicke, Leiterin der Färbe-Ballettschule, bei den Proben zum Stück Karussell, das am 8. April Premiere feiern soll. | Bild: Leander Biehler

Wieviel Vorlauf benötigt so ein Projekt mit so vielen Beteiligten?

Solch ein Projekt bedarf viel Zeit in der Vorbereitung. Es sind fast 100 Beteiligte auf der Bühne. Die Arbeit, die dahintersteckt und nicht sichtbar ist, ist ordentlich. Grob geschätzt beschäftige ich mich seit ca. einem halben Jahr mit der Vorbereitung. Die Entscheidung, die Idee auch umzusetzen, habe ich Anfang des Jahres getroffen, wohlwissend, dass Omikron uns einen Strich durch die Rechnung hätte machen können.

Und das gerade in Zeiten der Pandemie, wo es sicherlich auch immer wieder krankheitsbedingte Ausfälle gibt…

So ist es. Dieses Damoklesschwert schwebt ja auch jetzt noch über uns. Viele SchülerInnen waren schon in Quarantäne, manche sogar zweimal. Das macht das Einstudieren einer Choreografie sehr schwer. Eigentlich beginnt das schon beim Erarbeiten einer Choreografie, die ja oft im Unterricht weiterentwickelt wird. (dann muss sie lachen) Wenn dann die Aufstellung immer wieder anders ist, weil SchülerInnen fehlen, hatte ich oft das Gefühl, ein eigenes Karussell im Kopf zu haben.

Ab wann wurde mit den Proben für die Aufführung begonnen?

Wir haben im Ballettsaal in der zweiten Januarwoche begonnen. Seit März proben wir jetzt auch auf der Bühne in der Basilika.

Wie bekommt man so viele Tanzschüler unter einen Hut?

Ich gebe zu, das erfordert logistisches Denken. Und Disziplin. Aber das ist ja kein Fremdwort im Ballettunterricht. Die SchülerInnen machen das prima, sie sind motiviert, und denken mit!

Ines Kulicke, Leiterin der Färbe-Ballettschule, bei den Proben zum Stück Karussell, das am 8. April Premiere feiern soll.
Ines Kulicke, Leiterin der Färbe-Ballettschule, bei den Proben zum Stück Karussell, das am 8. April Premiere feiern soll. | Bild: Leander Biehler

Und wie motiviert man sie immer wieder bei den Proben?

Da braucht es keine Extramotivation. Das viele Training wird durch einen Auftritt belohnt, darauf warten die Kinder schon lange. Durch die Pandemie ist eine Bühnenpräsenz ja gar nicht möglich gewesen.

Es wird ein farbenfroher Reigen versprochen. Bezieht sich das auch auf die Kostüme?

Über Kostüme werde ich nichts verraten. Lassen Sie sich überraschen.

Ganz mag ich doch nicht locker lassen. Woher bezieht die Ballettschule diese Kostüme eigentlich?

Die Ballettschule und das Theater Die Färbe besitzen einen gemeinsamen Kostümfundus. Manchmal können Kostüme aus alten Ballettabenden verändert und angepasst werden. Vieles wird aber auch neu angeschafft, meist selbst hergestellt mit Hilfe von vielen Händen. Was das Kostümdesign betrifft, habe ich Unterstützung von einer Produktentwicklerin für Mode.

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Werden Sie – wie bereits bei anderen Aufführungen – selbst auch wieder mittanzen?

Nein (lacht wieder). Auch wenn es mich manches Mal in den Füßen juckt.

Wo können Interessierte denn noch Karten bestellen?

Die Reservierung ist nur online über die Homepage www.ballettschule-faerbe.de möglich. Ebenso wird es an der Abendkasse Karten geben. Sollten Vorstellungen ausverkauft sein, lohnt sich dennoch ein Gang an die Abendkasse, denn aufgrund der noch hohen Inzidenzen, werden mit Sicherheit reservierte Karten in den Verkauf an der Abendkasse gehen. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Zu Person, Motivation und Institution

  • Zur Person: Ines Kuhlicke (44) ist Ärztin und Ballettlehrerin. Als Ballettschülerin bei Milly van Lit hat sie ab dem fünften Lebensjahr Ballettunterricht erhalten, später kam die ballettpädagogische Ausbildung durch Milly van Lit an der Ballettschule der Färbe und Eva Steinbrecher vom Ballettseminar Stuttgart dazu. Sie hat 2019 die Leitung der Ballettschule Die Färbe von Milly van Lit übernommen. Zuvor wirkte sie in zahlreichen Aufführungen als Tänzerin und Choreografin mit und inszeniert nun ihren ersten eigenen Ballettabend.
  • Zur Motivation: Schulleiterin Ines Kuhlicke präsentiert mit ihren Tänzerinnen und Tänzern ihren ersten Ballettabend seit Übernahme der Ballettschule Die Färbe 2019. „Es ist Zeit, mit den Schülerinnen und Schülern auf die Bühne zu gehen. Auch wenn die Pandemie noch andauert, und die Vorbereitungen sehr holprig sind, spüre ich bei allen das große Bedürfnis, auf etwas Konkretes hinzuarbeiten, etwas zu kreieren. Dieser Enthusiasmus gibt Kraft“, so Ines Kuhlicke, die nun endlich in der Basilika mit ihren Schülerinnen und Schülern auftreten wird.
  • Zur Aufführung: Der Ballettabend 2022 ist eine Kooperation der Ballettschule Die Färbe mit dem Theater Die Färbe in Singen. Unter dem Titel „Karussell“ wird das Publikum eingeladen, einen Tag im Jardin du Luxembourg im Paris der Belle Epoque zu verbringen. Ein bunter Reigen – inspiriert von Rilkes Gedicht „Das Karussell“ – bewegt sich durch den Park und lässt eine längst vergangene Zeit wieder lebendig werden. Rund 100 Beteiligte machen das Publikum zum Beobachter farbenfroher und abwechslungsreicher Szenen.
  • Zur Reservierung: Insgesamt vier Vorstellungen sind geplant: Am Freitag, 8., und Samstag, 9. April, jeweils um 19 Uhr, sowie am Sonntag, 10. April, in zwei Aufführungen um 11 Uhr und um 17 Uhr in der Basilika auf der Musikinsel an der Schlachthausstraße in Singen. Eine Reservierung von der Karten ist ausschließlich online über www.ballettschule-faerbe.de möglich. Das Interesse sei riesengroß. Aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens könne es aber auch kurzfristig noch zurückgegebene Tickets an der Abendkasse geben. (cab)