Kulturinteressierte Menschen können in Singen das ganze Jahr über fast täglich ihrer Neigung nachgehen. Ob Kleinkunst, Theater, Kino oder ein Besuch im Museum: Die Stadt unterm Hohentwiel hat deutlich mehr zu bieten als den Standard. Das haben die meisten Singener zwar schon geahnt. Bestätigt bekommen sie diesen Eindruck nun durch die Haushaltsbefragung zu Kultur- und Tourismusfragen von Martina Taubenberger, an der sich insgesamt 834 Personen beteiligt hatten.

Die Münchener Kulturmanagerin berät die Stadt bei der Kulturkonzeption, die unter dem Namen "Singen KulturPur 2030" die Zukunft des Kulturlebens in der Stadt aufgleisen soll.

Schon jetzt lässt der Zwischenbericht erkennen, dass der Großteil der Kulturbetriebe sich bereits auf der richtigen Spur bewegt. Allein das Bewusstsein dafür dürfte weiter geschärft werden. Das zeigt sich zum Beispiel am Singener Kunstmuseum, das zwar einen hohen Bekanntheitsgrad genießt und dennoch selten, bis gar nicht genutzt wird.

Das könnte und sollte sich nach Meinung des Fraktionssprechers der Freien Wähler, Hubertus Both, durch eine bessere Werbung ändern. Angelika Berner-Assfalg (CDU) hat beobachtet, dass die Nachbargemeinden nur unzureichend über das Singener Kulturangebot informiert würden. Hubertus Both vertritt die Ansicht, dass die Qualität des Kulturangebotes keine Wünsche offen lasse. In der Kulturkonzeption müssten allerdings Methoden für eine bessere und überregionale Vermarktung erarbeitet werden. "Wie erreichen wir die 45 Prozent der Bürger, die das Kulturangebot nicht genießen", fragt er sich. Für Eberhard Röhm (Grüne) ist hingegen wichtig, subjektive Barrieren sozial Schwächerer abzubauen.

Manchmal ist der Blick von außen klarer als die Innensicht. Zwar wird Oberbürgermeister Bernd Häusler nicht müde zu betonen, dass "Singen die Kulturmetropole zwischen Zürich und Stuttgart ist"; Martina Taubenberger hat diese Aussage mit ihrer Befragung nun untermauert. Dabei hat die Münchenerin im Vergleich mit anderen Städten ein auffällig breit gefächertes Kulturleben und eine gute Mischung aus Laien- und professionellem Angebot festgestellt. "Das ist nicht selbstverständlich", sagt sie und hebt das Museum Art & Cars, das Theater "Die Färbe" und das soziokulturelle Zentrum Gems als Besonderheiten mit hoher Anziehungskraft hervor.

Für eine solide Grundversorgung, so die Kulturmanagerin, sorgten die Stadthalle, das Kunstmuseum und das Hegau-Museum. Bis auf regelmäßig bespielbare Open-Air-Bühnen sei in Singen alles vorhanden. Am stärksten vertreten und genutzt seien die Sparten Bildende Kunst, Theater und Film; am schwächsten ausgeprägt die Sparte Musik, insbesondere die Chormusik. "Musik ist wenig präsent in den Köpfen", lautet das Fazit aus der Umfrage. Auch das Geschichtsbewusstsein sei in Singen wenig ausgeprägt. Seit geraumer Zeit denkt die Stadt über ein stadtgeschichtliches Museum nach.

Was die Zusammenarbeit der Kulturabteilungen im Fachbereich angeht, so bescheinigt Martina Taubenberger der Stadt eine hervorragende Vernetzung. Der Austausch zwischen Stadt und freien Kulturträgern werde gerade verbessert. Aber die freien Träger seien kaum vernetzt. Hier sei noch einiges möglich.

OB Bernd Häusler zeigte sich höchst zufrieden mit dem Ergebnis der Befragung. Wichtig ist ihm hierbei auch, dass sowohl Einheimische wie Besucher die Situation ähnlich einschätzen. Nun gilt es, sich in Bürgerworkshops um die Schwachstellen zu kümmern: zum Beispiel die bessere Vernetzung von freien Kulturträgern und Vereinen oder die musikalische Ausprägung. Auch könnte Singen als touristisches Ziel durchaus noch interessanter werden.

Bürgerworkshops fürs Konzept

Mit 14 Fragen zum Kulturleben und neun Fragen zum Tourismus haben sich 834 Personen an der Bürgerbefragung befasst. Die Befragung fand auf der Straße, im Internet und per Postsendung statt. Antworten auf die Kulturfragen kamen zu 62 Prozent von Frauen und 38 Prozent von männlichen Teilnehmern. Die Tragen zum Tourismus beantworteten 49 Prozent Männer und 51 Prozent der Frauen. Im zweiten Schritt können Bürger sich in Workshops an der Kulturkonzeption beteiligen

  • Kultursparten: Der Themenworkshop Intensiv I am 5. Oktober von 17 bis 21 Uhr beschäftigt sich mit der Profilierung der Kultursparten. Dabei geht es um Singen als Kunst-, Theater- oder Musikstadt.
  • Offener Bürgerworkshop: Am Donnerstag, 12. Oktober geht es zwischen 18 und 21 Uhr um Angebote für Familien, die Entwicklung des öffentlichen Raumes und die Kulturinformation.
  • Themenworkshop Intensiv II: Am Freitag, 13. Oktober, sollen zwischen 14.30 und 18.30 Uhr im MAC-Museum die Themen aus dem Bürgerworkshop mit Kulturschaffenden und Vertretern des Handels, der Gastronomie und der Industrie vertieft werden.
  • Themenworkshop Intensiv III: Hier geht es am Samstag, 14. Oktober, zwischen 10 und 14 Uhr im Hegau-Museum um kulturelle Vielfalt und Interkultur unter Einbeziehung von Migrantenvereinen. (gtr)