Der verlängerte Lockdown wegen der Corona-Pandemie setzt dem Gastgewerbe auch auf der Insel Reichenau immer mehr zu. Tourismus-Chef Karl Wehrle erklärt: „Die Lage ist schwierig und bitter für den Wirtschaftszweig – und ebenso für den Kulturbereich. Eine gewisse Zeit kann man immer überbrücken, aber die Frage ist: Wie lange habe ich Atem?“ Weil der Sommer sehr gut gelaufen sei, hätten sich die Betriebe zwar ein kleines Polster erwirtschaften können. „Irgendwann ist das jedoch aufgebraucht“, betont Wehrle. Zumal er nicht erwartet, dass es nach Ende Januar Lockerungen geben wird.
Daher wäre es umso wichtiger, dass die versprochene staatliche Hilfe schneller kommt und Geld fließt. Das hört Wehrle oft von Betrieben. „Es läuft allerdings zäh.“ Natürlich seien die Maßnahmen nachvollziehbar, betont der Tourismuschef. Man müsse die Pandemie in den Griff bekommen, um wieder eine bessere Lage zu haben – in allen Bereichen. Aber ein Problem gerade im Gastgewerbe sei es auch, dass es keine verbindlichen Aussagen zur Dauer des Lockdowns gebe. „Warum kann man das nicht einfach festmachen und eine gewisse Planungssicherheit geben?“
Warten auf die versprochenen Zahlungen
Als direkt Betroffene kann Gabriela Ganter vom Hotel-Restaurant Mohren dies nur bestätigen. „Zahlungen haben wir bis heute keine erhalten, null Euro“, erklärt sie – noch nicht einmal für den November, als der neue Lockdown im Gastgewerbe begonnen hat. „Die Lage ist schwierig, es ist eine Katastrophe für uns.“
Zumal manche Politiker schon davon reden würden, der Lockdown könne bis Ostern gehen. Dann wären die Betriebe fünf Monate lang geschlossen, betont Ganter: „Das ist vernichtend. Es ist ein Wahnsinn, was die mit uns machen.“ Sie habe gerade einmal fünf Prozent Vorausbuchungen für 2021. „Das ist ein leeres Haus.“ Und die lange Zeit der Schließung könne man nicht wieder aufholen. Zudem sei es eben ein großes Problem, dass man nicht planen könne. Sie könne deshalb auch kein Personal einstellen.
Gabriela Ganter: „Uns geht es allen dreckig“
Was sie zudem ärgert: Viele Leute meinen, die Betriebe bekämen doch Geld vom Staat, denen gehe es gut. Stimmt aber nicht. „Uns geht es allen dreckig“, sagt Ganter. Sie habe ihre beiden Häuser – neben dem Mohren noch das 47 Grad in Konstanz – komplett geschlossen. Es gebe viel zu wenig Geschäftsreisende in der Region, da rentiere es nicht, den Betrieb offen zu halten. „Wir leben halt von dem Polster, das wir aufgebaut haben, aber die ganzen Rücklagen werden aufgebraucht“, erklärt Ganter.
Sie könne die Maßnahmen einerseits nachvollziehen. Aber die Politik hätte vielleicht schon im November härter durchgreifen müssen. Und es gebe halt unvernünftige Leute, die sich nicht an die Regeln halten. „Dadurch zieht es sich weiter raus. Es ist natürlich auch für die Politik keine leichte Entscheidung. Aber so gehen wir alle kaputt. Das kann die Wirtschaft nicht aushalten.“ Ganter ist gespannt, wie viele Betriebe danach überhaupt wieder aufmachen.
Das Ende des Restaurants Zum kleinen Löwen?
Vermutlich nicht dabei sein wird Ramazan Yilmaz, Betreiber des Restaurants Zum kleinen Löwen. „Die Situation ist ganz schlecht. Ich mache wahrscheinlich zu“, erklärt er. „Es geht gar nichts mehr.“ Und er sei wahrscheinlich nicht der einzige, nach dem, was er so höre. Auch das Essen zum Mitnehmen, das er anbietet, laufe schlecht. „Das ist lächerlich wenig auf der Reichenau.“
Staatliche Hilfen habe er bisher wenig bekommen, für November und Dezember nur „Abschlagszahlungen“, wie er es nennt – etwa ein Drittel dessen, was er nach den Berechnungen seines Steuerberaters beantragt hatte. „Das reicht nicht mal, um die Kosten zu decken“, erklärt Yilmaz. Er müsse jetzt mit dem Hauseigentümer sprechen, ob und wann er vorzeitig aus seinem Pachtvertrag aussteigen könne.