Radolfzell Mit einem hervorragenden Konzert von Kindern und Jugendlichen ist dem Radolfzeller Verein Klangkultur ein „Coup de Coeur“ gelungen. Neun junge Musikerinnen und Musiker spielten sich am Weltkindertag im Vereinsheim „Hinter der Burg“ in die Herzen der Zuhörer. Das Konzert unter dem Motto „Was hat wohl ein Pferd mit Musik zu tun?“ bot nicht nur viele musikalische Leckerbissen von begabten Jungmusikern aus Radolfzell, Salem und Überlingen.

Das Konzert war darüber hinaus sehr unterhaltsam, weil es die jungen und älteren Zuhörer in die Aufführung mit einbaute. Es war lehrreich, da es einen Blick in das 18. Jahrhundert gewährte und die Frage szenisch zu beantworten suchte. Und es war politisch, weil der Vorsitzende des Jugendgemeinderats und Gastredner Nico Kuhn die Erwachsenen unter den Gästen daran erinnerte, dass Kinder Rechte haben und diese Rechte als Bausteine für die Demokratie gelten.

Zu Beginn des Konzerts wandte sich der Vorsitzende der Klangkultur, Anton Steck, direkt an die Jugendlichen und an die Kinder und ermunterte sie, ihrem Hobby an ihren Instrumenten treu zu bleiben. Im Alter von fünf Jahren hat der Violinist, Dirigent und Professor an der Musikhochschule in Trossingen erstmals musiziert. Aus seinem Hobby sei sein Beruf geworden. Und keinen einzigen Tag habe er es bereut, dass er Musiker wurde, sagte Steck. Was ihn an Musik besonders faszinieren würde, sei ihr Charakter als Universalsprache, führte er fort. Indirekt nahm Nico Kuhn den Universalitätscharakter in seinem bemerkenswerten Redebeitrag auf. Der Vorsitzende des Jugendgemeinderats übersetzte dabei elegant das Motto vom Kinderwelttag 2025 – „Kinderrechte – Bausteine für die Demokratie“ – mit dem Charakter der Musik und dem Selbstbild von Radolfzell als einer Musikstadt.

Gerade in Radolfzell könne man sehr gut sehen, wie eng Demokratie, Kultur, Kinderrechte und Musik miteinander verbunden seien, sagte Nico Kuhn: Denn wer Musik machen würde, lerne auch zuzuhören, Rücksicht zu nehmen und gemeinsam etwas Größeres zu schaffen. Und genau das seien die Grundpfeiler der Demokratie.

Auch dem Motto der Musikveranstaltung „Was haben wohl Pferde mit Musik zu tun?“ konnte er demokratische Werte abgewinnen. Denn für ihn bewegen sich Pferde in einem Rhythmus: Mal im Schritt, mal im Trab und mal im Galopp. Auch Radolfzell bewege sich seit Jahren im Rhythmus der Kultur, sagte Nico Kuhn: Manchmal ruhig, manchmal sprunghaft, aber immer gemeinsam und immer im Bewusstsein, dass Vielfalt die Stadt stark mache. Für ihn bleibe Radolfzell eine Musikstadt und eine Stadt der Demokratie, der Vielfalt und der Kultur. Er dankte den Kindern und Jugendlichen, die an ihrem Welttag musizierten und allen, die dieses Konzert möglich gemacht hatten. Sie würden zeigen, wie Zukunft klingt: nach Offenheit, nach Gemeinschaft und nach Zusammenhalt.

Bereits zu Jahresbeginn machten sich die Initiatorinnen des Konzerts, Christina Kobb und Karen Benda, Gedanken für eine Veranstaltung zum Weltkindertag. Sie wollten für diesen Tag Kinder und Jugendliche einladen und den Zuhörern zeigen, dass die Kinder und Jugendliche musikalische Aussagen liefern können. Beide Initiatoren sind Pädagoginnen für Klavier und Cello. Sie suchten nach einer unterhaltsamen und lehrreichen Form der Musikvermittlung – vor allem für junge Solisten, die meist ältere Barockstücke von Telemann und Bach und damit auch Werke aus fernen Zeiten üben.

Die Pädagoginnen fragten sich, wie einstmals die Komponisten reisten? Sie nahmen die Zuhörer mit dem damals üblichen Transportmittel, der Pferdekutsche, auf eine Reise mit Stopp in Amsterdam – unter anderem für den im 18. Jahrhundert dort üblichen Kauf von Notenmaterial. Die szenisch aufgebauten Anmoderationen mit Steckenpferd, Handpuppe und Achsenbruch bereitete sowohl den Musikern wie dem Publikum großes Vergnügen. Wobei sich sogar Konzertbesucher von ihren Sitzplätzen erhoben und mit Beinen und Händen rhythmischen Pferdegalopp imitierten. Auch beantworteten sie die am Anfang gestellte Frage: Ohne Pferde sei ein Streichmusik-Konzert nicht möglich, da mit den Pferdeschwanzhaaren der Hengste die Streicher-Bögen bespannt werden.

Die jungen Musiker traten als Solisten, als Ensemble oder mit einer begleitenden Unterstützung der Musikschul-Lehrerinnen auf und präsentierten ihr Können in elf Musikwerken von Pleyel, Bach, Vivaldi, Ellerton, Reinagle, Hindermith und Scheidt in mitunter anspruchsvollen Formen als Rondo, Sonate und Suite sowie im Kanon oder der Tarantella und einem koreanischen Lied. Sie erhielten langen Applaus, manche unterbrachen ihn indes mit einem zu frühen Bühnenabgang.