Von unserer Privatsphäre ist in der heutigen Zeit nicht viel übrig geblieben – so lautet zumindest ein Vorwurf an unsere moderne Technik. Zahlreiche Apps in unseren Smartphones sowie soziale Medien verlangen Zugriff auf Daten wie unseren Standort, unsere Fotos, unsere Kontakte oder unser Mikrofon – am besten auch noch auf alles zusammen. So manch einer verweigert aus solchen Gründen sogar gleich ganz die Nutzung des Handys.

Was dabei vergessen wird: Schon lange vor der Erfindung solch moderner Gerätschaften war man vor Überwachung nicht gefeit. Und nein, damit ist keine Kontrolle à la Geheimdienst gemeint. Zumindest Dorfkinder kennen nämlich noch eine ganz andere – und zum Glück auch wesentlich harmlosere – Art der Überwachung.

Privates geheim halten? Gar nicht so leicht

Denn wenn jeder jeden oder jeden Zweiten zumindest vom Hörensagen kennt, ist es nicht gerade leicht, Privates für sich zu behalten. Vor allem nicht dann, wenn so manch Großmutter, Mutter, Tante oder Nachbar auch noch einen sehr aufmerksamen Blick auf das Geschehen im Ort und ein gut gespitztes Ohr haben. Dann machen Neuigkeiten nämlich ganz schnell die Runde, ob das von den Betroffenen gewollt ist oder nicht.

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Wer hat wem einen Antrag gemacht? Wer hat Schwierigkeiten mit seinem Arbeitgeber? Wessen Kind ist gerade auf die Welt gekommen? Wessen Haus wird demnächst verkauft? Keine Sorge – der Dorf-Nachrichtendienst weiß Bescheid – und das sogar ganz ohne Smartphone. Und wer brühwarm an all dem Wissen teilhaben will, der muss nur mal eben zum Kaffee vorbeikommen und ein bisschen Zeit mitbringen.

Der Dings von Nebenan

Zum Teil muss dabei übrigens nicht einmal gewusst werden, über wen nun wieder Neuigkeiten aufgeschnappt wurden. Zur Not kennen die gut Informierten nämlich auch sämtliche Verwandtschaftsverhältnisse im Ort auswendig und können ohne Probleme einordnen, um wen es gerade geht – du weißt schon, den Onkel vom Herbert, der war früher mal mit dem Franz befreundet, der bei der Alu gearbeitet hat und mit der Gerda zusammen ist.

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Macht es da also überhaupt Sinn, auf Smartphone und soziale Medien zu verzichten, um Privates für sich zu behalten? Wer weiß – zumindest hat es beim Dorfklatsch aber den Vorteil, dass Informationen nicht auf der ganzen Welt die Runde machen. Innerhalb des Ortes sind mögliche Geheimnisse sicher.

Außer, Großmutter, Mutter, Tante oder Nachbar haben Bekannte in anderen Gemeinden, denen sie davon erzählen wollen. Aber dann wissen die Angesprochenen immerhin nicht so genau, von wem ihm gerade erzählt wird – nur eben von der Dings, die Freundin vom Peter, der mal mit dem Karl aus dem Haus gegenüber zusammengearbeitet hat.