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Jugend, Kultur, Stadion: Die Debatte ist eröffnet

Die Stadt Konstanz hat das Bodensee-Stadion für Großereignisse gesperrt – und das von einem Tag auf den anderen, erst kurz nachdem das Campus-Festival dort über die Bühne ging. Zu eben jenem Festival kommen allerdings mehr einzelne Menschen als zu einer kompletten Spielzeit ins Theater plus Philharmonie.

(Archivbild) Vor zehn Jahren schien die Welt noch in Ordnung: Bei „Rock am See“ 2013 ist das Bodensee-Stadion gut gefüllt. ...
(Archivbild) Vor zehn Jahren schien die Welt noch in Ordnung: Bei „Rock am See“ 2013 ist das Bodensee-Stadion gut gefüllt. Doch schon damals war klar: Hier herrscht Sanierungsstau. | Bild: Gerhard Plessing/SK-Archiv

Trotzdem tut die Stadt für die Interessen dieses Publikums nur wenig. Das ist brandgefährlich, schreibt der Leiter der Lokalredaktion Konstanz, Jörg-Peter Rau, in seinem Kommentar. Zu seinem Meinungsbeitrag und unserer Berichterstattung zum Thema haben uns folgende Lesermeinungen erreicht:

Erfrischend mutig

Zum Standpunkt der Woche „Was ist uns die Jugend wert?“ vom 3. Juni und zur drohenden Sperrung des Bodensee-Stadions für Großereignisse schreibt Manfred Hensler aus Konstanz:

Gut gebrüllt, Herr Rau – Kompliment zu diesem für den doch oft eher braven SÜDKURIER wirklich erfrischend mutigen Kommentar, der manchen Stadtvätern wie –müttern kräftig auf die Füße tritt und diese hoffentlich endlich aufrüttelt. Der Dornröschenschlaf des Kleinodes Bodensee-Stadion muss endlich beendet werden und es braucht mutige Prinzen (natürlich gerne auch Prinzessinnen) die es wachküssen. Welches Potenzial dieser Ort hat, hat das jüngste Campusfestival eindrücklich gezeigt.

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Eine Stadt, die bei der Scholl-Schule binnen drei Jahren auftretende Mehr-Renovierungskosten von 13 Millionen Euro schultern kann, sollte auch eine Million Euro für die provisorische Ertüchtigung des Bodensee-Stadions für 2024 stemmen können. Und danach gilt es, mit Mut und Entschlossenheit Privatinvestoren zu suchen und mit diesen zusammen an der Vision „Waldbühne Konstanz“ zu arbeiten – einer Spielstätte, die sowohl für Größen der Rock- und Popszene als auch der klassischen Musik attraktiv ist. Einmal Sido, ein anderes Mal Jonas Kaufmann auf der Waldbühne Konstanz – warum eigentlich nicht?

Zutreffend

Zum selben Thema schreibt Michael Reichmann, ebenfalls aus Konstanz:

Jetzt muss ich doch mal eine Ausnahme machen und einen Leserbrief schreiben. Der Standpunkt der Woche ist meines Erachtens sehr zutreffend, zeigt Fakten auf, ist aber dennoch sehr mutig. Da legt sich der SÜDKURIER in Person von Herrn Rau doch mal mit einem Klientel an, das so etwas überhaupt nicht gewöhnt ist. Sicherlich wird mit versteckten und offenen (Revanche-) Fouls zu rechnen sein. Bravo!
Überhaupt liest man in letzter Zeit auch ab und zu kritische Artikel in eine neue Richtung. Man reibt sich verwundert die Augen. Weiter so bitte.

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Bedenklich

Zum Kommentar von Jörg-Peter Rau schrieb die Konstanzerin Renate Schwalb folgende Zeilen:

In seiner Empörung über das Verhalten der Stadt, die „handstreichartig“ für junge Leute wichtige Veranstaltungen unmöglich macht, kann ich Herrn Rau nur zustimmen. Das gelobte Campus-Festival schien dank bester Vorbereitung durch die Veranstalter jedenfalls keine Gefahrenquelle für die Zuschauer gewesen zu sein. Bedenklich finde ich, dass Herr Rau hier in polemischer Manier Alt gegen Jung, Hoch- gegen Popkultur ausspielt. Ich bekenne mich dazu, dass mir ein engagiertes Theater, ein Orchester, das auf hohem Niveau das musikalische Erbe, aber auch neue Musik bietet, sehr wichtig sind. Welch nachhaltige Jugendarbeit Theater und Philharmonie leisten, kann übrigens nicht genug betont werden.

Nach Lektüre dieses Artikels müsste ich jetzt in Sack und Asche gehen, da ich alte, selbstsüchtige Kulturbürgerin schuld daran sein soll, wenn die Bedürfnisse der Jugend nicht ernst genommen werden. Dagegen wehre ich mich. Es ist nicht meine Schuld, wenn die Stadt über Jahrzehnte das Bodensee-Stadion im wahrsten Sinne des Wortes vergammeln ließ.

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Es ist auch nicht meine Schuld, wenn die Stadt Geld ausgibt für unnötige Gutachten, die dann ebenso unnötige und von den Betroffenen unerwünschte teure Maßnahmen nach sich ziehen, siehe Gehwege und Chill-Oasen. Herr Rau spricht ein wichtiges Thema an, trägt aber leider zur Vertiefung einer angeblichen Spaltung in der Stadtgesellschaft bei. Dazu eignet sich die Verbreitung des Gerüchts, die „Reichen“ im Musikerviertel und die Stadtverwaltung stünden unter einer Decke. Das befeuert Verschwörungstheorien, auch wenn Herr Rau in einem Nachsatz schreibt, es gebe für dieses „Geraune“ keine Beweise.

Und vielleicht sollte sich Her Rau die Besucherzahlen von Theater und Philharmonie ansehen, die seiner Aussage nach in einer ganzen Spielzeit geringer seien als die an einem Campus-Festivalwochenende. Die Zahl der Einzelpersonen, die aus weiter Entfernung zu einem einmaligen Event anreisen, mit einem Publikum, das regelmäßig ins Theater oder Konzert geht, zu vergleichen, ist irreführend.

Stadion erhalten

Jürgen Ritter aus der Konzilstadt nahm ebenfalls an der Diskussion teil. Er meint:

Dem Kommentar zur Diskussion um das Bodensee-Stadion kann man sicherlich zustimmen. Was mich allerdings stört, ist, dass der Erhalt des Bodensee-Stadions ausschließlich unter dem Aspekt gesehen wird, dass hier nur junge Menschen in Konstanz einen entsprechenden Veranstaltungsort brauchen würden. Das ist zwar richtig, sie brauchen ihn – dringend! Dabei lässt man aber leider außer Acht, dass das Stadion auch für viele weitere Gelegenheiten genutzt werden könnte. Auch sportliche Events wären doch denkbar. Zudem könnten im Sommer kulturelle Veranstaltungen organisiert werden. Zum Beispiel unter dem Motto: „Kultur im Stadion!“

Fazit: Ich finde es zwingend notwendig, das Stadion zu erhalten. Aber eben auch – und nicht nur – für „Die Jugend“. Dieser Aspekt wird leider in der bisherigen Diskussion völlig ausgeblendet. Weitere Nutzungsmöglichkeiten scheinen städtischerseits niemanden zu interessieren. Man hat den Eindruck, die Stadt will halt vor allem eins: Das Stadion loswerden und bemüht sich gar nicht darum, zu klären, ob damit Chancen vertan werden. Vielerorts werden Stadien multifunktional genutzt.

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Noch ein Nachsatz: Auch ich wohne im Musikerviertel. Noch nie haben wir uns an irgendeiner Veranstaltung im Stadion gestört. Auch nicht, wenn man tageweise völlig zugeparkt ist, weil viele Besucher wissen, dass man hier in den Nebenstraßen umsonst und stadionnah parken kann. So etwas muss man halt einfach ein paar Tage im Sommer im Interesse aller aushalten und akzeptieren. Meine Bitte daher: Machen Sie hier keine unnötige „Baustelle“ auf, wie im Kommentar angedeutet. So nach dem Motto: Die ohnehin privilegierten Musikerviertelbewohner stören sich an den Veranstaltungen im Stadion- also muss es weg! Einzelfälle mag es geben, zugegeben, für eine Verallgemeinerung reicht es nicht. Es wäre schade, wenn die Diskussion in diese Richtung abdriften würde und damit von der eigentlichen Problematik ablenkt.

Gut aufgenommen

Dass das Thema auch überregional relevant ist, zeigt der Leserbrief von Karl-Heinz Buchmann aus Villingen:

Sehr gut! Das ist seit Jahrzehnten so. Ich bin zwar schon 75, tendiere aber schon immer zur leichten Muse, mache auch heute immer noch Musik. Klassische Musik mag ich nicht, bin aber tolerant deren Liebhabern gegenüber, sofern die finanzielle Unterstützung ausgeglichen wäre. Diesen Punkt haben Sie gut aufgenommen.

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