„Wir sperren uns gegen die Sperrung“: Das Junge Forum Konstanz (JFK), im Gemeinderat mit vier von 40 Sitzen vertreten, bezieht als zweite politische Gruppierung Position in Sachen Sperrung des Bodensee-Stadions. Knapp ein Jahr vor der Gemeinderatswahl nimmt damit die Debatte um einen Ort für Sport und junge Kultur nochmals an Fahrt auf. Und die Stadtverwaltung kommt weiter unter Druck.
Die Verwaltung habe sich „um die ihr bekannten Infrastrukturprobleme“ über Jahre „nicht gekümmert“, so der Vorwurf des JFK. Auch für die Stadträtinnen und Stadträte des JFK kam das Verbot von Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern im Bodensee-Stadion überraschend.
„Ein fatales Zeichen an die junge Konzert- und Eventszene“
Es sei „ein fatales Zeichen an die junge Konzert- und Eventszene, die in Konstanz nach der langen Pandemiephase und dem Ende von ‚Rock am See‘ gerade erst im Entstehen ist“, so das Junge Forum. Gerade jüngere Konstanzerinnen und Konstanzer, „die bereits kein überwältigendes kulturelles Freizeitangebot in Konstanz haben, sind davon betroffen.“
Der Vorschlag des Jungen Forums geht dabei in eine ähnliche Richtung wie der, den die FDP schon kurz zuvor geäußert hatte. Es befürwortet „die Instandsetzung des Stadions und seine Verwandlung in eine multifunktionale Freizeitfläche“, wobei der Schwerpunkt auf der Rolle als Begegnungsstätte für die Bevölkerung und Festivalgelände liegen solle. Diese Investition sei auch deshalb gerechtfertigt, weil die Stadt an den Veranstaltungen über Gebühren ja mitverdiene.
In der von Sprecherin Anna Gladkova unterzeichneten Erklärung fordert das JFK weiter eine Sofortreparatur, um das Bodensee-Stadion noch dieses Jahr wieder für Konzerte nutzen zu können. Weil die Stadt als Besitzerin des Stadions die Technik dort nicht in Ordnung gebracht hatte, „mussten die Veranstalter bis jetzt immer kostspielige Aufwände tragen, die in anderen Locations nicht entstehen“, so die Erklärung.

Dazu sagte der langjährige Inhaber von Konzertbüros, Dieter Bös, dass es in Deutschland kaum einen anderen Ort gebe, an denen die Produktionskosten für ein Open-Air-Konzert so hoch seien wie im Konstanzer Stadion.

Das soll sich, wenn es nach dem JFK geht, ändern: „Dinge wie Ringwasserleitung oder ausreichende eigene Stromversorgung gehören zum Infrastruktur-Standard und müssen nicht wie bis jetzt immer provisorisch vom Veranstalter gelöst werden!“ Die Stadt solle den Veranstaltern auch Vorlagen für Sicherheitskonzepte geben. All dies senke die Kosten für die Veranstaltungen – und für Eintrittskarten, die sich dann auch wieder mehr junge Leute leisten könnten.
Eine provisorische Sanierung würde rund eine Million Euro kosten
Der Gemeinderat soll zumindest die mittelfristige Zukunft des Bodensee-Stadions noch vor der Sommerpause klären. Nach SÜDKURIER-Informationen will die Stadtverwaltung einen Vorschlag für Sofortmaßnahmen vorlegen, die zumindest bis nächstes Frühjahr umsetzbar wären. Die Kosten dafür werden grob auf 750.000 Euro bis 1,12 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt müsste dies aus ihrem laufenden Haushalt aufbringen.