Das Wohl seiner Heimatstadt Konstanz liegt Wolfgang Müller-Fehrenbach am Herzen. Hier ist er verwurzelt, und zwar im besten urkonstanzerischen Sinn. Nur eineinhalb Mal ist er in seinem Leben umgezogen, und zwar von seinem Elternhaus in der Schützenstraße 24 in das Haus Nummer 30; und der halbe Umzug war von einer Etage in eine andere.

Zur Person

Konstanz im besten Sinne, denn Mü-Fe, wie ihn die meisten seiner Freunde und Bekannte nennen, ist eine feste Konstante. Seit mehr als 50 Jahren ist der CDU-Stadtrat kommunalpolitisch aktiv, seit seiner Jugend singt er in Chören, sorgte bis zu seiner Pensionierung als Lehrer und ab 1976 als Schulleiter der heutigen Geschwister-Scholl-Schule (damals Kooperative Gesamtschule) für die Bildung der Jugend und schreibt in seiner Freizeit Gedichte. Heute feiert Wolfgang Müller-Fehrenbach seinen 80. Geburtstag.

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Wie 80 fühlt sich der umtriebige Wolfgang Müller-Fehrenbach, dessen Terminkalender auch nach seiner Pensionierung 2005 prall gefüllt ist, nicht. „Ich spüre das Alter nicht. Gott sei Dank!“, sagt Wolfgang Müller-Fehrenbach. Dankbar ist er aber auch dem Team des Herzzentrums, für das er sich politisch eingesetzt hatte, denn es rettete ihm vor sechs Jahren das Leben.

Ratschläge aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, es etwas ruhiger angehen zu lassen, hörte Mü-Fe damals wohl, beherzigt hat er sie allerdings nicht. Zu viel gibt es zu tun, zu viele Ideen hat er, die er umsetzen möchte. Er ist ein Idealist, der in vielfältiger Hinsicht zum Wohl seiner Heimatstadt beitragen will, und das lässt ihm keine Ruhe.

Er wollte um die Welt reisen

Seine Triebfeder: „Ich habe Freude daran, dass ich Mitverantwortung haben kann. Seit Jahrzehnten bin ich unterwegs, um Ideen zu verwirklichen, kreativ zu sein und mitzuhelfen, die Lebensverhältnisse zu verbessern“, sagt Wolfgang Müller-Fehrenbach. Nachdenklich fügt er an: „Zergliederung der politischen Kraft und Lagerdenken machts nicht einfacher.“ Dabei würde er sich nur eines wünschen: Dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen würden, um das Bestmögliche für die Stadt und ihre Bürger zu erwirken.

Woher sein politisches Engagement herrührt? Wolfgang Müller-Fehrenbach zuckt die Schulter, denn seine Eltern seien unpolitisch gewesen. Ausschlaggebend waren letztlich „die Geheimverhandlungen zwischen Deutschland und Russland – da habe ich Angst um unsere Zukunft bekommen“, meint Müller-Fehrenbach und fügt an: „1969 bin ich in die CDU eingetreten.“

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Dass er Lehrer und Schulleiter werden würde, war eigentlich auch nicht geplant. Wolfgang Müller-Fehrenbach, der 1960 das Abitur am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium machte, hatte sich schon an der Hotelfachschule angemeldet, mit dem Ziel, in die weite Welt hinaus zu kommen. Doch: „Der Sängerpräsident – ich war in der Chorvereinigung und habe mit 16 Jahren schon gesungen – wollte mich halten. In den schwärzesten Bildern hatte er mir meine Zukunft im Hotelfach gemalt“, schmunzelt Mü-Fe heute.

Stattdessen empfahl der Sängerpräsident, seines Zeichens Oberlehrer, den Lehrerjob, denn seinerzeit gab es einen Notstand an Volksschullehrern. „Ich entschied mich für die Lehrerlaufbahn und habe diese Entscheidung nie bereut“, sagt Wolfgang Müller-Fehrenbach heute aus tiefster Überzeugung.

Bild 1: Wolfgang Müller-Fehrenbach wird 80: Über den Ur-Konstanzer, der zu viele Ideen hat, um zum „unbeweglichen Urgestein“ zu werden
Bild: Scherrer, Aurelia

Noch nicht einmal volljährig, war Müller-Fehrenbach mit der Lehrerausbildung fertig, hatte seine erste Stellung in Büßlingen, kam nach einem Jahr schon nach Singen, um die Mittelschule mitzubegründen und kam dann an die Konstanzer Theodor-Heuss-Realschule.

„1975 wurde ich halb freigestellt, um die Geschwister-Scholl-Schule (seinerzeit Kooperative Gesamtschule) zu gründen“, erzählt Wolfgang Müller-Fehrenbach, was 1976 erfolgte und ihm die Leitung übertragen wurde. „1976 war ich der jüngste Rektor in Baden-Württemberg“, stellt er fest, der diese Funktion bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2005 engagiert ausübte.

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Für die Bildung der Jugend hat er sich sowohl als Lehrer und Rektor, aber auch politisch eingesetzt, denn es war und ist ihm wichtig, dass junge Menschen mit einer guten Grundlage ihr Leben meistern können. Gerade die aufmüpfigen Schüler „haben mich gereizt, denn denen wollte ich helfen“, so Müller-Fehrenbach, dessen Credo als Pädagoge war: „Sie müssen merken, dass man sie mag, auch wenn man sie bestraft.“

Kaum bei der CDU beigetreten, wurde Müller-Fehrenbach 1971 in den Konstanzer Gemeinderat gewählt. 1997 (bis 2004) hat er das Amt allerdings niedergelegt. Er hatte Kulturbürgermeister werden wollen; die CDU jedoch positionierte Horst Maas. In der Probeabstimmung unterlag Mü-Fe und zog seine Kandidatur zurück, denn „ein Gegenkandidat ist Unsinn“.

Dafür wurde er sofort zum Kreisvorsitzenden gewählt. „Mein großes Anliegen war, den Landkreis zu einen.“ Statt eines Gegeneinanders der Städte, setzte sich Mü-Fe für den Zusammenhalt ein und er stellt jetzt fest: „Heute ist das Verständnis viel besser als vor Jahrzehnten. Wir müssen zusammenhalten, nicht nur wegen des Klinikverbundes.“

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Er kämpft für einen Konzertsaal

Ob Gesundheitsversorgung, Schulwesen und die Kultur – für alle diese Bereiche setzt sich Wolfgang Müller-Fehrenbach ein. Stolz ist er beispielsweise auf die Südwestdeutsche Philharmonie. „In den 1980er-Jahren war das Bodensee-Sinfonieorchester ein Verein“, erinnert er, der sich dafür einsetzte, dass das Orchester in einen städtischen Eigenbetrieb überführt wird; das gelte aktuell auch für die Musikschule, die mit der Südwestdeutschen Philharmonie derzeit zusammengeführt wird.

Ein wesentlicher Grund für Müller-Fehrenbach: „Damit die Lehrer eine Existenzsicherheit bekommen.“ Die Liste der realisierten Projekte, zu dessen Gelingen Mü-Fe tatkräftig beitrug, ist lang. Sein persönliches, kommunalpolitisches Waterloo, das für ihn bis heute unverständlich ist: dass die Konzerthaus-Pläne auf Klein Venedig von den Bürgern abgelehnt wurde.

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„Ich wollte für unser Orchester einen adäquaten Saal. Und eine künstlerische Entwicklung ist auch Aufgabe eines Oberzentrums“, findet Müller-Fehrenbach, der immer noch an dem Ziel eines Konzerthauses festhält. „Im Moment gibt es die Chance, neben dem Bodenseeforum einen Konzertsaal zu realisieren.“

Es scheint, als denke Wolfgang-Müller-Fehrenbach noch nicht ans Aufhören. „Ich habe schon Vorstellungen, wie ich kürzertreten kann und überlege, dass ich wahrscheinlich mein politisches Amt nicht bis zur nächsten Gemeinderatswahl ausüben werde“, meint er, um dann aber gleich zu äußern: „Es gibt noch so viele Baustellen und täglich habe ich neue Ideen für den Fortschritt.“

Was er will, weiß er genau. Was er nicht will, auch, zum Beispiel, „als Urgestein bezeichnet zu werden, denn damit werde ich in eine Ecke gesteckt, als sei ich unbeweglich. Das grenzt schon fast an Altersdiskriminierung“, meint er, der dem entgegenhält: „Ich fühle mich vital, und habe täglich 20 bis 30 neue Ideen. Gerade bereite ich die Orgelfilmnächte vor.“