Es war ein etwas holpriger Start am Mittwoch, hört man Jörg Dudy, einen der beiden Organisatoren des Konstanzer Weinfests, sagen. „Wir haben Mittwochmorgen noch aufgebaut. Normalerweise sind wir Dienstag damit schon fertig“, meint er. Ein paar Tage später kann er über den kleinen Aufreger dann aber lachen, denn wirklich Dramatisches folgte kurz nach Beendigung des ersten Weinfesttages: der Großbrand in der Zollernstraße.

„Wir vom Weinfest waren nicht so sehr tangiert, da die Feuerwehr nachts und dann tagsüber hier durchgefahren ist, aber ja, der Weg führte für die Feuerwehr einmal quer über das Weinfest“, erzählt Dudy und schüttelt in Erinnerung den Kopf.

„Das hat uns schon sehr betroffen gemacht! Ein junges Mädchen kam und fragte, ob sie hier irgendwo auf die Toilette gehen kann, denn ihre Wohnung würde gerade abbrennen“, erzählt Dudy. Klar ist, dass gegenüber solchen Problemen noch nicht korrekt aufgestellte Bänke eher eine Nebensache sind.

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Vom Weinfest direkt zum Brandeinsatz

Alexander Schleicher und Hicham Belonalid klinken sich an der Stelle ein, denn sie sind direkt von ihrem Dienst als Mittelsmänner zwischen Organisationsteam und Security beim Weinfest praktisch nahtlos in ihre Feuerwehruniform geschlüpft und haben beim Löschen geholfen. „Wir arbeiten beim Stützpunkt der Feuerwehr in Kreuzlingen und waren mit rund anderen 100 Einsatzkräften aus dem ganzen Landkreis dabei“, so beide unisono.

Schlaf haben beide in dieser Nacht nicht so viel abbekommen, dennoch stehen sie gutgelaunt am kommenden Tag beim Einlass des Weinfestes und strahlen Jörg Dudy an. Dieser meint: „Das ist so ein bisschen wie eine große Weinfestfamilie. Man sieht sich meist nur einmal im Jahr, aber das ist dann eine sehr intensive Zeit.“

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Einmal im Jahr sahen sich auch viele Konstanzer am berühmten Weinfestmittwoch, der in diesem Jahr auch aufgrund des sommerlichen Wetters sehr gut besucht war. „Viele Konstanzer ruhen sich dann am Donnerstag aus und kommen erst am Freitag wieder“, wirft Dudy ein und lächelt wissend. So war der Donnerstag zwar gut besucht, doch wurde er vom Freitag getoppt. Das Finale am Samstagabend war dann erneut grandios und endete in einem großen Chor vor der Bühne.

„Leider waren am Samstag viele Familien – jedoch verständlicherweise – aufgrund der Temperatur eher beim Baden als hier am Familientag“, zieht Dudy Bilanz. „Aber insgesamt waren wir mehr als zufrieden. Alles verlief wie immer friedlich und der Regenschauer am Samstagabend war eher eine angenehme Abkühlung als eine Störung.“

Ein grandioses Finale am Weinfest-Samstag: Vor der Bühne herrschte ausgelassene Stimmung.
Ein grandioses Finale am Weinfest-Samstag: Vor der Bühne herrschte ausgelassene Stimmung. | Bild: Hanser, Oliver

Nicht nur Wein ist der Hit auf dem Fest

Gut besucht waren alle Stände. Schon am frühen Abend wurden die ersten leeren Weinflaschen gegen neue getauscht. Die Fußballdamen vom Sportverein Litzelstetten haben ihre Lieblingsweinmarke schon beim Weinfest im letzten Jahr auserkoren und schwören erneut auf den Bacchus. „Wir feiern das Leben“, rufen sie ausgelassen und freuen sich auf eine befreundete Damenfußballmannschaft, die sie gleich treffen werden.

Auch das Ehepaar Single stammt aus Litzelstetten: „Wir kommen seit acht Jahren regelmäßig zum Weinfest.“ Experimente in Sachen Wein machen auch sie eher nicht. „Wir trinken das, was wir schon kennen“, so Theresia und Roland Single. Der Mittwoch am Weinfest ist für sie definitiv als Besuchstag gesetzt.

Theresia und Roland Single zählen seit Jahren zu den Stammgästen.
Theresia und Roland Single zählen seit Jahren zu den Stammgästen. | Bild: Jana Mantel

Kirsty Lehmann betreibt mit ihrem Partner Matthias Schmal zum zweiten Mal einen Cocktailstand. „Ich liebe die Gastronomie“, erklärt Lehmann, die eigentlich im Büro arbeitet. „Hier beim Weinfest macht es riesig Spaß hinter der Bar zu arbeiten, vor allem haben wir im hinteren Eck im Hof der Stephansschule einen wunderbaren Platz und ein familiäres Miteinander mit den anderen Ständen.“

Auf die Frage, ob denn Cocktails bei einem Weinfest funktionieren, kommt ein deutliches Ja. „Manche mögen Wein nicht so gern oder trinken dann am späteren Abend noch einen Cocktail“, erzählt Lehmann. Für diejenigen, die eine Alternative zu Wein suchen, gibt es genügend Stände mit alkoholfreien Getränken oder Bier. „Wasser geht wie verrückt“, sagt eine Standbetreiberin und lacht, während sie ein paar Flaschen verkauft.

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„Super Stimmung, ich bin jetzt schon ein Fan“

Michaela Kovacova betreibt erstmals einen Stand, nachdem sie im Oktober 2023 die Weinstube Niederburg übernommen hat. Sie sagt: „Ich lebe gerade wirklich einen Traum mit der Weinstube und das Weinfest ist großartig, die Stimmung ist super, ich bin jetzt schon ein Fan.“

Ähnliche Gründe hatten auch die Weinfestgäste Davide Peloso und Hans Schenker, die gerade einen Müller-Thurgau probieren. Peloso kommentiert mit einem Schmunzeln: „Ich bin Italiener und liebe natürlich den Wein.“ Schenker ergänzt: „Als Konstanzer ist das Weinfest ein Muss und eine Tradition, der man gern nachgeht.“

Für Davide Peloso (links) und Hans Schenker ist der Besuch des Weinfests ein Muss.
Für Davide Peloso (links) und Hans Schenker ist der Besuch des Weinfests ein Muss. | Bild: Jana Mantel

Beim Weinfest treffen sich Menschen, die die sich oft nur an Fasnacht oder eben beim Weinfest sehen, erklärt noch eine Frau im Vorbeigehen. Für die Organisatoren Jörg Dudy und Nikolas Brinkschulte sind das auch genug Gründe, um das Weinfest wiederholt zu organisieren. Es sei jedes Mal viel Arbeit, aber die vielen positiven Rückmeldungen zeigten auch, dass es das wert sei.