Diesen Abend wird Amira wohl nie vergessen: Es ziehen gerade ein paar Regenwolken auf, als Peter Fox in die Menge ruft: „Wer will trocken bleiben? Wer will mit mir auf der Bühne tanzen?“ Die Studentin steht da ganz vorne in der ersten Reihe – und wird von Peter Fox zum Tanz gebeten.
„Es war wie im Traum“, erzählt sie später dem SÜDKURIER. Eine halbe Stunde darf sie mit seiner Band auf der Bühne das Publikum begeistern – und bekommt am Ende ein Exklusivinterview vor tausenden Besuchern. Mit dem Berliner Kult-Sänger höchstpersönlich.
Die Konstanzer Sommerkonzerte sind mit einem dicken Ausrufezeichen gestartet: Am Donnerstagabend, 11. Juli, hat Peter Fox diese eröffnet. Von Songs seines ersten Soloalbums „Stadtaffe“ (2008) bis hin zu den Hits aus dem aktuellen Album „Lovesongs“ (2023) – der Musiker mit der markanten Stimme hat das Publikum mit seiner Energie mitgerissen. Bis am Ende jeder einzelne Besucher am Singen und Mitwippen war.
Die Sonne brennt auf Klein Venedig, als sich um 17 Uhr die ersten Fans ihre Plätze direkt vor der Bühne sichern: Ninja und Robert Flux aus Freising haben sechs Stunden Anreise auf sich genommen, um Peter Fox live zu erleben – mit Blick auf den Bodensee. Die beiden waren schon vor fünf Jahren auf einem Konzert und wurden begeistert: „Er ist wahnsinnig lässig, er hat einfach einen coolen Beat“, sagt Robert Flux.

Deutlich kürzer war die Anreise für Darryl Bento und Janice Laule. Der Konstanzer hatte sich beim SÜDKURIER-Gewinnspiel beworben: „Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet – dann kam vor ein paar Tagen plötzlich der Anruf: Du hast gewonnen!“ Auch sie wollen ganz vorne einen Platz ergattern und freuen sich am meisten auf die Klassiker. Ihr Lieblingssong? „Haus am See“, da sind sich Bento und Laule einig.

Langsam füllt sich das Stadion, Musiker Bensh heizt vor dem Hauptact die Stimmung an. Dann geht der Vorhang wieder zu – um sich 40 Minuten später für Peter Fox zu öffnen: „Oh, ich fühl‘ mich grad so gut, Endorphine im Blut“ legt er mit seinem neuen Song „Toast“ los. Die Bühne ist knallbunt, voller tanzender Menschen.
Typisch Peter Fox: Zu seinen Konzerten bringt der Berliner eine eigene Tanz-Crew mit, zum Teil auch aus den Konzertorten rekrutiert – so sind auch einige junge Konstanzer auf der Bühne. Ihre Ausstrahlung lässt den Funken überspringen, das Publikum geht mit. Peter Fox singt ihnen zu: „Ich bin und bleib‘ Konstanz-Fanboy!“
Doch er kann auch ruhigere Töne: für den Song „Halle-Bopp“ setzt er sich ans Klavier, ein Hauch von Melancholie weht über Klein Venedig. Passend dazu ziehen dunkle Wolken vorbei, ein bisschen Regen tröpfelt auf die Zuschauer.
Ansonsten hält das Wetter und bietet die Kulisse für ein Bilderbuch-Sommerkonzert. Fox spielt viel aus seinem neuen Album „Lovesongs“, bei „Zukunft Pink“ kann fast jeder den Text. Doch besonders laut wird es an diesem Abend bei den Hits wie „Alles neu“ oder „Schüttel deinen Speck“.
Auch Amira Khouja kann zu diesen Liedern keinesfalls die Füße stillhalten. Die Studentin aus Trier hatte sich einen Platz ganz vorne an den Absperrgittern gesichert. Als Peter Fox nach einer halben Stunde einige junge Menschen aus dem Publikum zu seiner Tanz-Crew auf die Bühne holt, spricht sie Background-Sänger Bensh an: „Du kannst tanzen, du kommst mit hoch!“

Khouja erzählt: „Das war der Wahnsinn.“ Am Ende ihres „Auftritts“ unterhält sich Peter Fox sogar noch kurz mit ihr – und erfährt, dass Amira Erziehungswissenschaften studiert: „Ich feier‘ das sehr, wenn Leute sagen, dass sie mit Kindern arbeiten wollen – macht mal einen ganz großen Applaus für Amira!“
Um 21.45 Uhr will sich Peter Fox mit einem „Nice Konstaaanz!“ eigentlich verabschieden. Die Menge hat da aber noch nicht genug und holt ihn unter großem Jubel wieder auf die Bühne. Allerdings sagt Fox kurz darauf: „Der Polizeipräsident hat gesagt, dass wir nur noch einen Song machen dürfen. Aber ich weiß, dass ihr den liebt.“ Zum Abschluss kommt „Haus am See“. Für die erste Strophe gibt er das Mikrofon noch an seinen Schlagzeuger ab – dann steigt der Berliner selbst ein und beendet den Abend mit einem echten Höhepunkt.
Auf dem Weg zum Ausgang wird die ein oder andere Melodie noch mitgesummt, viele glückliche Gesichter sind zu sehen. Auch Thomas Keller aus Salem ist begeistert: „Ich liebe Peter Fox: Es ist wahnsinnig, wie jemand so viele Menschen zusammenbringen kann.“
Seine Tochter Sophie Christen war davor noch nie bei Peter Fox: Vor einem Jahr hatte sie auf einem Fest zum ersten Mal seine Musik gehört – jetzt konnte sie ihre Lieblingslieder live erleben. Ein weiterer Traum, der an diesem Abend in Erfüllung geht.