„Wunderschönen Abend, Konstanz“, ertönt es durch das Bodenseestadion, als er endlich auf der Bühne steht: Campino. Der Frontmann der Toten Hosen. Der Vollblut-Musiker jener Band, die es seit Jahrzehnten schafft, verschiedene Generationen für deutschen Punkrock zu begeistern. „Tage wie diese“, „Wannsee“, „Zehn kleine Jägermeister“ – die Songs der Toten Hosen hallen nach, auch nach vielen Jahren.

Die Toten Hosen genießen in Deutschland Legenden-Status

In der deutschen Musikgeschichte sind sie fest verankert: Seit ihrer Gründung im Jahre 1982 haben sie unzählige Gold- und Platinplatten gewonnen und wohl fast jedes Stadion in Deutschland bespielt. Echte Rockstars – die sich aber neben ihrer Musik vor allem durch ihre Bodenständigkeit in die Herzen ihrer Fans spielen.

Knapp 1000 Gäste zählt das Picknick-Konzert mit Campino am Mittwochabend.
Knapp 1000 Gäste zählt das Picknick-Konzert mit Campino am Mittwochabend. | Bild: Laurenz Krueder

Schwarz gekleidet, in Jeans und Hemd, tritt Campino um kurz nach 7.30 Uhr am Mittwochabend auf die Bühne des Bodenseestadions. An seiner Seite der „Hosen“-Gitarrist Kuddel, der gemeinsam mit Campino die knapp 1000 anwesenden Gäste auf dem Rasen begrüßt. Normalerweise würden sie nun wahrscheinlich einen Opener anspielen. Mit dumpfem Bass, dröhnenden E-Gitarren und allem, was die Kult-Band sonst so parat hat, um die Menge anzuheizen.

Nicht aber an diesem Mittwochabend. Der sonst so rustikale Rocker mit der blonden Mähne und der Reibeisenstimme nimmt ganz ruhig auf einem Stuhl Platz. Um zu Lesen. Aus seiner Autobiografie, die im vergangenen Oktober erschienen ist. „Hope Street – Wie ich einmal englischer Meister wurde“ erzählt die Geschichte von Campino beziehungsweise Andreas Frege, so sein bürgerlicher Name.

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Anekdoten aus dem Leben eines Punkrockstars

Wie er einst in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Mettmann startete, um die Bühnen der Welt zu erklimmen. Wie sein Vater insgesamt acht Mal Briefe aus der Schule empfing, in denen von der Nicht-Versetzung eines seiner sechs Kinder berichtet wurde, zum Beispiel.

Oder wie er mit seinen Bandkollegen – volltrunken und spät nachts – Musikvideos auf dem offiziellen Instagram-Account der Toten Hosen veröffentlichen wollte, die deren Manager dann aber gerade noch rechtzeitig abfing.

Es ist eine lockere, gelöste Stimmung im Bodenseestadion – nicht nur durch Campino, der eingedeckt mit Weißweinschorle und Sliwowitz, seinen Auftritt ebenfalls zu genießen scheint. Es ist ein recht herbstlicher, aber sonniger Mittwochabend, an dem die Gäste ihrem Jugendheld lauschen.

Campino erzählt von seiner Kindheit und von Parallelen zu seinem Vater. Von Konzerten und Partys oder Fußballspielen seines Herzensvereins FC Liverpool, für dessen Auswärtsspiele er sogar mal bis nach Katar geflogen ist.

Campino und Kuddel singen am Mittwochabend unter anderem Lieder von Johnny Cash.
Campino und Kuddel singen am Mittwochabend unter anderem Lieder von Johnny Cash. | Bild: Laurenz Krueder

Auch Nicole Bischof genießt den Abend mit zwei Freundinnen auf ihrer Picknickdecke. „Das war echt mega“, schwärmt sie. „Wir haben im Internet davon gelesen und fanden das Picknick-Konzert eine lustige Idee.“

Tatsächlich hat das Ambiente etwas von einem großen Picknick: Verteilt über die Rasenfläche hinweg liegen Gäste auf ihren mitgebrachten Decken und verspeisen passend zum Motto ihre mitgebrachte Verpflegung. „Das war echt gemütlich. Ein schönes Einsteiger-Konzert nach der langen Pause“, erzählt Nicole Bischof nach der Veranstaltung. Sie höre mit ihren Freundinnen seit frühester Kindheit die Toten Hosen.

Die Picknick-Decken sorgen dafür, dass der Mindestabstand zwischen den Gästegruppen jederzeit gewahrt bleibt.
Die Picknick-Decken sorgen dafür, dass der Mindestabstand zwischen den Gästegruppen jederzeit gewahrt bleibt. | Bild: Laurenz Krueder

„Dadurch, dass jeder auf seiner Picknickdecke lag, konnte man jetzt auch endlich mal was sehen“, erzählt Nicole Bischof schmunzelnd. In Erinnerung geblieben seien ihr vor allem die Auftritte von Campino und Kuddel zwischen den einzelnen Lesebeiträgen. Dabei spielten die beiden teilweise unveröffentlichte Hosen-Lieder sowie Stücke anderer Künstler. „Wie die das zu zweit gemacht haben, zeigt einfach, was das für große Musiker sind.“

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