Elisa Schwarz

Es weht eine angenehm kühle Brise über den Platz, als die ersten Besucher am Freitagnachmittag gegen 15 Uhr in das Stadion eintreten. Viele verteilen sich mit einem zufriedenen und zugleich neugierigen Lächeln im Gesicht entlang der verschiedenen Essensstände und der vier Bühnen. So auch Benedikt Tisch-Rottensteiner, der während der auffällig kurzen Wartezeit für die Ticketkontrolle ein Erfrischungsgetränk von Red Bull bekommen hat und in ausgelassener Stimmung ankommt.

Auf der kleinen Bühne Klimbim&Firlefanz startet der junge Künstler Berq, der bisher zwei Songs veröffentlicht hat („Echo“ „Achilles“) und ansonsten unveröffentlichte Songs spielt. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, und die Zuschauer lauschen friedlich seinen ruhigen Songs. Auch Sarah Sbierling hört ihm gespannt zu, die das Festival für Newcomer als eine unglaublich große Chance ansieht, um mehr Raum zu bekommen und sich präsentieren zu können.

Im Rotlicht: Fans tanzen. Fast immer.
Im Rotlicht: Fans tanzen. Fast immer. | Bild: Elisa Schwarz

Amelie Arbeiter, die letzten Sommer ihr Abitur in Konstanz geschrieben hat, steht auch total dahinter, dass Newcomer auftreten, weil diese dadurch unglaublich gut gefördert werden können und mehr Reichweite erlangen. Zudem besteht darin eine gute Möglichkeit, neue Musik kennenzulernen, wie Manuel sagt, der am Eingang und in der Organisation des Festivals arbeitet.

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In der Zwischenzeit haben sich vor der Hauptbühne Charivari relativ viele Menschen gesammelt. Lässig tanzen und singen sie zu dem Rapper Ski Aggu mit. Besucher Maxin Broszeit betont, dass der Künstler super Stimmung bei seinen Zuschauern verbreitet, die sich seiner Musik total verbunden fühlen zu scheinen. Manche von ihnen tragen eine Skibrille auf dem Kopf, genauso wie der Aggu selbst. Der Künstler verbreitet seine gute Laune und fordert die Zuschauer immer wieder auf, mitzutanzen.

Für Maxin war er definitiv das Highlight des Tages. Insbesondere gefällt es ihr, dass seine Songs Feierstimmung wecken, anstatt die Menschen in Melancholie zu stimmen. Das sei sehr wichtig bei einem Festival. Außerdem fügt Maxin hinzu, dass sie auch englischsprachige Musiker auf dem Festival sehr willkommen heißen würde. Benedikt ist dergleichen Meinung und findet, dass deutsche Musik schnell monoton werden könne. Er findet die einzelnen Bands alle super, doch es ist schade, dass viele in derselben Musikrichtung spielen.

Ganz nah dran – das gilt nicht für die Festivalbesucher in der ersten Reihe, sondern natürlich auch für die Künstler.
Ganz nah dran – das gilt nicht für die Festivalbesucher in der ersten Reihe, sondern natürlich auch für die Künstler. | Bild: Elisa Schwarz

Maja Hermes aus Konstanz ist da ganz anderer Meinung und erzählt begeistert, dass die Acts prima seien. Insbesondere Ennio („Rimini“) habe eine starke Leistung abgeliefert, der direkt nach Ski Aggu die Bühne betreten hat. Immer wieder sagt Ennio, dass er noch nie auf einem so großen Festival spielen durfte, und er scheint überwältigt von der Atmosphäre. Mit einem Lachen stellt er fest, dass einige seiner Fans wohl schon etwas getrunken haben müssen, weil sie so gute Laune haben. Doch das liegt vermutlich auch an Ennios beeindruckenden Songs und seiner kratzigen Stimme.

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Im Anschluss daran treten die Sängerinnen Mele (Song „omg“) und Dilla („photosynthese“) hintereinander auf der Bühne Atlantis auf. Beide liefern super Konzerte ab. Jedoch möchten hier so viele Besucher zuschauen, dass man nur sehr wenig Platz zum Tanzen habe, berichtet Florian Binaie aus Konstanz. Das ist schade, weil der Ort an sich eine sehr besondere Atmosphäre hat. Die Bühne ist umgeben von Bäumen, die eine beruhigende Wirkung haben, und trotzdem ist sie so groß, dass die Partystimmung nicht verloren geht. Hier treten die Künstler auf, bei denen man sich einige Zeit später oft denkt: “Den habe ich damals noch in Konstanz gesehen“, hatte Xhavit Hyseni, der Veranstalter des Campus-Festivals, zuvor schmunzelnd erklärt.

Nebenan befindet sich ein weiterer Aufenthaltsbereich namens La Panorama mit einigen Ständen und Sitzgelegenheiten aus Holzpaletten. Viele junge Besucher versuchen sich am Stand der Unifachschaft Sport darin, einen Schokokuss mit dem Mund aufzufangen. Auch zwei Hüpfburgen sind aufgebaut, die bei den Leuten für Riesenspaß sorgen. Die traumhaft schöne Sicht auf den See perfektioniert das Umfeld.

„La Panorama“ haben die Macher des Campus-Festival die neue Fläche zum Entspannen sinnigerweise genannt. Normalerweise ist ...
„La Panorama“ haben die Macher des Campus-Festival die neue Fläche zum Entspannen sinnigerweise genannt. Normalerweise ist das die FKK-Liegewiese des Strandbads. | Bild: Elisa Schwarz

Am Samstagmittag ist die Vorfreude der jungen Menschen auf den zweiten Festivaltag wahrlich zu spüren, als einige Sonnenstrahlen durch die Wolken scheinen. Noch sind nicht allzu viele Besucher angekommen, wodurch die Stimmung umso entspannter ist. Auf der Hauptbühne treten an diesem Tag gleich mehrere bekannte Künstler auf.

Und auch die großen Momente auf der großen Bühne bleiben nicht aus.
Und auch die großen Momente auf der großen Bühne bleiben nicht aus. | Bild: Elisa Schwarz

Moritz Schenk, der für das Festival aus Heidelberg angereist ist, findet diese „voll krass“. Er ist wegen der Künstler auf dem Festival und verbringt den Samstag größtenteils vorder Hauptbühne, weil er von den bekannten Künstlern, wie BHZ und Marteria, total überzeugt ist. Tatsächlich waren nicht bei allen Besuchern die Künstler der ausschlaggebende Grund, sich ein Ticket zu kaufen.

Viele der jungen Gäste erhoffen sich auch einfach, während dem Festival eine schöne Zeit zu erleben und Freunde zu treffen. Darunter zum Beispiel Yannick Werle, für den sich diese Erwartungen „zu einhundert Prozent“ erfüllt haben. Jonas Hilberer, der in Konstanz studiert, liebt den sogenannten Indie Style der Acts, doch seine Tickets hat er sich letztendlich wegen dem Vibe des Festivals gekauft. Er möchte „cool feiern“ können und das Festival stehe schon fast auf dem Pflichtprogramm der Studenten.

Der Vibe, den Jonas anspricht, kommt auch durch die aufwendige Dekoration auf dem Festival zustande. Auf dem gesamten Platz verteilt kann man Girlanden aus Stoffbändeln finden. Insbesondere die Techno-Bühne Walinkula wurde mit viel Dekoration aufgepeppt. Außerdem ist die Stimmung durch die Lage der Bühne, im Wald unter Baumkronen versteckt, ganz besonders. Selbst wenn man kein Techno-Fan ist, stellt die Bühne deshalb einen angenehmen Ort dar, um sich aufzuhalten.

Feiern im Wald: Die kleine Walinkula-Bühne war nicht nur die Techno-affinen Festivalbesucher ein guter Ort.
Feiern im Wald: Die kleine Walinkula-Bühne war nicht nur die Techno-affinen Festivalbesucher ein guter Ort. | Bild: Elisa Schwarz

Jedenfalls wurden die Erwartungen derjenigen erfüllt, die sich besonders auf den Künstler Makko gefreut haben. Für diesen ist dies erst der dritte Solo-Auftritt überhaupt. Gleich zu Beginn erzählt der Sänger mit der Zahnlücke, dass er und seine Band gute Laune dabei hätten. Und diese überträgt er auf seine Fans, indem er sie auffordert, mit ihm zusammen sein Motto „Leb es oder lass‘ es“ zu singen. Jubelnd tanzen die Zuschauer mit. Als er nach seiner Verabschiedung ein zweites Mal die Bühne stürmt und endlich den Song „Nachts wach“ anstimmt, sieht man vielen Menschen das Glück ins Gesicht geschrieben.

„Ich weiß nicht, wie viele andere Festivals hier mithalten können“ ist einer der ersten Sätze eines Sängers der Band BHZ. Die Hip-Hop-Gruppe durfte als vorletzter Act auf der Hauptbühne spielen, aber von der Stimmung her könnte man definitiv meinen, es sei der letzte Act. Auf dem kompletten Platz vor der Bühne stehen nun unzählige Menschen, die fröhlich mittanzen.

Liebe für das Campus-Festival und seine Künstler.
Liebe für das Campus-Festival und seine Künstler. | Bild: Elisa Schwarz

Schließlich singen sie einen Song, den sie davor noch nie vor Publikum gespielt haben. Die Nebelfontänen unter dämmerndem Himmel treiben fast Alle zum Mitsingen. Besonders, als sie die Lieder „Powerade“ und „Bier“ anstimmen, jubeln die Zuschauer laut. Kim Maurmann, die letztes Jahr ihr Abitur in Konstanz gemacht hat, schwärmt „Das war mit Abstand die geilste Stimmung.“

Schließlich beendet der Sänger Marteria („Lila Wolken“) die zwei Festivaltage mit großen Konfettikanonen, wobei er von allen Menschen im Stadion bis hin zu den letzten Reihen der Tribünen Beachtung geschenkt bekommt.