Eduard Lidl ist ein begeisterter Motorradfahrer. Doch auf der stark befahrenen, innerstädtischen B33 in Konstanz, der Reichenaustraße, fühlt der Singener sich seit längerer Zeit schon nicht mehr wohl. Die Kreuzungen zur Opelstraße und zur Fritz-Arnold-Straße passiert er besonders aufmerksam. Schon lange fragt er sich: „Warum darf man jetzt nur noch geradeaus fahren, wo früher das Linksabbiegen erlaubt war?“

Immer wieder beobachtet Lidl Autofahrer, die sich nicht an die Regeln halten und verbotenerweise abbiegen – Richtung Schänzlebrücke von der Opel- in die Reichenaustraße und Richtung Flugplatz von der Reichenau- in die Fritz-Arnold-Straße. „Dann wird‘s gefährlich“, sagt er. Als es vor wenigen Wochen an letzterer Kreuzung zu einem schweren Unfall kommt, will er sich an die zuständigen Stellen wenden, doch er kommt nicht weiter. Die Stadt Konstanz habe ihn an die Polizei verwiesen, sagt der Singener, die Polizei meinte, die Stadt sei zuständig.

Eduard Lidl
Eduard Lidl | Bild: Feiertag, Ingo
„Ein Motorrad hat nun mal nicht die Knautschzone wie ein Auto.“
Eduard Lidl

Ein stadteinwärts kommender Motorradfahrer musste einem auf der Gegenseite wendenden Auto ausweichen und stürzte. „Muss es erst noch einen Toten geben? Es könnte jederzeit auch mich treffen oder meinen Sohn“, sagt Lidl. „Ich will nicht im Krankenhaus enden oder ihn dort besuchen müssen. Ein Motorrad hat nun mal nicht die Knautschzone wie ein Auto.“

Eduard Lidl hält die Verkehrsführung an diesen beiden Stellen für „nicht tragbar“. Er fragt: „Warum wird so ein Falschabbiegen nicht härter bestraft?“ Laut Polizei ist im Bußgeldkatalog „für die reine Missachtung der Richtungspfeile ohne Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ein Verwarnungsgeld in Höhe von 30 Euro vorgesehen“, wie ein Sprecher auf Anfrage schreibt.

Seit Ende der 1990-er Jahre gibt es keine Linksabbiegemöglichkeit mehr

An den besagten, gefährlichen Stellen stehe es der Polizei jedoch frei, den Sachverhalt der zuständigen Bußgeldbehörde zu melden, die dann ein angemessenes Bußgeld verhängen könne. „Die Bußgeldbehörde ist nicht unbedingt an die Vorgaben des Bußgeldkataloges gebunden“, schreibt die Polizei weiter.

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Eduard Lidl indessen wünscht sich Ampeln mit Abbiegemöglichkeit, wie es sie an diesen Stellen bis Ende der 1990er-Jahre gegeben hatte. Damals wurde im so genannten zweiten Planfeststellungbeschluss der B33 die Strecke vom Flugplatz bis zur Schänzlebrücke überarbeitet.

In diesem Zusammenhang sei aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens die heutige Verkehrsführung beschlossen worden, wie Yvonne Guduscheit von der Neubauleitung Singen auf SÜDKURIER-Anfrage erklärt. Je mehr Autos auf der Straße unterwegs seien, desto schwieriger seien an diesen Stellen weitere Ampeln.

Problemstelle Opelstraße: Hier gab es im Juli einen Zusammenstoß, weil eine Autofahrerin links abgebogen ist, obwohl sie es nicht durfte.
Problemstelle Opelstraße: Hier gab es im Juli einen Zusammenstoß, weil eine Autofahrerin links abgebogen ist, obwohl sie es nicht durfte. | Bild: Feiertag, Ingo

„Für Linksabbieger haben wir dort keinen Platz mehr“, sagt Guduscheit. Mit der aktuellen Lösung werde der Verkehr entzerrt. „So kommen mehr Autos raus aus Konstanz“, fährt sie fort, „und die Leistungsfähigkeit ist für die B33 größer, weil die Rotphasen kürzer sind.“

Ein wichtiger Anhaltspunkt ist die Anzahl der Unfälle. Und laut Yvonne Guduscheit sind beide Kreuzungen „keine Unfallhäufungsstellen“. Seit 2017 wurden laut Angaben der Polizei jeweils zwei Vorfälle pro Kreuzung registriert, wobei einmal die Ampel ausgeschaltet war.

Problemstelle Fritz-Arnold-Straße: Hier durfte lange links abgebogen werden. Wer es verbotenerweise doch tut, riskiert schwere Unfälle.
Problemstelle Fritz-Arnold-Straße: Hier durfte lange links abgebogen werden. Wer es verbotenerweise doch tut, riskiert schwere Unfälle. | Bild: Feiertag, Ingo

Es könnten jedoch mehr Unfälle gewesen sein. „Die Ordnungswidrigkeit des verbotswidrigen Linksabbiegens wird von polizeilicher Seite nicht statistisch erfasst“, schreibt der Polizeisprecher. „Wir können nur nach den bei uns bekannt gewordenen Unfällen mit der allgemeinen Ursache ‚Fehler beim Linksabbiegen‘ recherchieren.“

Zuletzt hatte Mitte Juli eine Autofahrerin, die von der Opelstraße verbotenerweise nach links abbiegen wollte, ein entgegenkommendes Auto aus der Rudolf-Diesel-Straße übersehen. Beim Zusammenstoß entstand ein Sachschaden von über 6000 Euro. Verletzt wurde in diesem Fall glücklicherweise niemand.