Am Ende ist es wohl rasch gegangen, zuletzt hatte die Kartellbehörde keine Einwände. In Windeseile waren sich die Verantwortlichen einig und die Übernahme des Konstanzer Biotechnologie-Spezialisten GATC war besiegelt. Damit ist das Familienunternehmen in neuen Händen. Wie viel Geld Eurofins Scientific hingelegt hat, bleibt geheim.
Das Angebot muss für Peter Pohl so attraktiv gewesen sein, dass er sich für den Verkauf entschieden hat. Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden handelt es sich nicht um irgendein Unternehmen, sondern um das Werk seines Vaters. Fitz Pohl hatte 1990 als Professor für Molekularbiologie in den Räumen der Konstanzer Uni die erste Squenzierfirma Europas gegründet, und auch sein zweiter Sohn Thomas war führend in die Firma eingebunden.
Von Anfang an sei das Unternehmen profitabel gewesen, sagte Peter Pohl in einem Interview. GATC Biotech wurde zur Erfolgsgeschichte. Die Mitarbeiter zerlegen DNA, haben mehr als 10 000 Kunden: die Klinik, die aus der Analyse herauslesen will, ob ein Tumor gewachsen oder geschrumpft ist; aber auch die Wissenschaftler, die erfahren wollen, was in einem Klumpen Erde steckt. Das nennt sich Sequenziertechnolgie, GATC hat mit seinen Labors europaweit die Nase vorn.
Das Unternehmen im Stromeyersdorf wächst und vor sechs Jahren nimmt es einen für 5 Millionen Euro errichteten Neubau in Betrieb. GATC lässt sich in einem weiteren Gebäude nieder, um die heute 140 Mitarbeiter unterzubringen. In der Konstanzer Zentrale sind 100 tätig, 40 Angestellte haben ihren Sitz in Köln oder sind im Vertrieb tätig. Eine Beschäftigungsgarantie habe der neue Eigentümer, Eurofins, zwar nicht ausgesprochen, sagt Detlef Janssen, Leiter Marketing und Kommunikation. Allerdings habe er bereits anklingen lassen, mit dem Wissen aller Beschäftigten in die Zukunft von GATC gehen zu wollen.
Wer die Geschäfte des Konstanzer Biotech-Unternehmens mit einem Jahresumsatz von etwa 20 Millionen Euro fortan führen werde, das werde in den kommenden Wochen noch sondiert, erklärt Janssen. Überhaupt sei noch unklar, ob es Veränderungen bei GATC geben wird. "Zunächst bleibt alles, wie es war", sagt Janssen. Eurofins aus Luxemburg ist auf Lebensmittel-, Pharma- und Umweltproduktprüfung spezialisiert und erweitert mit dem Kauf des Konstanzer Spezialisten seine Produktpalette.
GATC hat vor fünf Jahren für Schlagzeilen gesorgt – genauer gesagt das von der Biotech-Firma gegründete Lifecodexx. Dieses Unternehmen bietet schwangeren Frauen eine Test zur Untersuchung des ungeborenen Kindes auf Trisomie an. Abtreibungsgegner liefen dagegen Sturm. Wie Detlef Janssen sagt, hat Eurofins auch die noch im Eigentum von GATC befindlichen 63 Prozent der Lifecodexx-Aktien übernommen.