Nach dem Brand im Konstanzer Klinikum mit einem Todesopfer ist die Bestürzung in der größten Stadt am Bodensee groß. Zwischenzeitlich ist die Identität des Verstorbenen geklärt: Es handelt sich um einen 80-jährigen Mann.

Er war in dem Einzelzimmer im Altbau untergebracht, in dem das Feuer am Freitagabend ausgebrochen war. Eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe der Polizei sucht derzeit nach der Ursache. Es war der zweite Brand im Klinikum in den zurückliegenden zehn Jahren.

Schadenshöhe ebenfalls unklar

Die Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei seien in vollem Gange, sagt Bernd Schmidt, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. Es würden der Brandplatz untersucht und Zeugen vernommen. „Die Brandursache ist bis dato nicht bekannt“, sagt Schmidt. „Auch zur Schadenshöhe können wir bislang nichts sagen.“

Zudem seien die Umstände, die zum Tod eines Patienten führten, noch unklar. Die Kriminaltechniker hatten bereits in der Nacht auf Samstag mit ihrer Arbeit begonnen. Sie sperrten im Altbau des Konstanzer Klinikums den Westflügel der Station G. Dieser Abschnitt ist komplett verrußt, sodass neben dem Zimmer, in dem das Feuer ausbrach, einige weitere nicht genutzt werden können.

"20 Patienten sind verlegt worden", sagt hierzu Andrea Jagode, Pressesprecherin des Gesundheitsverbunds Landkreis Bodensee. Das Konstanzer Krankenhaus sei trotz des Brands medizinisch voll leistungsfähig, fügt sie hinzu. Notfalls könne es Patienten noch in Räumen des Altbaus unterbringen, die seit der Eröffnung des Neubaus freistehen.

Ein Blick in das Zimmer, in dem das Feuer vermutlich ausbrach: Es ist vollständig ausgebrannt.
Ein Blick in das Zimmer, in dem das Feuer vermutlich ausbrach: Es ist vollständig ausgebrannt. | Bild: Stadt Konstanz

Schutztüren verhindern Schlimmeres

Nach Einschätzung der Feuerwehr bereits am Tag nach dem Unglück verhinderten vor allem die geschlossenen Brandschutztüren ein Ausbereiten des Feuers. Neben den Rettungskräften kamen Klinikmitarbeiter aus dem Feierabend an den Brandort, um zu helfen. Auch Notfallseelsorge und Einsatznachsorge waren vor Ort. Die Lage war dramatisch.

Die Feuerwehr Konstanz schilderte die Situation am Brandort so: "Durch die extreme Hitzeentwicklung war das Fenster des Zimmers geborsten und offene Flammen schlugen heraus. Auf beiden Seiten des Gebäudes standen Personen an den Fenstern und schrien teils um Hilfe." Vier Löschzüge der Konstanzer Feuerwehr sowie Kollegen aus Radolfzell und Kreuzlingen eilten herbei. Beim Roten Kreuz sind alle Sanitätskräfte zum Klinikum gerufen worden, ebenso waren das Technische Hilfswerk und erstmals die DLRG, deren Mitarbeiter medizinisch ausgebildet sind, vor Ort.

"Es sieht schwarz aus", stellt Rainer Ott, Geschäftsführer des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz, mit Blick in den abgesperrten ...
"Es sieht schwarz aus", stellt Rainer Ott, Geschäftsführer des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz, mit Blick in den abgesperrten Bereich auf Ebene G des Klinikums Konstanz fest. Die Ermittlungen zur Brandursache seitens der Kriminalpolizei laufen derzeit auf Hochtouren. | Bild: Scherrer, Aurelia

Bereits am Freitag um 23 Uhr "konnten wir auch den Betrieb für die Notfallversorgung wieder aufnehmen“, bestätigt Rainer Ott, Geschäftsführer des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz. Bis dahin mussten Menschen mit Notfällen auf umliegende Krankenhäuser ausweichen. „Zwölf Patienten wurden über die Fluchttreppe und eine Person mittels Drehleiter der Feuerwehr Konstanz evakuiert“, ergänzt Werner Merk, ebenfalls für die Pressearbeit im Gesundheitsverbund zuständig. Insgesamt erlitten 13 Patienten und ein Mitarbeiter des Krankenhauses Rauchgasvergiftungen; fünf von ihnen sind laut Polizei zur Beobachtung und Behandlung in der Instensivstation aufgenommen worden. Lebensgefahr habe nicht bestanden.

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Besonnenes Vorgehen

Über die Warn-App „NINA“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz wurde eine Warnung für den Bereich Konstanz ausgerufen. Die Warnung sollte die Bevölkerung über den Einsatz und die Schließung des Klinikums informieren. Wer in der Brandnacht das Geschehen aus nächster Nähe beobachten konnte, erhielt den Eindruck eines sehr gut geplanten und besonnenen Vorgehens der Einsatzkräfte.

Nahe dem Eingang des zwischenzeitlich stillgelegten Empfangsportals und somit neben dem Facharztzentrum hatte die Feuerwehr ihre Zentrale errichtet. Von dort aus steuerten die Einsatzleiter die weiteren Schritte, dort gab es die Lagebesprechungen und Informationen an Verantwortliche des Klinikums – etwa an den Konstanzer Landrat Frank Hämmerle, Aufsichtsratsvorsitzender des Gesundheitsverbunds, Oberbürgermeister und Aufsichtsratsmitglied Uli Burchardt, Sozialbürgermeister Andreas Osner und Chefärzte des Krankenhauses wie Marcus Schuchmann, Leiter der Inneren Medizin I und Ärztlicher Direktor.

Hier geht es in den Westflügel der Ebene G. Das Absperrband der Polizei ist zu sehen, die Kriminaltechniker ermitteln.
Hier geht es in den Westflügel der Ebene G. Das Absperrband der Polizei ist zu sehen, die Kriminaltechniker ermitteln. | Bild: Scherrer, Aurelia

Szenen wie vor zehn Jahren

Diese Szenen erinnerten an den großen Klinikbrand vor zehn Jahren, als in der Nacht von 2. auf 3. Juni 2008 ein Feuer die Operationssäle zerstörte. Der Schaden ging in die Millionen. Erst seit der Eröffnung des 100 Millionen Euro teuren Neubaus in diesem Jahr hat das Konstanzer Klinikum wieder reguläre Operationssäle. Bis dahin mussten Ärzte und Personal auf Module, ähnlich wie Container, ausweichen, in denen sie die Patienten operierten.

Geschäftsführer Rainer Ott bedauert den Todesfall im Zusammenhang mit dem Feuer von Freitagabend sehr. Im Gespräch drückte er sein Beileid gegenüber den Angehörigen aus. Er spricht von einer „sehr guten Zusammenarbeit“ aller am Einsatz Beteiligter, die durch ihr rasches, zielgerichtetes Handeln Schlimmeres verhindert hätten. Der Geschäftsführer bedankt sich bei allen Einsatzkräften und allen Klinik-Mitarbeitern, die sehr gut reagiert und effizient gehandelt hätten. „Es bewährt sich, dass regelmäßig Übungen stattfinden“, stellt Rainer Ott fest. „Es sieht schwarz aus“, beschreibt Rainer Ott den abgesperrten Bereich der Station G, in der aktuell die Kriminaltechniker auf Spurensuche sind. Bilder aus dem Inneren zeigen geschwärzte Wände und Böden: Ott geht davon aus, dass Mitte nächster Woche die Räume freigegeben werden. Dann erfolgten Bestandsaufnahme und Schadenserfassung durch die Versicherung und letztlich die Instandsetzung des betroffenen Bereichs. Das kann allerdings einige Monate dauern.

Die Kriminalpolizei bittet Personen, die das Brandgeschehen fotografiert oder gefilmt haben, sich unter (0 75 31) 99 50 zu melden.

 

Große Anteilnahme am Tod des Patienten

Nach dem Brand drückte Oberbürgermeister Uli Burchardt den Angehörigen der verstorbenen Person und den Verletzten sein Mitgefühl auch öffentlich in einer Pressemitteilung aus und er bedankte sich bei der Feuerwehr und allen Einsatzkräften. „Wir sind alle noch betroffen" und stünden unter dem Eindruck der Ereignisse, schreibt Oberbürgermeister Uli Burchardt, zugleich Aufsichtsrat des Gesundheitsverbunds, in einer öffentlichen Stellungnahme.

"Unser Beileid gilt den Angehörigen der verstorbenen Person und unsere Gedanken sind bei den Verletzten und allen anderen Betroffenen des Brandes im Klinikum Konstanz“, so der Oberbürgermeister im Namen der Stadt Konstanz. „Unser großer Dank und unsere Anerkennung gilt den Einsatzkräften der Feuerwehren aus Konstanz, Kreuzlingen und Radolfzell, der Polizei, allen anderen Rettungsorganisationen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums und allen anderen Helferinnen und Helfern.

Anteilnahme, Dank und Anerkennung übermitteln darf ich auch im Namen des Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikverbundes Landrat Frank Hämmerle und namens des stellvertretenden Ministerpräsidenten Thomas Strobl und des Sozialministers Manfred Lucha.“