Eigentlich passt das alles gar nicht zusammen: Aufbruch und Corona-Notbremse. Nach dem ersten Pandemie-Jahr und der Freigabe der ersten Impfstoffe im Frühjahr 2021 schöpften die meisten Menschen wieder Hoffnung auf mehr Normalität. Doch dann schlug das Virus in der vierten Welle härter zu als erwartet.

Unter solchen Bedingungen eine Gemeinde zu managen, ist nicht leicht. In Online-Sitzungen und einer Bürgerwerkstatt legten die Gemeinderäte und interessierte Gottmadinger in diesem Jahr eine steile Lernkurve hin. Die Stimmung schwankte zwischen Angst und Hoffnung, Unsicherheit und Zuversicht.

Jahrhundertprojekt Eichendorff-Realschule

Ausgerechnet in diesem Umfeld verwirklichte die Gemeinde Gottmadingen den Neubau und den Umzug der Eichendorff-Realschule – ein Jahrhundertprojekt. Als solches wird das neue Schulhaus wohl auch in die Geschichtsbücher eingehen. Je mehr das Gebäude am Ortsrand Gestalt annahm, desto größer wurde auch das Interesse der Bürger an der neuen Lerneinrichtung.

Zwar verhinderte die Pandemie die geplanten Baustellenführungen, das äußere Erscheinungsbild des als Acht geplanten Baukörpers zog aber dennoch die Blicke auf sich. Mit dem Baufortschritt wuchs nicht nur die Neugier, sondern auch die Spendenbereitschaft von Gottmadinger Unternehmern und Privatpersonen für die Initiative: „Wir machen Schule“. Wer hier einzahlt, sichert sich einen Eintrag auf der Spendentafel und den Schülern noch bessere Lernbedingungen. Denn das Geld fließt in die Sonderausstattung für Lernlandschaften oder Material.

Vorhaben fuer das Jahr 2022

Unter der engmaschigen Betreuung durch Alexander Kopp vom Bauamt gelang es unter Pandemie-Bedingungen, das Schulhaus punktgenau zum neuen Schuljahr fertigzustellen. Ein Kraftakt und Wettlauf mit der Zeit war es am Ende doch noch. Und wie bei jedem Neubau blieben auch noch ein paar Nachbesserungen für die Zeit nach dem Einzug übrig. Die Schüler und Lehrer stört es nicht. Sie sind froh über die hellen Klassenräume, die neuen Lernmittel und die Weitläufigkeit.

Mehr Gewerbesteuer als erwartet

Hatte Kämmerer Andreas Ley vor Corona mit üppigen Gewerbesteuereinnahmen gerechnet, so ging er für 2021 eher von ernüchternden Zahlen aus. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem die Schule die meisten Rücklagen verzehren würde. Was bleibt noch für andere Projekte, war die bange Frage.

Verwaltung und Gemeinderat verhielten sich vorsichtig und korrigierten ihre Prioritätenliste. Beschlüsse wurden mit hoher Ausgabendisziplin gefasst. Erfreulich waren dann die Zwischenberichte der Kämmerei. Es zeigte sich, dass sich die Gewerbesteuer 2021 besser entwickelte als erwartet und die Finanzhilfen von Bund und Land auch im Hegau ankamen. Trotzdem wurde man nicht übermütig.

Handlungsbedarf bei Kita-Plätzen

Bildung ist in Gottmadingen ein großes Thema. Dazu gehört auch die Betreuung von kleineren Kindern. Doch in den Kitas wird es eng. So beschäftigten sich Verwaltung und Gemeinderat mit der Beschaffung neuer Plätze. Bürgermeister Michael Klinger erinnerte eindringlich an den Handlungsbedarf. Ein Kita-Neubau wurde wegen der Kosten bald ausgeschlossen.

Ein Waldkindergarten im Katzental unter Federführung der Johanniter war im Gespräch, kam aber nicht zum Zuge. Die zündende Idee hatten ein paar Räte im Pausengespräch. Sie fragten sich, warum man nicht das alte Schulgebäude in Teilen für die Kinderbetreuung nutzen könnte. Mit der Awo im Boot werden hier zwei Klassenräume und eine Toilettenanlage für die Bedürfnisse der Kleinen umgebaut.

Bürgerwerkstätten zum Radverkehr

Intensiv beschäftigt haben sich die Menschen im Dorf auch mit dem Thema Radverkehr. Hier liegt in Gottmadingen noch einiges im Argen. Sichere und attraktive Radwege sind Mangelware. Dabei werden sie dringend für die geplante Mobilitätswende benötigt. Und die Zeit drängt, weil man die Erneuerung der B 34 durch den Bund nutzen möchte, um dort Radwege zu installieren.

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Bürgerwerkstätten fanden sowohl digital als auch in Präsenz statt. Dabei ging es in Anwesenheit der Verkehrsplaner darum, Mängel aufzudecken und Lösungen zu suchen. Bessere Radwege sollen die Menschen dazu bewegen, das Auto öfter stehen zu lassen und auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.