Jürgen Waschkowitz

Fast das volle Programm des derzeitigen launischen Aprilwetters im Juni bekam das historische Altstadtfest in Aach zu spüren: Großes Glück hatte diesmal der Fanfarenzug, der 2008 beim Jubiläum ganz schlecht weggekommen war. Am Freitagabend, bei seinem traditionellen "Fäscht" zur Eröffnung der historischen Markttage, war es erfreulich warm und mal wieder richtig lauschig.

Rechtzeitig vor dem Festbeginn am Samstag hatte es sich noch einmal richtig heftig abgeregnet, die Sonne zeigte sich und erzeugte doch tatsächlich sommerliche Temperaturen. Aber am Sonntag gingen die sorgenvollen Blicke der Verantwortlichen, der Aussteller und aller Mitwirkenden immer wieder zum wolkenverhangenen Himmel. Alle Höhen und Tiefen mussten an den drei Tagen durchlebt werden. Das Altstadtfest war zwar bestens vorbereitet, aber der große Andrang der Besucher blieb leider etwas aus. Am Sonntag regnete es zunächst wenigstens nur schwach, aber immer wieder.

Für die Besucher gab es viel zu sehen, zu bestaunen und zu probieren. Handwerker, Gaukler und Künstler zeigten ihr Können, Marketenderinnen vom Musikverein flochten bunte Blumenkränze in Kinderhaare und der Scharfmacher scharte interessierte Besucher um sich und hatte viel zu erzählen: "Du musst mit den Leuten reden, das fördert das Miteinander und sie haben dir manchmal ganz viel zu erzählen", weiß Josef Neidhart. Ein Späßchen zur rechten Zeit hätte noch niemandem geschadet.

Alte, fast vergessene Berufe kamen wieder zu Ehren und waren immer umlagert. Die Kinder durften sich selber Seile drehen beim Seilmacher, ein Sensenklopfer dengelte seine Sense unermüdlich stundenlang und Schindelmacher und Besenbinder demonstrierten, wie es früher noch von Hand gemacht wurde.

Aber auch das kriegerische Mittelalter hatte seinen Platz. Die Welfen aus Ravensburg zeigten nicht nur, was ein Ritter alles anhatte und wie er kämpfte, sondern führten als Wache der Stadt auch Bösewichte und Säufer als Mahnung durch die Stadt. Und wer mitzumachen wünschte, konnte sich beim Bogenschießen probieren, oder bei den Rittern eine Prüfung ablegen, die Streitaxt werfen, mit Pfeil und Bogen ins Ziel treffen.

Wer aber nur zum Schauen gekommen war, fand überall genügend abenteuerliches Anschauungsmaterial: Spinnerinnen, Pfeifenmacher, Bierbrauer, Bienenzüchter und mehr. Es gab aber ebenso die einfache Möglichkeit, sich in ein Gespräch mit Freunden einzulassen, sich von der Musik und dem fröhlichen Getümmel begeistern und anstecken zu lassen, einen guten Trunk oder ein ausgezeichnetes Essen zu genießen, oder ganz einfach nur den zahlreichen Fanfarenzügen zuzuhören, die unermüdlich durch die Altstadt ihre Runden drehten. "Wir sind noch einmal davongekommen und haben insgesamt Glück gehabt", freute sich Mitorganisator und Oberhexe Joachim Tröscher von den Veranstaltern der Turmhexen. Er lehnte sich am Sonntagabend beruhigt zurück, bevor es ans große Abräumen ging.

Die Feuerwehr Aach hatte ihre diesjährige Jahreshauptprobe am Samstag in die Altstadt und passend in das Programm gelegt. In einem historischen Gebäudekomplexe war bei Renovierungsarbeiten im Erdgeschoss durch einen Baustrahler ein Brand ausgebrochen. Drei Personen und ein verletzter Kamerad der Atemschutzgruppe mussten aus dem Objekt gerettet sowie der Brand im Erdgeschoss gelöscht werden. Der verwinkelte Innenausbau in dem alten Gebäude und die allgemeine Enge in der Altstadt stellten die Feuerwehr vor einige Herausforderungen. Unter den fachkundigen Augen vieler Beobachtern und Gästen des Festes habe die Feuerwehr ihre Aufgabe aber planmäßig und gut gelöst, lobte der stellvertretenden Kreisbrandmeister Hannes Oexle den Einsatzleiter Tobias Rimmele und seine Kameraden. Auch Bürgermeister Severin Graf zeigte sich sehr zufrieden mit den gezeigten Leistungen und hob den guten Ausbildungstand und vorbildlichen Einsatz der Feuerwehr hervor.